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Gerhard, Eduard [Editor]
Etruskische Spiegel (Band 4) — Berlin, 1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.5025#0208
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VI. ALLTAGSLEBEN.

berstendem Ei eben hervorgebrochenen Schlange mit gesträubtem Kamm, langem Bart
und weit geöffnetem Bachen, welche kaum geboren bereits in ansehnlicher Grösse mit
lang herausgesteckter Zunge dem wehrhaften Vogel drohend entgegenzischt. Das hinter
diesem aufspriessende Gewächs kann man für Lorbeer oder für eine Wasserpflanze,
die zwischen beiden Thieren sichtbare Staude für eine ansehnliche Distel halten.

Tafel CDXXVI, 1 (Paralip. 404). zwei ungethüme; Spiegel zu Berlin 1859 im
Kunsthandel gezeichnet. — Zwei einander gleichgebildete Ungethüme, aus den Obertheilen
eines Panthers, zwei in symmetrischen Windungen in einander verschlungenen Schlan-
genleibern und den Füssen eines Raubvogels bestehend, sind mit ihren Köpfen gegen-
über, mit den Krallen nach aussen gewandt. Wunderlich geformt ist neben diesem
arabeskenartigen Thiergebilde auch dessen Einfassung. Dieselbe ist aussen wie durch
eine Perlenschnur, innen aber ringsum durch kreisförmig gehügelte und mit Kügelchen
ausgefüllte Abtheilungen gebildet, welche an die minder auffälligen, dann und wann aber
als Wolken gedeuteten Verzierungen erinnern, wie wir sie besonders aus hieratischen
Spiegeln mehrfach nachwiesen (32).

Tafel CDXXVI, 2 (Paralip. 397). fische im wasser; Spiegel in des Herausgebers
Sammlung. — Durch Querlinien von einer mit Pflanzen verzierten oberen und einer
ähnlichen unteren Abtheilung gesondert, ist hier ein mittlerer Raum für eine von Fischen
umgebene blätterige Staude bestimmt; von den Fischen sind ihrer vier nach oben, an-
dere vier nach unten gerichtet, eine Andeutung der voraussichtlichen Wasserfläche wird
vermisst. Die Einfassung ist in eigenthümlicher Weise durch wechselnde Blätter und
Blumen gebildet, welche vereinzelt aus dem äussersten Umkreis ins innere Bild hinein-
treten. Die Mündung des Griffs ist mit einer Palmelte verziert.

Tafel CDXXVII (Paralip. 393*). gorgoneion mit efeukranz; Spiegel des Kom-
mandanten Oppermann zu Paris. Dieses in breiter Einfassung von einem Efeukranz
umgebene durch stylistische Eigentümlichkeit ausgezeichnete Medusenhaupt, dessen starr
ausgeprägte Schönheit an berühmte Marmorwerke zu München und Köln erinnert, ist
eigentümlich geformt. Das Haar füllt den durch einen Ring mehrerer concentrischer
Linien von den ungewöhnlich breiten Randverzierung getrennten mittleren Raum des
Spiegels fast vollständig aus und ist in mehrere Abtheilungen getheilt, und zwar in seinen
verschiedenen Schichten theils, wie an den Ohren, entschieden haarartig, theils feder-
artig gebildet, so dass Flügel und Haar einer strengen Unterscheidung sich entziehen.
Diese perückenarlig zusammengehäuften Haarmassen geben ihm ein theatralisches Ansehen,
doch bleibt durch die Flügelchen am Haupt seine Bedeutung gesichert.

^32) Wolkenähnliche Verzierungen fanden sieh ohen

iii Tafel 271 S. 303.
 
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