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Venuskinder, mit ihren zarten milchweissen Leibern, den rundlichen Gliedern und der kindlichen
Ausgelasfenheit ihrer Bewegungen, slehen im denkbar wirkungsvollsten Contraste zu den gebräunten
Satyrn und rosigen Mänaden. Auch die Natur feiert dieses Fest der Farben mit. Durch das tiese, dunkel
gestimmte Grün des Laubwerkes ergiessen sich zu beiden Seiten des Venusbildes warme Lichtströme,
die schimmernd den Vordergrund überfluthen und, zu glühendem Abendroth gesteigert, den Hinter-
grund magisch erhellen. Wie man, nach Waagen's Ausdruck, „selbst bei Rubens eine so leichte und
geistreiche Behandlung wie die des „Venusfestes" nicht häufig wiederfindet", so kann man auch
behaupten, dass er nicht viele solcher Farbensymphonien componirt hat.
Sonnenleiter, der seine künstlerische Kraft als Rubensstecher bereits durch die schöne Wiedergabe
der „Entführung der Oreithyia durch Boreas" aus der Wiener Kunstakademie längst ausser Frage
gestellt hat, darf sich rühmen, in seinem Stiche des „Venusfestes" die Formensprache des Meisters
ebenso glücklich interpretirt zu haben, wie den ausbündig leuchtenden, sonnigen Farbenglanz des
Bildes. Der Stecher ist dem Charakter des Ganzen wie der Details mit liebevoller Versenkung in das
Original treu nachgegangen; die fleischige Fülle der Frauen, die weiche Zartheit der Kinder, der
spielende Schimmer des Lichtes und die harmonische Verschmelzung aller Töne, welche der Pinsel des
Meisters hervorgezaubert, hat Sonnenleiter's virtuoser Stichel trefflich nachgebildet. In seiner Leistung
besitzen wir nicht nur einen glänzenden Stich nach einem farbenglühenden Hauptwerke des Meisters
und die erste durchaus würdige und zureichende Reproduclion des ,,Venussestes", sondern auch eine
wahre Bereicherung der grossen Anzahl von schönen Stichen nach dem Hauptmeister unserer Nation.
Wir hoffen, dass Sonnenlciter seine bewährte Kraft auch ferner der Verbreitung der Werke von Rubens
und seiner Schule widmen werde.

Antwerpen.

Max Rooses,
Conservator des Museums Plantin-Moretus.

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aden


Signet der Druckerei von Joannes Meurshis.

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