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Gottsched, Johann Christoph [Hrsg.]; Gesellschaft der Freyen Künste <Leipzig> [Hrsg.]
Sammlung einiger ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der Freyen Künste zu Leipzig — 1.1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.25957#0117
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Vl. Der Herbst. 9Z

Dmrra fort! verlaß das Feld,

In dem dein blasser Glanz bey heitern Nachten schimmert.

Sieh, ob dein Bo§en noch so stark wie sonsten prallt,

Und fty mn Köcher, Pfeil, und Spieß und Garn bekümmert.

Es ruft dich itzt der düstre Wald,

Der vom Getöne wiederschallt
Des Wildes, das itzund bey ganzen Hcerden ziehet;

Das, wenn der muntre Iager blast,

Sich bald ins Netz verstricken laßt,

Bald auch vor ftiner Wuth mit Rauch und Schaume fliehet.

Das Ohr vermißt zwar den Gefang
Von Vögeln, deren Lied so Bufch als Wald erfüllke:

Tbeils wenn sich Titans Glanz aus Thetis Schooße schwang,
Lheils wenn er wiederum sich in das Meer verhüllte;

Doch was dort das Gehör empfand,

Und augenblicklich gleich verschwaird,

Genießt itzt der Geschmack in mehr und größerm Maaße:

Da das, was erst das Ohr vergnügt,

Für den Geschmack in Schüsseln liegt,

And zeigt, wie alles sich von ihm beherrschen lasse.

Jst die Natur nichk mehr geschmückt,

Vermißt ihr Angesicht die hellen Iugend - Farben:

So hat sie uns doch schon durch manches Kind beglückt,
Und ist verehrungswerth bey ihres Alters Narben.

Wenn stattdes Zephyrs, Windewehn,
llnd düstre Wolken zu uns drehn;

Wenn man das Dlau vermißt, das sonst den Himmel zieret:
So bringet dieß der Erde Kraft
Zu ihrer nachsten Scbwangerschaft:

O Herbst! wer wird wohl nicht durch deinen Reiz gerühret?

vn. Io-
 
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