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Galerie Sc kack.
Blick ist ein solches — sind an Erfindung, Form und Farbe wahre Meisterstücke, die kaum einem
anderen lebenden Maler in solcher Herrlichkeit gelungen wären. Man weiss nicht, was man mehr
bewundern soll: die Gliederpracht der nackten Nereide, welche mit kräftigem Grifse die Schlange am
Hälse gepackt hat und mit dem riesigen Wurm spielt wie ein Dorfmädchen mit einer im Walde
erhaschten zierlichen Lacerte, oder die kostbare Toilette der Schlange, die sich in einen orio-inell
gemusterten, in grün und gelb lebhaft schimmernden orientalischen Teppich gewickelt hat und mit
ihren stechenden schwarzen Äugelein das schöne Weib putzig und zuthunlich anblinzelt. In koloristischer
Hinsicht ist der wohl abgewogene Contrast zwischen dem rosigen Abendhimmel und dem tiefen
leuchtenden Azurblau des Meeres, welche Farbe die Palette Böcklin's so prächtig hervorzubringen
pssegt, geradezu bezaubernd; überaus feinfühlig hat der Künstler denselben noch durch die im hellsten
Lichte erglänzenden weisslichen Kämme der ausschäumenden Wogen gehoben. So macht das Bild
einen durchaus ungetrübten und harmonischen Eindruck; es gehört, wie die meisten Arbeiten Böcklin's,
zu jenen Werken der bildenden Kunst, die man nicht so leicht vergisst, auch wenn man sie nur einmal
gesehen. Die „Meeresidylle" allein würde, selbst wenn die anderen Gemälde Böcklin's in der Galerie
Schach nicht vorhanden wären, sicherlich hinreichen, den Namen ihres Urhebers in der Geschichte der
Kunst unserer Zeit dauernd zu erhalten; wer solch' ein Werk geschaffen, der kann dem unbefangenen
Urtheile kommender Tage ruhig entgegensehen.
 
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