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Gerland, Otto
Paul, Charles und Simon Louis Du Ry: eine Künstlerfamilie der Barockzeit — Stuttgart: Paul Neff Verlag, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.65344#0184
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ländischen Künstlern gearbeitet. Die innere Ausstattung des Schlosses
war Du Ry’s ausschliessliches Werk.
Abschnitt 12.
Schluss.
Damit stehen wir am Ende von Du RyG künstlerischer Laufbahn.
Wohl waltete er seines Amtes als Oberbaudirektor und Oberkammer-
rat rüstig weiter, aber in die Oeffentlichkeit trat er nicht mehr hervor,
er wurde von seinen Zöglingen abgelöst. Er lebte jetzt vorzugsweise
seinen Kindern und seinen Freunden. Seiner Freundschaft mit Tisch-
bein und Naht haben wir schon gedacht, auch mit seinen meisten Kol-
legen, namentlich den Professoren des Kollegium Karolinum, lebte er
stets im angenehmsten Verkehr. In seiner Wohnung; in der Karl-
Strasse waren einmal eine grössere Zahl dieser Professoren versammelt,
darunter der Mediziner Tiedemann und der später als Reisender und
durch sein unglückliches Ende so bekannt gewordene Georg Forster.
Diese beiden gerieten in Streit und Tiedemann wurde so ausfallend,
dass man ihn aus dem Zimmer entfernen musste. Nun entflammte
sein Zorn erst recht, er zog den Degen und schlug dergestalt gegen
die Zimmerthür, dass man noch nach langen Jahren, trotz mehrfachen
Ueberstreichens der Thür, den von ihm geschlagenen Riss wahrnehmen
konnte.1) Aus den späteren Lebensjahren stammt die von Naht ver-
fertigte Büste Du Ry’^, mit deren Wiedergabe (Fig. 47) wir die Reihe
der Abbildungen schliessen wollen, wie wir sie mit Du Ry^s jugend-
lichem Porträt von Tischbein’s Eland begonnen haben. Diese Büste,
von der nur zwei Exemplare vorhanden sind, eins im Besitz des Ver-
fassers dieser Arbeit, das andere in den Sammlungen der Kasseler
Kunstakademie, ist ein treffliches Werk; sie stellt den lebhaften, geist-
reichen Mann in Du Ry dar, wenn sie es auch selbstverständlich ver-
schmäht, einen Mann, dem die Natur die körperliche Schönheit ver-
sagt hat, eine solche anzudichten. Wie die Büste aber ganz hervor-
ragend charakteristisch für jene Zeit ist, so ist es auch interessant, dass
Naht bereits versuchte, die Augen durch Ausarbeitung der Pupillen zu
beleben. Eine besondere Freundschaft verband Du Ry mit Casparson,
der in dem schon mehr erwähnten Nekrolog über ihn das Urteil fällte:
„Er war ein Gelehrter, zum Teil durch die altrömische und neueren

P Mündliche Familiennachrichten.
 
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