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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Editor]
Die Graphischen Künste — 22.1899

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Schölermann, Wilhelm; Berlepsch-Valendas, Hans E. von; Hevesi, Ludwig: Die Jahresmappe der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst 1899: Emil Orlik, Fritz Burger, Felician Freiherr von Myrbach, Hermine Laukota, Friedrich Kallmorgen, Gustav Bamberger, Wilhelm Laage, die Bildstickereien der Frau Henriette Mankiewicz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4071#0104
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zusammenschlicsst und wo aus dem Chaos der Gefühle erlösend, freudespendend und glorreich
das Kunstwerk emporsteigt. Ich kenne die Lebensschicksale von Hermine Laukota nicht und
weiss daher nicht, ob sie hemmend oder fördernd auf ihr künstlerisches Schaffen Einfluss genommen
haben. »Die Arbeiten allein sollen für oder gegen mich sprechen«, war die Antwort, als ich sie
um Aufschlüsse über ihren Entwicklungsgang bat. Diese persönliche Anschauung musstc ich
respectiren, wenn ich auch der Überzeugung bin, dass eine Kritik, welche sich in das Wesen der
Gesammtleistung eines Künstlers vertiefen will, die Persönlichkeit mit allen ihren Schicksalen nicht
unbeachtet lassen darf. Besonders Frauenwerk sollte nie losgelöst vom Erlebten betrachtet werden,
denn nur dann wird es ein Ganzes. Aber auch im Schweigen der Künstlerin liegt eine gewisse
Beredsamkeit. Eine solche Scheu lässt keine vom Glücke begünstigte Entwicklung ahnen, um so
sicherer, wenn man sie mit jenen ihrer Werke in Zusammenhang bringt, in denen subjeetive Züge
am deutlichsten zum Vorsehein kommen. Wir sehen dann einen grossen, fast düsteren Ernst, ein
absichtliches Vermeiden alles Fröhlichen, ein beständiges Ringen und Streben nach Gestaltung der
schwierigsten Probleme. Was sie dagegen nach decorativer und genremässiger Richtung, oder im
Porträt und Stilleben geschaffen, scheint mehr auf äussere Anlässe zurückzuführen zu sein, als
auf inneren, künstlerischen Betätigungsdrang. Vor mir liegen mannigfache Arbeiten, von tüchtigen
Akademie-Studien angefangen, die in den Beginn der Achtziger-Jahre zurückreichen, bis zu Öl-
bildern jüngsten Datums. Dazwischen Skizzen, Bleistiftzeichnungen, farbige Entwürfe, Radirungen
und Anderes. Aus den Skizzen sowohl, wie aus den vollendeten Werken spricht rastloser
Bethätigungseifer, ein beständiges Suchen und Versuchen, eine weiche, aber durchaus nicht
süssliche Empfindungsweise, eine Melancholie, die in knappen, herben Formen nach Ausdruck
ringt, eine Lebensanschauung, die das Fröhliche ohne starken persönlichen Antheil, gleichsam als
Sache der Anderen darstellt. Das Streben nach Glätte und gefälliger Wirkung, das sonst bei
Frauen so häufig ist, fehlt ihr. Dagegen verbirgt sich hinter oft allzu zerfliessenden Formen eine
entschiedene Kraft der Empfindung. Das ist echt weiblich, nicht in geringschätzendem Sinne
gemeint, sondern als Gegensatz zu typischem Männerwerke.
Hermine Laukota wurde 1853 geboren, erwarb sich ihr künstlerisches Können in Prag sowie
in Antwerpen und München, theils autodidaktisch, theils unter Leitung verschiedener Meister und
lebt gegenwärtig in Prag als treue Gefährtin ihrer Mutter. Nicht allzuoft tritt sie mit grösseren
Arbeiten vor die Öffentlichkeit, nichtsdestoweniger ist ihr Name in Künstlerkreisen ebenso bekannt
als geachtet. Die »Graphischen Künste« haben bereits im Jahre 1890 mehrere Studien und
Originalradirungen von ihr veröffentlicht, deren reizvolle Lichtwirkung und malerisch empfundene
Gesammthaltung lebhaften Beifall fanden. »Der Mikroskopiker«, das bedeutendste Blatt unter
diesen Radirungen, war eine Arbeit, die reifes künstlerisches Können an den Tag legte, und der
männliche Studienkopf sowie das Stilleben zeigten, dass Laukota nicht umsonst Münchener
Künstlerluft geathmet. Im laufenden Jahre hat die »Gesellschaft« ihrer Jahresmappe eine Original-
radirung: »Regenschauer« einverleibt. Auch hier liegt besonderer Nachdruck auf der malerischen
Wirkung. Was aber den Beschauer noch unmittelbarer packt, das ist die empfindungsfrische
Wiedergabe eines ausdrucksvollen Momentes im Walten der Natur: der gewaltige Sturm, der
weit und breit alles Lebendige verscheucht hat, ist vorüber. Dem unheilverkündenden Fieber-
schauer der Lüfte ist ein Augenblick todtenstiller Ruhe gefolgt. Das Schilf am Weiher beugt nicht
mehr sturmgepeitscht die schlanken Blätter, die Baumgruppe im Mittelgrunde streckt in erwartungs-
voller Ruhe ihre Zweige zum Himmel, das dürstende Weideland harrt in bangem Schweigen des
erquickenden Regens. Ein schweres Angstgefühl lastet auf der verlassenen Heide. Da prasseln in
 
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