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geschmack umständlich ausgestrichclten Zeichnung bei Frau Professor Kaibel (Jahrhundert-
ausstellung Nr. 3004), auf der sie jünger und resoluter erscheint, weisen auf ihre letzte Lebenszeit
hin. In Lichtenberg bei ihrem Schwiegersohn, dem Professor Wolff, ist Frau Anna Katharina
Schadow, geborene Nille, am 28. Juli 1797 gestorben. Der längst aufgelassene Friedhof um die alte
Dorfkirche in Berlins nächster Umgebung enthält noch auf einer Säule die Urne, die »der Bild-
hauer Schadow der Asche seiner guten Mutter weihet«.

Das Apollinische des Aussehens, wenn denn schon einmal das Wort in seinem bescheidensten
Umfang gebraucht werden darf, kommt mit geringerem Unrecht dem jüngeren Bruder Schadows,

Rudolf (1766 geboren), zu. Sein schmal und fein geschnittenes Gesicht erscheint sechsmal im Album
und der nie vergessene Zusatz »Rechnungsrat« beweist, daß er und die Familie nicht minder etwas
auf diesen Titel gehalten hat. Auf dem großen Blatte, das ihn in ganzer Figur zeigt, tritt er denn
auch mit dem gehörigen Aplomb auf. Von seinem Leben weiß man wenig. Er scheint nach der
Geige zu urteilen, die auf einem Knabenbildnis von seines Bruders Hand (Jahrhundertausstellung
Nr. 3005) vor ihm liegt, musikalisch gewesen zu sein. Als Hagestolz — auch darin das Gegenteil
Gottfrieds, den es zweimal packte, — ist er am 22. Juli 1838 gestorben.

Zwei Schwestern vervollständigten die Familie des ehrsamen Schneidermeisters Schadow.
Sie waren, wenn ihr Außeres Schlüsse auf ihre Veranlagung gestattet, das Widerspiel des Brüder-
paares. In Christel schlägt das Sarkastische Gottfrieds ins Herbe um; man könnte ihr nach dem
Bildnis mit den fast strengen Gesichtszügen eine Neigung zur Herrschsucht zutrauen. Namentlich

m f

Gottfried Schadow, Bildnis Schinkels.

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