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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 11.1888

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.3329#0081
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landschaft aus der Mark mit einer Kate zwischen fintieren Baumgruppen hinter dem schilfbewachsenen Weiher
gehört zu den hesten Blättern der Sammlung, sie zeigt eine duftig zarte Behandlung, spricht uns an durch eine feier-
liche Ruhe, die sich ungesucht über das Ganze breitet. Mit energischeren Mitteln bemüht sich 0. von Kameke ein
wildes Felsenbild von der Maloja zu charakterisiren, allein in der Führung der Nadel macht sich eine gewisse
Unsicherheit störend geltend, welche die Art der Terrainbildung nicht klar erkennen lässt. Einen Blick endlich auf
den Hafen von Amsterdam gewährt uns R. Efchke in einer kleinen Radirung auf dem Titelblatt des zweiten Heftes,
die in der allgemeinen Tonwirkung gut getroffen ist.
Ein hinsichtlich der technischen Mittel so vielseitiger Künstler wie der Grossmeister Berliner Kunst, wie Adolph
Menzel durfte auch bei diesem Unternehmen nicht fehlen; er ist in der Sammlung mit zwei Radirungen vertreten.
Ein die Zeitung lesendes Mädchen ist ein Meisterwerk — nicht vorzüglicher Radirung, wohl aber scharfsichtiger Natur-
beobachtung. Das Blatt liegt auf dem Tisch, die Leserin hat den Kopf auf die Brust sinken lassen und ihre Hände
auf die Hüften gestützt, so ist sie in die Leclüre vertieft. Die andere Radirung führt den Titel »Stille Theilnahme«,
wesshalb? wir willen es nicht zu rathen. Denn Alles andere, nur keine stille Theilnahme verräth das Antlitz der wie
in unfreundlichen Gedanken mit unwirrschem Ausdruck vor sich hinblickenden, offenbar sehr resoluten Frau, die
mit den Händen auf dem Schoss, den Kopf steif und mit männlichen Zügen vor uns dasitzt. Im Hintergrunde
bewegen sich zwei andere weibliche Gestalten, eine alte und daneben eine anscheinend auch nicht mehr junge
Dame, die mit dem Ausdrucke, als habe sie nicht recht gehört, ihren Kopf seitwärts neigt. Es sind Naturstudien
»choses vues«, wie sie im Leben nicht seiten sind, die aber die grossartige Bravour des virtuosen Zeichners um
keinen Deut anziehender wiederzugeben bemüht war. Allen RespetSt vor der findigen Beobachtungsgabe und der
protokollarischen Gewissenhaftigkeit des grossen Realisten und die grösste Achtung vor der meisterhaften Gewandt-
heit in der lebendigen Darsteilung, aber das Weib, das uns Menzel von Anbeginn seiner fruchtbaren Thätigkeit bis
zum heutigen Tage vorführt, ist kein anziehendes liebreizendes Geschöpf, es kennt nicht zarte Anmuth, hingebende
oder sorgende Liebe, seine Züge sind ernst und hart, Zeugen widerwärtigen Schicksals; könnten sie reden, diese
Frauen und Mädchen, ihre Worte wären scharf, verständig, verächtlich und bitter. Aber so unerquicklich diese
Menzel'schen Studienblätter auf die Dauer auch wirken mögen, ihr künstlerischer oder vielmehr documentarischer
Werth ist unantastbar; sie erheben sich weit über eine Anzahl ihres Gegenstandes halber gewiss viel ansprechenderer
und weltläufigerer Leistungen. J. Ehrentraut's Raucher werden indessen auch strengeren Anforderungen in Bezug
auf die Sorgfalt der Mache, die Feinheit der Durchführung gerecht werden, während wir von F. Skarbina, der uns
einen eleganten Herrn Ballerinen gegenüber am Scheidewege vorführt, auch zeichnerisch Besseres erwartet hätten.
M. Seemanns Genrebildchen »Grosse Wäsche« ist weit besser gemeint als gegeben, O. Wisnieski's »Wendische Land-
leute«, obwohl gut beobachtet, leiden unter dem Zuviel der allzu detaillirten Behandlung. Wir schliessen unsere
Übersicht mit dem Hinweis auf eine tüchtige Radirung Ernß Hildebrand 's, die uns ein Liebespaar in gefälliger
Renaissancetracht inmitten eines Parkes vorführt. Der Künstler wählte den entscheidenden Moment des Liebes-
werbens: wir sehen eine Jungfrau, wie sie mit der Antwort zögernd, verschämt nach einem Rosenzweig greift.
Technisch ist die Gruppe recht sorgfältig behandelt. — So manch' Dilettantisches diese Erstlingspublication des
Berliner Vereins auch enthält, das Gute, das sie mitführt, lässt wohl an eine gedeihliche Zukunft der Berliner
 
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