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Schwan, und hoch und stolz emporsteigend, ganz weit hinter der alten, schwarzverwetterten
Hallemauer, inmitten eines Spieles der aus schwarzen Wolken niederfallenden, breiten Strahlen,
den Halbthurm, riesenhaft gross und die Thürme der vornehmsten Stadtkirchen.
Von den einzelnen Blättern erwähne ich gerne das liebliche Blatt »Rue paisible«, ferner
»Les Apprets«, und nicht weniger »Vieilles Eaux«. Die Übertragung auf Stein der letzt-
genannten Arbeit, wie ich glaube des ersten Gemäldes, zu welchem Brügge Hannotiau inspirirte,
ist eine wohlgelungene Abendstimmung, mit der »LaChapelle de Jeru salem« noch näher verwandt
sein würde, wenn es dem Künstler gelungen wäre, dieses Bild etwas weniger materiell zu halten.
»In't Godshuis«, eine niedrige Kammer mit ärmlichem Alkoven und darin zwei Alte, eine Frau,
welche Brügge' sehe Spitzen macht und ein Mann, welcher neben dem halbgeöffneten Fenster sitzend
still nach Aussen schaut, ist ein Bild voller Intimität und Poesie. »Notre Dame« und »La Cour
des Halles« sind inzwischen doch die allerschönsten. Während das erstere nur durch das Malerische
ergreift, erinnert dieses uns an ein grossartiges Gedicht. Auf dem Vorderplan eine der Säulen der
Vordergalerie, kräftig und absichtlich materiell wiedergegeben, ganz schwarz; durch diese erhalten
wir Aussicht auf einen Hof, über welchen von der Seite ein dreieckiger Schatten flach niederfällt,
während der andere Theil des Gebäudes und des Thurmes in einer Glorie der Verklärung empor-
flammt. In technischer Hinsicht ist dieses Blatt das tadelloseste von allen.
Von Hannotiaus Zeichnungen genügt wohl die Erwähnung des Cyclus »Ein Bauernhof in
Flandern« und besonders einiger sehr hübscher Scenen aus dem Brügge'sehen Volksleben: »Die
Meisenfänger«, »Am heiligen Dreikönigstage« und »Die Klatscherinnen«. Noch bewahrt
der Künstler in seiner Mappe eine bedeutende Anzahl Zeichnungen, bestimmt für die eventuelle
zweite Ausgabe von de Costers »Eulenspiegel«, Flauberts »Tentation de St. Antoine« und
Baudelaires »Fl eurs du A'Ia 1«.
Zwei Placate sind mir von ihm bekannt geworden, ein grosses für die Ausstellung der
Künstlervereinigung »Pour l'Art« und ein kleineres, zugleich besseres, für das graphische Institut
Kymeulen zu Molenbeek bei Brüssel. Hannotiau wurde in Brüssel am 16. März 1863 geboren.
A. Hannotiau.
Lithographie.
Schwan, und hoch und stolz emporsteigend, ganz weit hinter der alten, schwarzverwetterten
Hallemauer, inmitten eines Spieles der aus schwarzen Wolken niederfallenden, breiten Strahlen,
den Halbthurm, riesenhaft gross und die Thürme der vornehmsten Stadtkirchen.
Von den einzelnen Blättern erwähne ich gerne das liebliche Blatt »Rue paisible«, ferner
»Les Apprets«, und nicht weniger »Vieilles Eaux«. Die Übertragung auf Stein der letzt-
genannten Arbeit, wie ich glaube des ersten Gemäldes, zu welchem Brügge Hannotiau inspirirte,
ist eine wohlgelungene Abendstimmung, mit der »LaChapelle de Jeru salem« noch näher verwandt
sein würde, wenn es dem Künstler gelungen wäre, dieses Bild etwas weniger materiell zu halten.
»In't Godshuis«, eine niedrige Kammer mit ärmlichem Alkoven und darin zwei Alte, eine Frau,
welche Brügge' sehe Spitzen macht und ein Mann, welcher neben dem halbgeöffneten Fenster sitzend
still nach Aussen schaut, ist ein Bild voller Intimität und Poesie. »Notre Dame« und »La Cour
des Halles« sind inzwischen doch die allerschönsten. Während das erstere nur durch das Malerische
ergreift, erinnert dieses uns an ein grossartiges Gedicht. Auf dem Vorderplan eine der Säulen der
Vordergalerie, kräftig und absichtlich materiell wiedergegeben, ganz schwarz; durch diese erhalten
wir Aussicht auf einen Hof, über welchen von der Seite ein dreieckiger Schatten flach niederfällt,
während der andere Theil des Gebäudes und des Thurmes in einer Glorie der Verklärung empor-
flammt. In technischer Hinsicht ist dieses Blatt das tadelloseste von allen.
Von Hannotiaus Zeichnungen genügt wohl die Erwähnung des Cyclus »Ein Bauernhof in
Flandern« und besonders einiger sehr hübscher Scenen aus dem Brügge'sehen Volksleben: »Die
Meisenfänger«, »Am heiligen Dreikönigstage« und »Die Klatscherinnen«. Noch bewahrt
der Künstler in seiner Mappe eine bedeutende Anzahl Zeichnungen, bestimmt für die eventuelle
zweite Ausgabe von de Costers »Eulenspiegel«, Flauberts »Tentation de St. Antoine« und
Baudelaires »Fl eurs du A'Ia 1«.
Zwei Placate sind mir von ihm bekannt geworden, ein grosses für die Ausstellung der
Künstlervereinigung »Pour l'Art« und ein kleineres, zugleich besseres, für das graphische Institut
Kymeulen zu Molenbeek bei Brüssel. Hannotiau wurde in Brüssel am 16. März 1863 geboren.
A. Hannotiau.
Lithographie.