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HENRI RIVIERE.

Die Geschichte der künstlerischen Entwicklung Henri Rivieres lässt sich in einen einzigen
Satz zusammenfassen: ausgegangen vom nächtlichen Getriebe mehr oder minder anrüchiger
Schänken des Montmartre, wirft er sich plötzlich der freien Natur in die Arme und erfasst mit
wunderbarer Feinheit die einfache grosse Poesie der schlichten französischen und das Wilde und
Düstere der bretonischen Landschaft. In unvermitteltem Übergange wendet er sich von einem
.Milieu, wie man es sich verkünstelter und unnatürlicher nicht denken kann, zum gesündesten und
unberührtesten. Freilich verstand Henri Riviere immer, auch beim »Chat noir«, die Reinheit seines
Charakters zu bewahren und besass schon in früher Jugend den Ehrgeiz, ein Künstler um der
Wahrheit willen zu sein.
Im »Studio« hat ihn Gabriel Mourey von seiner Seite als »Illustrator der Musik« betrachtet.
Wenn man dabei an das verzierte Titelblatt eines Klavierauszuges oder Salonstückes denkt, oder
an die Wiedergabe eines Schattenspieles, das mit Musikbegleitung aufgeführt werden soll,
so kann man die Bezeichnung »Illustrator der Musik« gelten lassen. Denkt man aber dabei an die
bewegten, oft zusammenhanglosen Bilder, die beim Anhören der Musik bald in heiterem Glänze,
bald von düsteren Schatten verdunkelt vor der Seele auftauchen, dann gibt es überhaupt nur
Einen, der solches darzustellen vermag, und das ist Max Klinger. Er allein ist dieser Aufgabe
nahe gekommen. Und auch von ihm konnte ein Musiker wie Hugo Wolf sagen, dass er keine
nachweisbaren Beziehungen zwischen Brahmsischer Musik und Klingcr'scher Interpretation
 
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