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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 38.1915

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Feldegg, Ferdinand von: Viktor Hammer
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https://doi.org/10.11588/diglit.4206#0107
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VIKTOR HAMMER.

Stärker als bei andern Berufsmenschen sind wohl beim Künstler, zumal dem bildenden
Künstler, die frühesten Jugendeindrücke bestimmend für die spätere Entwicklung. Denn das
Wesen des Künstlers fußt im Anschaulichen, und auf Anschauung, nicht auf Abstraktion gründen
sich auch unsere Jugendeindrücke. So wird denn immerdar das sogenannte Milieu, die Umwelt,
in der ein Künstler aufgewachsen ist, seine spätere Eigenart wesentlich mitbestimmen.

Viktor Hammer ist (am 9. Dezember 1882) im alten »Griechenbeislhaus« auf demFleischmarkt
geboren, inmitten also jenes trauten und verträumten Alt-Wien, das uns heute noch mit dem
ganzen Zauber zärtlich-verklärter Vergangenheit umfängt, sobald wir es betreten. »Die ersten
acht Jahre meiner Kindheit«, sagt Hammer von sich selbst, »sind so ausschließlich von dem
Eindrucke der altertümlichen Umgebung, in der ich sie verbracht habe, beherrscht, daß in meiner
Erinnerung nur die Bilder jener wunderbaren Gassen und Plätze bestehen, in denen ich mich
damals täglich bewegte«. »Rein äußerlich genommen freilich« so fügt der spätere Porträtist
verständig hinzu »habe ich von diesen Eindrücken nichts in meine Arbeiten hinüber-
genommen; doch ist meine Vorliebe fürs Altertümliche und Ehrwürdige mir geblieben«.

Schon sehr frühzeitig hatte sich in Hammer die Lust, Maler zu werden, eingestellt. Und die
erste Schule schien ihm durch alles, »was er dort lernen sollte und mußte — und doch nicht lernte«,
nur eine Art verlorener Zeit zu sein. Er fiel denn auch, sozusagen rasch entschlossen, schon in
der vierten Mittelschulklasse einfach durch und erreichte damit bei seinem »eigentlich sehr weise
handelnden Vater« (wie er dankbar anerkennt) schließlich auch die Erlaubnis, Maler zu werden.
Wenige Jahre später bezog er (1898) die Wiener Akademie, wo er Professor Griepenkerls Schüler
wurde. Aber Meister und Schüler paßten nicht zusammen. »Ich kann heute«, gesteht Hammer
freimütig ein, »den tiefen Widerspruch nicht begreifen, der zwischen uns bestand. Gelernt habe
ich von ihm nichts«. Nach sieben Semestern meldete Hammer deshalb seinen Austritt aus der
Akademie und kehrte erst nach einem Jahre der Unterbrechung, diesmal aber als Schüler Professor
Letlers, wieder zurück, der ihn, den widerspenstigen Schüler Griepenkerls, zwar seine eigenen
Wege gehen ließ, aber warmen Anteil an seiner künstlerischen Entwicklung nahm. Der Erfolg
blieb auch nicht aus. Hammer errang in den vier Jahren bei Lefler einen Spezialschulpreis
und zum Schlüsse (1908) ein Staatsreisestipendium, das ihm, der knapp zuvor geheiratet hatte, eine
zweijährige Reise und den Aufenthalt in Paris und München ermöglichte. Italien hatte Hammer
schon früher — vielfach nach Art der alten Handwerksburschen zu Euße wandernd — kennen
gelernt. Seit 1910 lebt der Künstler wieder ständig in Wien, an das ihn wohl zeitlebens unzer-
reißbare Fäden des Heimgefühles knüpfen werden. Gegenwärtig freilich steht er gleich vielen
andern im Felde.

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