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https://doi.org/10.11588/diglit.25957#0235
210 XVI. Lcbrsde auf dm meißn. Dichter
dessen weise Einrichtungsn unS gleiche Nachkommen ver-
sprechen.
Jch will dießmal nichtS von tapfsrn sächßschen Helden
der alten Zeiten gedenken; r'ch will auch die großen Män-
ner deöjetzigen Jahrhunderts gern verschweigen: es werden
doch noch genng merkwürdige Geister übrig bleiben.
Hat nicht paul Llemmiug von Harrensteiu, die-
ser edle Meißner, schon vor mehr alö hundert Jahren, halb
Europa durch den Reiz seiner lieder in Entzückung geseßt?
Wieß nicht dieser gelehrte Sohn der leipzigijchen hohen
Schule, den Deutschen auf seiner anmuthigsn Flöte zuerst die
Kunst, wohlklingende Oden zu versertigen? Halfer nicht
nebst Opißen, dem Vater der schönen Wissenschasten in
Germanien, dis Barbarey ritterlich bestreiten?
Er hat unö, ungeachtet der abgelegten weiten Reisen,
unvergängliche Denkmäler seines Fleißeö hinterlassen. Und
waö' würde er erst geleistet haben, wenn ihn nicht gleich
nach Votlendung derselben, in Hamburg, das Schicksal
aller Sterblichen, in seinen schönsten Tagen bctrof-.
fen hätte!
Jch halte es, hochgeschätzte Anwesende, für meine
Pflicht, heute das lob dieses Dichterö zum Hauptinhalte
meiner Rede zu erwählen; und Lch kann solcheö ohne einige
Vorwürfe der auSschweifenden Uebe für daS Vaterland, oder
des Selbstruhms verrichten : weil ich einer mittäglichern
Landschaft, die Geburt zu danken habe.
Jch würde aber fürwahr unbillig handeln, wenn ich
die außerordentliche Blödigkeit verbergen wollte, die mein
Herz empfindet; da ich an einem so feyerlichen Tage, und
in einer so ansehnlichen Versammlung reden soll. Vieleicht
werden meine Mängel, welche bisher meistentheils nur mir
allein bewußt waren, durch solch ein kühnes Unterfangen
mehrern bekannt werden. Vieleicht wird heute meine un-
geübte Zunge die Ohren der vortrefflichsten Männer be-
leidigen.
Jch
dessen weise Einrichtungsn unS gleiche Nachkommen ver-
sprechen.
Jch will dießmal nichtS von tapfsrn sächßschen Helden
der alten Zeiten gedenken; r'ch will auch die großen Män-
ner deöjetzigen Jahrhunderts gern verschweigen: es werden
doch noch genng merkwürdige Geister übrig bleiben.
Hat nicht paul Llemmiug von Harrensteiu, die-
ser edle Meißner, schon vor mehr alö hundert Jahren, halb
Europa durch den Reiz seiner lieder in Entzückung geseßt?
Wieß nicht dieser gelehrte Sohn der leipzigijchen hohen
Schule, den Deutschen auf seiner anmuthigsn Flöte zuerst die
Kunst, wohlklingende Oden zu versertigen? Halfer nicht
nebst Opißen, dem Vater der schönen Wissenschasten in
Germanien, dis Barbarey ritterlich bestreiten?
Er hat unö, ungeachtet der abgelegten weiten Reisen,
unvergängliche Denkmäler seines Fleißeö hinterlassen. Und
waö' würde er erst geleistet haben, wenn ihn nicht gleich
nach Votlendung derselben, in Hamburg, das Schicksal
aller Sterblichen, in seinen schönsten Tagen bctrof-.
fen hätte!
Jch halte es, hochgeschätzte Anwesende, für meine
Pflicht, heute das lob dieses Dichterö zum Hauptinhalte
meiner Rede zu erwählen; und Lch kann solcheö ohne einige
Vorwürfe der auSschweifenden Uebe für daS Vaterland, oder
des Selbstruhms verrichten : weil ich einer mittäglichern
Landschaft, die Geburt zu danken habe.
Jch würde aber fürwahr unbillig handeln, wenn ich
die außerordentliche Blödigkeit verbergen wollte, die mein
Herz empfindet; da ich an einem so feyerlichen Tage, und
in einer so ansehnlichen Versammlung reden soll. Vieleicht
werden meine Mängel, welche bisher meistentheils nur mir
allein bewußt waren, durch solch ein kühnes Unterfangen
mehrern bekannt werden. Vieleicht wird heute meine un-
geübte Zunge die Ohren der vortrefflichsten Männer be-
leidigen.
Jch