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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0206
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VI. ALLTAGSLEBEN.

bei Giovanelli Antichitä Rezio Etrusche scoperte presso Matra 1845. 1,8. Vgl. Cave-
doni im Bullettino 1841 p. 76. 1846 p. 19ss. 1851 p. 63s. Braun Bull. 1842 p. 188.
Giovanelli I. c. p. 34 ss. — Dieser innerhalb einer Cista aus einem Grabe des transpa-
danischen Etruriens hervorgezogene Spiegel unterscheidet sich in seiner angegebenen
Bildnerei, hinsichtlich des Styls sowohl als der Darstellung, begreiflicherweise von den
mit den griechischen kunslverwandten Denkmälern, welche aus Gräbern des südlichen
Etruriens den gesammlen Inhalt dieses Werkes fast ohne Ausnahme uns lieferten. Die
hier concentrisch um das Mitlelbiid eines schwebenden Vogels ringsum gezeichneten
Figuren sind nicht ohne Fertigkeit, aber wenigstens in einzelnen Gruppen mit einer
derben Rohheit gezeichnet, welche zunächst den Verzierungsstyl der schwarzen Relief-
gefässe von clusinischer Art und Abkunft uns in Erinnerung bringt. Wie auch auf
jenen Gefässen nicht selten geschieht, ist hier die umlaufende Darstellung zur Hälfte
mit Rossführungen gefüllt; drei Pferde werden am Zügel von drei daneben schreiten-
den kurzbekleideten Männern geleitet, welche zum Theil (mit Ausnahme des Dritten)
als Kopfbedeckung einen Reisehut tragen. Diesen Gruppen der Rossführung, welche
Cavedoni, an und für sich nicht uneben, auf Leichenspiele zu deuten geneigt war,
schliessen nun mehrere Gruppen beschränkteren Umfangs sich an, welche durch umge-
kehrte Grundfläche von den vorigen gesondert erscheinen. Zunächst die Gruppe einer
langbekleideten mit einer Haube bedeckten Frau, welche, einem kurzbekleidcten Mann
mit Reisehut gegenüberstehend, in lebhafter Unterredung begriffen ist. Sodann eine
gleichfalls langbekleidete verschleierte Frau, die mit lebhafter Handgeberde ihres er-
hobenen rechten und ausgestreckten linken Arms zu einem in grossem (hinterwärts mit
Vogelkopf geschmückten) Sessel thronenden vielleicht auch ein Scepter haltenden , mit
einem Petasos bedeckten Manne spricht, den man nach Massgabe seiner Umgebung viel-
leicht für einen Richter zu hallen geneigt sein wird. Noch eine dritte in langem Mantel
verhüllte und mit Petasos bedeckte Männergestalt folgt am Ende der bisher beschriebe-
nen Figurenreihe. Von allen vorigen Figuren abgewandt steht sie wie ein lauschen-
der Späher de;1 zunächstl'olgenden jederseits durch senkrechte Begränzung, wie Wände
oder Säulen eines Gemaches, scharf gesonderten Scene zur Seite. Auf einer gleich
einer Barke geformten und jederseits mit Chenisken versehenen, aber doch auf deut-
lichen Unterstützen ruhenden Kline ist eine Gruppe dargestellt, in deren, wie es scheint,
stark verwitterter Zeichnung Cavedoni und mit ihm zuerst Giovanelli die Ausrüstung
eines Leichnams durch eine zweite Figur zu erkennen glaubte, später jedoch die Ver-
muthung Brauns, dass hier obscöne Ungebühr (31) dargestellt sei, vollkommen bestätigte.

(31) Zum Verständniss der unklaren Zeichnung bleibt
es schwierig, dass Symplegma zweier Personen mit der

Annahme eines unter denselben bemerklichen geflügelten
Phallus zu vereinigen.
 
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