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Gewerbeblatt für den Schwarzwald — 2.1853

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Nro. 15 (17. Juli)
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https://doi.org/10.11588/diglit.62740#0060
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Glasschüffel, nachdem man den Streifen senkrecht aufgebogcn^
hat, so daß er am Rande der Schüssel heraufläuft, weiter oben
biegt man denselben wieder wagrccht.
Um das feste Ansetzen der Luftblasen an den liefern Stellen
des Modelles zu verhindern, sobald Flüssigkeit daraus kommt,
thut man wohl, dasselbe unmittelbar vor dem Einsetzen mit ei-
ner Mischung von gleichen Volumen Alkohol und Wasser aller
Orte sorgfältig mit einem zarten Pinsel zu überfahren.
Ist nun das Modell feucht in die Glasschüffel eingelegt, so
füllt man die Schüssel nut einer conccntrirte» Lösung von Kupfer-
Vitriol (blauem Vitriol) in Wasser, bis zu etwa 2 Zoll vom
obern Rande an. Sobald die Flüssigkeit, ras Modell vollständig
bedeckt, betrachtet man dasselbe genau, ob sich irgend eine Luft-
blase festgesetzt habe, in welchem Falle man diese mit dem Pin-
sel leicht berührt, daß sie in die Höhe steigt. Nun setz t man das
obere Gefäß ein, in das man nun auf oben besagte Weise die
amalgaMirtc Zinkplatte, nachdem man auch den gut gefirniß-
ten Lcitungsstreifen längs der Wandung dieses Gefäßes aufgc-
bogen und außen soweit heruntergebogen hat, daß ein Zusam-
menbringcn mit dem untern Streifen möglich wird, und füllt
dieses Gefäß mit. verdünnter Schwefelsäure.
Will man 'nun den Niederschlag des Kupfers auf das Mo-
dell bewirken, so drückt man mittelst einer Klemmschraube die
beiden äußern blank geputzten Enden der beiden Streifen zu-
sammen, und kann nun die Operation beobachten.
Röthig ist es noch, daß man in dem untern Gefäße ein mit
blauem Vitriol gefülltes Säckchen von feinem weißen Baum-
wollen- oder Leinenstoff einhängt, damit sich die Kupfer-Vitriol-
lösung stets gesättigt erhält. Dieses Säckchen darf jedoch mit
dem Modelle in keine Berührung komme».
Rach einer Dauer der Operation von etwa 12 Stunden,
wobei man nur hin und wieder nachzusehen hat, ob das Säck-
chen noch ungelösten Vitriol enthält, den man stets wieder er-
neuern muß, erhält das Kupfer in der Regel eine hinlängliche
Dicke, um seinen Zweck zu erfüllen.
Man unterbricht jetzt die Operation durch Ocffnen der
Klemmschraube und Ausheben des obern Gefäßes und löst die
Knpfcrmatrizc sorgfältig vom Modell ab, »achvem dasselbe aus-
gehoben ist.
Fertigung des FAodclles.zur Gießerei.
Man fertigt sich nun einen Holzrahmen von der Größe des
Modelles oder des gewünschten Preßstückes, der so hoch ist, als
das Gußstück dick werden sollg legt die Kupfcrmatrize so ein,
daß die eigentliche Modellseitc nach unten sieht und gießt den
Rahmen auf gewöhnliche Weise voll Gpps. Ist dieser erhärtet
und aus dem Rahmen genommen, dem man schon den zum
Giessen erforderlichen Anzug gegeben hat, so ist nur ein Rach-
putzen des Gypses nöthig, um das zur Gießerei erforderliche
Modell herzustellen.
Dieses formt der Eisengießer wie jedes andere Modell ein
und bewirkt den Abguß.
Um jedem gewöhnlich vorkommenden Hindernisse vorzubeu-

gcn und jede Operation so darzustellen, daß sie ohne Anstand
ausgeführt werden kann, sowie um vertheuernde Zeichnungen
zu umgehen, mußte ich etwas weitläufig beschreiben. Wer aber
wirklich einen Versuch nach diesen Angaben macht, wird sich über-
zeugen , daß die Apparate sehr billig und alle Operationen sehr
einfach und leicht vorzunehmen find, und findet gewiß seine Mühe
reichlich durch den Erfolg belohnt.
Vöhrenbach. (Strohflechterei.) In Rr. 13 des
Gcwerbeblattcs macht die Großh. Direktion der Uhrenmacherschule
auf die nun herangenahte Zeit zum Bleichen von Geflechtstroh
aufmerksam, und zwar sehr mit Recht, denn ein schönes weißes
Stroh erhält man nur durch das Abschnciden der.Frucht in der
Blüthc.
Es ist die ewige Klage aller Käufer über Mangel an ganz
weißem Strohgeflecht, und so lange diesem Uebel nicht gesteuert
wird, so lange werden die Preise des mangelhaften Strohge-
flechtes immer nur noch mehr sinken und bei der stets mehr auf-
tauchenden Concurrenz zuletzt ganz werthlos werden.
Lasse sich der Schwarzwald bei diesem einfachen aber sehr
nützenbringcnden Industriezweige nicht von seiner Nachbarschaft
überflügeln, wie es ihm bei der Uhrenmacherei durch das Aus-
land geschah, denn schon lesen wir vom Seekreise wie Unter-
rhcinkreise Nachrichten von Ankäufen von Frnchtäckern, die zum
Erzeugen schönen Strohgeflcchtes erworben werden.
Würde in Orten, wie besonders der hiesige, der dazu ganz
geeignet ist, nur jeder Bürger, der Kinder hat, einige Schaub
Stroh bleichen lassen, so wäre dies genügend, den langen Win-
ter hindurch dieselben zu beschäftigen, und nehmen wir an, daß
während dieser Jahreszeit (zu 6 Monaten berechnet) sich etwa
200 Personen, Frauen und Kinder, mit diesem Industriezweig
befassen und täglich nur, wenig angenommen , 6 kr. verdienen,
so ist dieses ein Erwerb von circa 3600 fl. — eine Summe, die
sonst so zu sagen ganz verloren geht, die aber gewiß geeignet
ist, die Wohlhabenheit einer Ortschaft und einer ganzen Gegend
wesentlich zu befördern, manche Nahrungssorge zu stillen, und
manche Thränc zu trocknen.
Besonders erlauben wir uns, die Herren Gemeinde-Vorste-
her auf die Strohflechtcrei aufmerksam zu machen, sie ist ein
sicheres Mittel zur Unterhaltung der weiblichen armen Bevölke-
rung einer Gemeinde, und ein wesentlicher Schutz gegen die
Eingriffe in die Gemeindekaffe.

Technische Notiz.
Die Schärfung stumpfer Feile» und Raspeln durch
Säure, eine alte und, wie cs scheint, vergessene oder vielmehr,
übersehene Vorschrift verdient einer Erinnerung, da sic sich prak-
tisch bewährt hat.
Man reinigt die Feile zuerst mechanisch von Metallspähnen,
kocht sie zur Entfernung von Fett u. s. w. in starker Seifensie-
derlaugc, bringt sie Minute lang in eine Mischung von 2
Theilen Wasser und 1 Theil Salpetersäure und Salzsäure, wäscht
sie mit Wasser, trocknet und überbürstet sie mit Terpentinöl.
(Würzb. gern. Wochenschr. 1852.)

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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