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Geymüller, Heinrich; Geymüller, Heinrich [Editor]; Durm, Josef [Editor]
Heinrich von Geymüllers nachgelassene Schriften (Heft 1): Architektur und Religion. Anh.: Biographische Notiz und Bibliographieder Werke und Aufsätze des Verfassers — Basel, 1911

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.43491#0024
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Die religiöTe Architektur ift zu vergleichen mit den in
herrlicher Farbenpracht prangenden Blumen, die Gott fich felbft
und den Menfchen zur Freude gefchaffen hat. Er hat ihnen
andere Farben gegeben als dem grünen Blattwerk, das allen
Pflanzen tezufagen gemein ift. Die religiöfe Stimmung, die wir
von einem Gebäude erhalten können, fließt aus zwei Quellen:
zunächfl aus dem Eindruck, den feine Formen und feine
Materialien an fich hervorzubringen vermögen, und dann aus
dem Geilt und den Gefühlen, die der Architekt diefen ein-
gehaucht hat.
Die verfchiedenen Arten religiöfer Eindrücke, die wir
empfangen können, find: Danken Für die Güte Gottes (St. Peter),
Loben, Gottes Wort hören, Bitten um die Dinge, die Für Leib
und Seele nötig find. Dazu kommen: die Sehnfucht, die An-
betung, das Feierliche, die Andacht und die Stärkung unteres
Glaubens. Schließlich das majeftätifche Symbol des Ewig-
dauernden, die Fertigkeit des Wortes Gottes. (Kuppelpfeiler
von St. Peter).
Die Mittel, welche die religiöfen Stimmungen in einer
architektonifchen Schöpfung hervorrufen, enifpringen:
1. Aus den charakterifiifchen Formen des angewandten
Architektur-Stils,
2. Den äfthetifchen Eigenfchaflen der verwendeten Bau-
und Dekorationsftoffe,
3. Dem Charakter der Religion, Für welche das Werk
errichtet worden ift,
4. Dem Talente und den feelifchen Eigenfchaflen des
Architekten und der ausführenden Meifier.

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