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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 6.1884

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https://doi.org/10.11588/diglit.3796#0038
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lassen schliessen, dass auch die nicht bezeichneten Holzschnitte von den genannten Formsehneidern ausgeführt
worden sind. Die Figuren sind wohl sammtlich Bildnisse bekannter Kriegsleute, deren Namen zum Theil angegeben
erscheinen; alle Wasfengattungen und militärischen Rangstufen der kaiserlichen Armee, die von Karl V. eine Ver-
sassung erhalten hatte, vom Obersten bis zum Steckenknechte, sind durch dieselben vertreten. Die Bilder zeigen die
Tracht der Landsknechte auf der Höhe ihrer malerischen Entwicklung, welche das Herausfordernde, Abenteuer-
liche in der Erscheinung der Landsknechte deutlich widerspiegelt; zum Theil sind dieselben in alter Zeit colorirt
worden und der Verfasser des Textes hat nicht ermangelt, die Farben durchwegs genau anzugeben. In der zweiten
Abtheilung sind fünfzig Abbildungen von Landsknechten reproducirt, welche David de Necker, Formsehneider in
Wien, „Mit Rom.Kay. Mt.gnad vnd freyheit nit nachzudrucken" herausgegeben hat. Es ist von diesem Werke bloss
ein einziges vollständiges Exemplar bekannt, das sich in der Hmislab'ichtn Sammlung befindet und so erhalten hat,
als wäre es eben aus der Presse hervorgegangen. Auch diese Abbildungen fallen in die Zeit von 1520 bis 1530 und
sind theilweise mit den Figuren von Meldemann und Guldenmnndt identisch. Nur sind statt der wirklichen Namen,
welche auf den Blättern der letzteren Formsehneider angeführt erscheinen, von dem Herausgeber der Formschnitte
von David de Necker charakteristische Spitznamen beigesetzt worden, welche in der Armee im Schwange gewesen
sein mögen, wie „Fritz Rohrenschlundt," „Jäckl friss umsunst" und Andere. In der dritten Abtheilung bietet der
Herausgeber auf fünfzig Blättern Abbildungen sämmtlicher Chargen der kaiserlichen Armee in der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts, die zum Theil dem ältesten Kriegsbuche, dem des Grafen Reinhard Solms, entnommen sind.
Darstellungen von Reisigen verschiedener Nationalitat vervollständigen die Publication, welche in der That jene
Vielseitigkeit erreicht, die ihr Titel andeutet. Falke hat der Publication als Einleitung drei interessante Kapitel
über das Kriegswesen am Ausgange des Mittelalters und die Entstehung der Landsknechte, dann über die Ein-
richtungen des kaiserlichen Kriegsvolkes und über die Bewaffnung sowie das Costüm desselben beigegeben.
Es wäre zu wünsehen, dass alle Kapitel der Costümgeschichte in so erschoptender quellenmässiger Darstellung und
in gleich trefflichen Nachbildungen behandelt würden, wie dies in dem besprochenen Werke hinsichtlich der
kaiserlichen Armee im Zeitalter der Landsknechte geschehen.
 
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