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Gessner, Conrad; Forer, Conrad [Übers.]; Froschauer, Christoph [Bearb.]
Thierbuch Das ist ein kurtze beschreybung aller vierfüssigen Thieren/ so auff der erden vn[d] in wassern wonend/ sampt jrer waren conterfactur: alles zů nutz vn[d] gůtem allen liebhabern der künsten/ Artzeten/ Maleren/ Bildschnitzern/ Weydleüten vnd Köchen/ gestelt — Getruckt zů Zürych: bey Christoffel Froschouwer, 1583 [VD16 G 1729]

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https://doi.org/10.11588/diglit.71520#0047
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ν

1¹⁰½ν

Bondem Baͤren. XVI

Dann es überſpꝛingt den Baͤren / ſchlecht im ſpꝛingen mit den hinderen füſſen auf / zet-
Daſchrün denſchadel Dargegen der Baͤr an rugken falt / vnnd mit ſeinen oalpfen

klawen zerreyßt er jm den bauch / da das pfaͤrd am weichſten iſt.

¶ Dem/ eſel iſt er auch feind / dem loͤuwen ghaſß / dem maulthier gaaar.
¶Das aber ein ſonders vnnd von natur wunderbare art an jm iſt / auch von groſer
ſeiner ſtüchten koderigen vermiſchung kumpt / iſt eben das dappen ſaugen / ſchlaafſen /
vnnd lang verboꝛgen ligen. Doch iſt noch ein groſſer zanck vnder den naturkündigen /
bob er kelte halb oder anderer vꝛſach ſich ſo lang verberge. Dann das maͤnnlin ligt vier
gig tag / das weyblin vier Monat innen. Etlich woͤllen / ſoͤlichs thůye er nit der keltin
halben:aber darumb / daß er von opß vnd überflüſſiger ſpeyß ſich etwas ſchwach be-
duncke / vnd ſein zů vil feißte fur ein kranckheit halte / chließ ſich alſo eyn abzedoͤnwen /

ſich zů megeren / c.

*

nun ſoͤliche jr natürliche zeyt haͤrzů kumpt / eſſen ſy ein kraut das ſchlaafſend
imacht / wie dañ die gmein ſag iſt / aber niemants zeigt deß krauts nam̃en an. Doch wil
nan reden / daß auffein zeyt im Schweytzer gebirg ein Senn / oder Schweytzer / auß
Sennhof gangen / vnnd auff dem kopffein groſſen kaͤßnapff getragen / habe alſo
in Baͤren geſehen / von vernen / der ſelbig hab ein kraut außgerupfft / vnd das ſelbig ge

gen vnd krauts geaͤſſen / do ſey jn zů ſtund der ſchlaaff ankommen / daß er ſich ſchlaaf-
ſens nimmer überheben moͤgen / hab ſein haupt mit dem kaͤßnapff bedeckt / vnnd ſich
gleych am waͤg zeſchlaaffen nidergelegt. Vñ wiewol es angender winter zeyt ſich zů⸗ *
gerragen / hab doch der Senn den winter durchauß in aller keltin vnuerſeert biß in an-
Henden ſtuͤling aͤſchlaaſſen / do ſe er erſt erwachet. Ob das ein tanntmaͤr / weiß ich ni /

aber es iſt die gmein ſag.

Wo nun den Baͤren der ſchlaaſſankumpt / hat er kein hülin / ſo macht er mit raͤſpen /
aͤſten / reyß / laub vnd anderm gſtüd / ſo ein dick naͤſt / das dardurch nim̃er raͤgnen mag.
¶HFo/oir ſein bett tregt er döꝛn / laub vnd gmieß:iſt es vnſauber / er reiniget vnd butzt es ſan
der. So er denn ſich eynlegen wil / gadt er zů voꝛderſt aufſſeinen zehen / vnnd ſo lyß er
Lae nit fürſich / ſonder rügkling in die hülin / vnd ſo er nahend bey der ſel-

iſt / walet er ſich dareyn / damit der jaͤger ſein gſpoꝛ nit finde.
¶Das maͤnnlin hat ſein eigen naͤſtlin / deßgleychen das froͤuwlin / welchem der Baͤt
zů eeren weytern raum laßt / vnd als der ſchwangern / von minder trangs waͤgen / baß

vnderſtraͤuwet / vnd weytern platz eyngibbv.

Wienn ſy denn an ein ſchlaaffen kommen / ſo ligen ſy die etſten viertzehen tag ſo gat
ſtill/ daß ſy ſich nimmer regen / von keinerley getoͤß: weder von ſchlahen / ſtaͤchen / hau-
wen / noch verwunden moͤgen ſy aufgeweckt werden. Darnach ſo ſitzen ſy zů zeyten
auf ſaugen die datʒen:dann ander ſpeyß verſůchen ſy nim̃et diß ſy außgond. Doch iſt
kein ſtaͤts ſitzen / ein kleine weyl / ſo ſy geſogen / ſo ſchlaaſſen ſy den wider / richten ſich — *



auf ſitʒen / gond aber nit auß der hülin.

Sy werden auch diſer zeyt ſo feißt / daß ſy ſich hart wenden oder vmbeeren mö-

gen / zů voꝛab das maͤnnlin: wo von aber / kan man nicht eigentlich wüſſen. Es mag

ſchlaaffs halben nit ſeyn:dañ der ſelbig waͤret allein viertzehen tag / ſo neüßt et ye ſunſt
kein ſpeyß: dann in zeyt jres innligens findt man gar nichts in jrem magẽ / ja auch kein
felüchtigkeit / kein blůt / dann eben etlich klein blůtstropffen vmb das hertz: vnd ſein
daͤrm iſt zur ſelben zeyt ſo lͤͤr / daß es gleych aneinander klaͤbt / vnd verſchmachtet

Wiewol ein gmeine pauren regel / daß auff den anderen tag Hoꝛnungs / ſo wir den

Liechtmaͤßtag nennẽ / der Baͤt ſo es kalt auß der hülin gang / ſo aber warm waͤttet / do ö ö

er wider hineyn ſchliefſe:bedunckt mich doch das kom̃e dahaͤr / dʒ das maͤnnlin allein

rechnungAlberti / gadt das maͤnnlin im Hoꝛnung / das froͤuwlin im Meyen auß. Dal

der waar Winter eyngadt wenn die Sonn inn Steinbock / das gmeirlich vmb den

c ij

*

—. —

fraͤſſen. Oo nun der Baͤr hinweg kom̃en / ſeye der Senn auch zůͤhin gangen / der wur-

viertzig tag / das froͤuwlin vier Monat / wie ob vermaͤldt / innligt vnnd nach der außs
 
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