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zwischen dem Johannes vom Hochaltar in Lautenbach
und dem des Meisters H. L. am Altar in Niederrottweil.
Beide Figuren führen dieselben unnatürlichen, unmoti-
vierten Bewegungen aus, ebenso wie die Figuren auf dem
Kartenspiel des Meisters E. S. Aber die Kraft, die sie
zwingt, diese Bewegungen auszuführen, liegt in ihnen
selbst, während die Heiligen des Meisters H. L. gar
keinen selbständigen Willen haben und von einer frem-
den, außerhalb liegenden Kraft bewegt zu werden
scheinen. Am Altar zu Breisach in Niederrottweil hat sich
die Masse in Ornament, in Linie verwandelt, in der Pla-
stik der achtziger und neunziger Jahre in Bewegungs-
energie.
Es gibt in der vorhergehenden Malerei und Plastik
nichts, das dem Stil der achtziger und neunziger Jahre so
nahe käme, wie die Kupferstiche des Meisters E. S. Die
Graphik wird jetzt für die Entwicklung der Kunst in
Deutschland außerordentlich wichtig. Es ist ein, Vorklang
zu den Schöpfungen Dürers1, zu der Zeit, wo Graphik und
Malerei zur herrschenden Kunst werden, und die Plastik
an Bedeutung verliert. Nur ein Vorklang, weil der Meister
E. S. zwar in einem ganz erstaunlichen Maße den kom-
menden Stil vorausahnt, die Verwirklichung der neuen
Ideen in der Plastik aber künstlerisch weit über ihn hin-
ausgeht. Figuren von der Großartigkeit des Marienaltars
in Krakau (von Veith Stoß), dem Altar Pachers in St.
Wolfgang am Ammersee im Salzkammergut, dem Altar in
Kefermarkt sind bei ihm nirgends zu finden.
Ich habe versucht, plastische Werke zusammenzu-
stellen, die sich an Stiche des Meisters E. E. anlehnen.
Meistens werden nur Gewand- und Standmotive über-
nommen. Es geschieht selten, daß der ganze Stich insi
Plastische übertragen wird; im Gegensatz zu den Stichen
Dürers und Schongauers, bei denen gerade die Kompo-
1 Pinder: Kolleg.
1 und zwar so, daß ich in der Hauptsache die Werke der bedeu-
tenden Künstler zusammengestellt und die einzelnen Werke unbekannter
Meister dazwischen eingeordnet habe.
zwischen dem Johannes vom Hochaltar in Lautenbach
und dem des Meisters H. L. am Altar in Niederrottweil.
Beide Figuren führen dieselben unnatürlichen, unmoti-
vierten Bewegungen aus, ebenso wie die Figuren auf dem
Kartenspiel des Meisters E. S. Aber die Kraft, die sie
zwingt, diese Bewegungen auszuführen, liegt in ihnen
selbst, während die Heiligen des Meisters H. L. gar
keinen selbständigen Willen haben und von einer frem-
den, außerhalb liegenden Kraft bewegt zu werden
scheinen. Am Altar zu Breisach in Niederrottweil hat sich
die Masse in Ornament, in Linie verwandelt, in der Pla-
stik der achtziger und neunziger Jahre in Bewegungs-
energie.
Es gibt in der vorhergehenden Malerei und Plastik
nichts, das dem Stil der achtziger und neunziger Jahre so
nahe käme, wie die Kupferstiche des Meisters E. S. Die
Graphik wird jetzt für die Entwicklung der Kunst in
Deutschland außerordentlich wichtig. Es ist ein, Vorklang
zu den Schöpfungen Dürers1, zu der Zeit, wo Graphik und
Malerei zur herrschenden Kunst werden, und die Plastik
an Bedeutung verliert. Nur ein Vorklang, weil der Meister
E. S. zwar in einem ganz erstaunlichen Maße den kom-
menden Stil vorausahnt, die Verwirklichung der neuen
Ideen in der Plastik aber künstlerisch weit über ihn hin-
ausgeht. Figuren von der Großartigkeit des Marienaltars
in Krakau (von Veith Stoß), dem Altar Pachers in St.
Wolfgang am Ammersee im Salzkammergut, dem Altar in
Kefermarkt sind bei ihm nirgends zu finden.
Ich habe versucht, plastische Werke zusammenzu-
stellen, die sich an Stiche des Meisters E. E. anlehnen.
Meistens werden nur Gewand- und Standmotive über-
nommen. Es geschieht selten, daß der ganze Stich insi
Plastische übertragen wird; im Gegensatz zu den Stichen
Dürers und Schongauers, bei denen gerade die Kompo-
1 Pinder: Kolleg.
1 und zwar so, daß ich in der Hauptsache die Werke der bedeu-
tenden Künstler zusammengestellt und die einzelnen Werke unbekannter
Meister dazwischen eingeordnet habe.