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Gerhard, Eduard [Hrsg.]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0207
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TAFEL CDXXIII. CDXXIV.

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Die Bedeutung dieses Bildes zugleich mit dem vorher beschriebenen, von denen die
Rossführung hier sich wieder anschliesst, ausreichend zu würdigen bleibt uns versagt,
dagegen unserer Beschreibung sich noch der Umstand beigesellt einen als Centraibild
inmitten der Spiegelscheibe umgrenzten langschnäbeligen Vogel, etwa einen Kranich,
jenem unsauberen Symplegma, wie mit instinctmässiger Neugier zugewandt zu erblicken.

In der technischen Ausführung dieses Spiegels finden verschiedene stylistische
Unebenheiten sich vereinigt. Die Figuren der Rossführung und der anderen Scenen,
durch derbe Unbeholfenheit und Uebertreibung verzerrt, stechen wunderbar ab von der
feinen architectonischen Einfassung, welche bald aus geränderten, bald aus puuktirten
Linien bestehend sowol den in dem Mittelpunkt des Spiegels schwebenden Vogel um-
giebt, als auch die anderen Figuren in breitem Streifen umgiebt. Der Griff dieser
Metallscheibe, deren spiegelnde Fläche gleichfalls eine Mäanderverzierung von grosser
Feinheit an sich trägt, ist abgebrochen.

c. Todtendienst.

Tafel CDXXIV (Paralip. 392). grabesscene; Spiegel aus Bomarzo in des Heraus-
gebers Sammlung. — Vor einem schlichten schräg stehenden Grabespfeiler sitzt vor-
gebückt eine bekleidete und beschuhte Frau; sie hält ein henkelloses Aschengefäss von
der Form einer schlanken spitzen Amphora mit beiden Armen umschlungen, von denen
der linke etwas unbeholfen das Gefäss von Oben umfasst hält, während der rechte
demselben zur Unterlage dient und drückt es mit dem Ausdruck inniger Trauer an
ihre Brust. Ein Jüngling, um dessen linken Arm ein Gewandstück geschlagen ist, be-
rührt mit seiner ausgestreckten Rechten die gedachte Amphora und schliesst dadurch
der Grabestrauer sich an, welche den unverkennbaren, unter allen bisher bekannten
Spiegelzeichnungen aber sonst nicht vorgefundenen Gegenstand dieses dadurch doppelt
heachtensvverthen Spiegels ausmacht. Zur Einfassung dient demselben ein Efeukranz.
Die Mündung des Griffs, welcher in einen Rehkopf endet, ist auf der zur Spiegelung
bestimmten entgegengesetzten Seite, mit einer Blumenverzierung versehen.

d. Thierbilder und Vermischtes.

Tafel CDXXV (Paralip. 396). kranich und Schlangengeburt; Spiegel in des
Herausgebers Sammlung. — Ein Kranich steht mit zurückgehaltenem Haupte, breit geöff-
netem Schnabel und mit erhobenem linken Vorderbein unerschrocken vor einer aus

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