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Ein Triton mit einer Nereide,

hat; darunter befinden sich viele mit grosser Freiheit, aber durchaus originell und malerisch behandelte chinesische
Motive, die seit 1735 wieder in Mode gekommen waren. Auf den Reisen nach Beauvais, die er machen musste, um
die Teppichwirker bei ihren Arbeiten nach seinen Compositionen zu leiten, entdeckte das Pariser Kind die Natur;
mehrere Jahre hindurch stellt Boucher Landschaften „nach der Natur" aus, wie die alten Kataloge ausdrücklich
vermerken, und 1740 versteigt er sich sogar zu einem „Wald", der leider nicht hat aufgefunden werden können. Seine
Arbeitskraft war unermüdlich; neben zahlreichen galanten mythologischen Bildern und Genredarstellungen schuf
er Operndecorationen und entwarf Costüm-Figurinen. Seine Decorationen zu den Opern „Perseus" und „Atys"
und zu einem Ballet von Noverre erregten bei der zeitgenössischen Kritik grosses Aufsehen.
Seit 1745 arbeitet Boucher für den König; zunächst einige Decorationsbilder sür das Medaillenkabinet der
Bibliothek, dann ein Bild für das Schlafzimmer im Schlösse zu Marly. Er war um diese Zeit auf dem Höhepunkte
seines künstlerischen Vermögens und seine besten Arbeiten fallen in das Jahrzehent von 1745—1755. Besonderen
Erfolg erzielte der Künstler im Salon des Jahres 1747, welcher auf Befehl des Königs bloss den Mitgliedern der
Akademie zugänglich war — eine seltsame Ausstellung von Werken liors concours, da der König unterschiedslos
jedes aufgenommene Bild um den Preis von je tausend Thalern an sich brachte. Ein namhafter Kritiker jener
Zeit, natürlich ein schöngeistiger Abbe, fällt das seither unzählige Male wiederholte Urtheil, dass Boucher der
„Maler der Grazie wie der Wollust" sei und hebt zugleich ganz richtig hervor, dass der Künstler vom Rosenroth
mehr als billig Gebrauch mache. In der That kann man, von einigen besonders gelungenen Bildern aus den Jahren
1750—1751 abgesehen, den rosigen Ton als Dominante in der Farbenscala Boucher's bezeichnen. Eine Folge davon
war, nach dem bekannten Verhältnisse der Grundfarben zu einander, dass der Künstler seinen landschaftlichen
Hintergründen einen viel zu tiefen und unwahren bläulichen Ton geben musste, um das Bild angenehm zusammen-
zustimmen. Auch diese Eigenthümlichkeit der Palette Boucher's, welche Paul Mantz trefsend deren Fabrikszeichen
nennt, entgeht nicht einem scharfen zeitgenössischen Kritiker, der mit seiner Rüge die feine Bemerkung verbindet,
dass Boucher und alle Maler, die ein lichtes glänzendes Colorit lieben, dessen Elemente bei Rubens studieren
sollten. Ein guter Rath fürwahr, dem noch beizufügen gewesen wäre, dass jeder zum Hofmaler berufene Künstler
sich die Haltung von Rubens in dieser Eigenschaft zum Vorbilde nehme. Auch für Boucher war nämlich der von
allen Künstlern des Ancien regime ersehnte Moment der nahen Beziehungen zum Hofe gekommen. Um 1750
wird er mit der Pompadour bekannt und erhält den Austrag, für das eben fertig gewordene Lustschloss Bellevue
 
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