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Gottsched, Johann Christoph [Hrsg.]; Gesellschaft der Freyen Künste <Leipzig> [Hrsg.]
Sammlung einiger ausgesuchten Stücke der Gesellschaft der Freyen Künste zu Leipzig — 1.1754

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https://doi.org/10.11588/diglit.25957#0310
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demVerf. desgem.Wescnsverknüpfetsey. 285

Zuhörcn getricben wird, in den großen und in die Augen
fallenden Wirkungen, die sie daselbsi hervorzubringen Ge-
legenheit hat, in so vielerley Gesahr, von der sie zu reden hat,
die kräftigsie Ermunterung und den fruchtbarsien Inhalt
zu reden. Und diejenigen, welche noch zweifeln, ob die
vortheilhaftesien Uinsiände sür die Beredsamkeit mit den ver-
wirrtesien sür den Staat verknüpfet sind, scheinen mireben
so gründlich zu denken; als diejenigen, welche nichtglauben,
daß der Krieg selber den Künsien des Krieges dic meisie Ge-
legenheit gebe, ihre Macht zu zer'gen.

WaS wollen wir aber thun, da wir sehen, daß unsere
Zeiten viel zu glücklich sind, alS daß sie den höchsien Ruhm
der Beredsamkeit errcichen würden? Dasjenige,meineHer-
ren, was ich mit Freuden von ihnen sehe, waS gute Solda-
ten im Frieden zu thun pflegen: uns üben, und diejenigen
Gelegenheiten ergreifen, die uns daö Glück an die Hand
giebt. Die Gelegenheiten, die wir zum Reden finden, kön-
nen auch in ihrer Art noch ihren Cicero haben: wenn wir
uns kleinerer Umstände so gut bedienen, als jener sich große
zu nuH gemachet hat. Der Mangel der Uebung unter-
saget mir ißo, mich so viel zu erkühnen, und jemanden wür-
yige kobeSerhebungen zu machen; der in dem kobe eines Dich-
ters, in dem bobe einer den Menschen sehr nützlichen Kunst,
Gelegenheit genug gefunden hat, seine Zuhörer durch eine
feurige Beredsamkeit zu rühren. Jch aber, Magnifice und
hochzuehrende Hen'en, schätze mich glücklich, hinführo unter
der Aufsicht eines Hauptes zu reden, dem zum Gipsel der
Beredsamkeit nichts, als die Gelegenheit gefehlet hat; und
mich mit einer Gesellschaft zu üben, die sich auch der größ.
ten Gelegenheiten würdig zu machen so eiftig bemühet isi.

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