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Künstler sich ost zwecklos abquälen, fast immer gelingt, und dass er in den beabsichtigten Esfect einer Radirung
auch den beim Drucken zu erzielenden Ton mit feiner Berechnung einzubeziehen versteht. Der Eindruck skizzen-
artiger Leichtigkeit und Unmittelbarkeit, den Ungcr's Radirungen zu machen pflegen, stimmt vollkommen zu dem
Charakter der meisten Bilder des Harlemer Malers; ein jedes der besprochenen zwanzig Blätter, welche Genre-
seenen aus dem alten lustigen Volksleben in Holland, dann Einzelbildnisse und mehrere der unter der Bezeichnung
Doelen"- und „Regenten"-Stücke berühmten Porträtgruppen von altholländischen Schützengilden und Vor-
stehern humanitärer Anstalten bringen, somit den ganzen Stosskreis umsassen, in welchem die Kunst von Frans
Hals sich ausgelebt hat, ist in seiner Art durchaus gelungen.
Dank der Freundlichkeit des Verlegers können wir unserenLesern zwei vortresslichcProben der besprochenen
Radirungen vorlegen. Eine derselben, das Porträt von Frans Hals aus dem Jahre 1639, also aus dem 55. Lebens-
jahre des Künstlers, gibt einen vollen Begrisf von der Art, in welcher Ungcr die Freiheit der Pinseisührung und die
spätere breite Manier des Künstlers wiederzugeben weiss. Die andere Arbeit, das grosse „Doelenftück" aus dem
Jahre 1633, welches die Offiziere des Cluveniers-Schützencorps im Hofe des Schützenhauses versammelt zeigt und
„in der Haltung, im Gesammtton, in der Uebereinstimmung der Farben von grösster Schönheit ist", glänzt durch
dje effektvolle und adäquate coloristische Behandlung.
Wir dürsen schliesslich eine werthvolle Beigabe dieser prachtvoll ausgeftatteten Publication, den illuftrirten
Text von Dr. C. Vosmaer, nicht mit Stillschweigen übergehen. Bekanntlich ist Frans Hals erft durch die grund-
legenden Arbeiten dieses Kunstforschers unserem Verständnisse nahe gerückt worden, wessbalb die Bemerkung
überflüssig erscheint, dass kein andererSchriftsteller in dem Masse wie Vosmaer competent ist, denHarlemerMeister
zu commentiren; darauf aber möchten wir verweisen, dass der genannte Autor seinen Aussührungen einen bezeich-
nenden und lebendigen culturhistorischen Hintergrund gibt und abermals darthut, dass man im Heimatland eines
Künstlers zu Hause sein muss, um ihn ganz verstehen und Anderen zum Verftändniss bringen zu können.

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE
der Kunst und des Kunfthandwerks in Bern im 15. und 16. Jahrhundert.
Festschrist zur Erössnung des Kunftmuseums
herausgegeben von der Bernifchen Künftlergesellschast.
Bern, J. XW/"fche Buchhandlung.
|N Bern ist vor wenigen Monaten, nach vieljährigen Be-
mühungen der dortigen Künftler und Kunftsreunde, der
Bau eines Kunftmuseums, welches die Kunftsammlungen
und die Kunstschule der Stadt enthalten soll, vollendet
worden. Zur Feier dieses Ereignisfes, welches der Kunft-
pslege in der Schweiz ohne Zweisel sehr zu Statten
kommen wird, hat die Bernische Künstlergesellschaft
kürzlicheineFestschriftherausgegeben, deren gediegener
Inhalt und geschmackvolle Ausftattung uns um so
angenehmer berühren, je seltener wir derartige litera-
rische Erzeugnisfe aus der Schweiz erhalten. Aus einen
interessanten Artikel über die alterten Glasgemälde in
den Kirchen von Bern von 1300 —1530 von dem Glas-
maler J H. Mitller, solgt eine aus gründlichen Forschungen beruhende Arbeit von
'Äl Prosesfor Dr. G. Treeclisel über Kunst und Kunftgewerbe in Bern am Ende des
15. und zu Ansang des 16. Jahrhundertes mit besonderer Berücksichtigung der
Glasmalerei, dann eine Studie über den bedeutenden Politiker, Dichter und Künftler Niklaits
Manuel, dessen kurze Thätigkeit in das Decennium von 1520—1530 sällt. Aus den Rechnungen des
üSekelmeisters der „Statt Bern" gibt Dr. Emil Bl'osch werthvolle kunftgeschichtliche Mittheilungen,
 
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