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Bonaventura Genelli, Die Familie des Künstlers.

Zeichnung im Leipziger Kabinett.

BONAVENTURA GENELLI.

■ Das ist ein Künstler, den die Welt vergaß,
Ein Titan, gleich Prometheus angeschmiedet
Am Fels des Elends, Geiern zwar zum Fraß,
Und doch im Innern göttergleich umfriedet-.
Julius Grosse

Als Genelli1 am 13. November 1868 nach einem Leben voller Enttäuschungen in der Stadt
Goethes die Augen schloß, hatte man trotz aller Kühle und Gleichgültigkeit, mit der man seinem
Schaffen bis zuletzt begegnet war, doch das Bewußtsein, daß Deutschland einen großen bildnerischen
Genius verloren hatte. »Genelli ist einer der wenigen, unserem Jahrhundert angehörenden deutschen
Künstler, deren Namen mit unvergänglichen Lettern in die Annalen der Kunstgeschichte verzeichnet
werden müssen«, so rief ein für die Schwächen und Einseitigkeiten seines Helden durchaus nicht
unempfänglicher zeitgenössischer Biograph Genellis drei Jahre vor dessen Tode in den »Dioskuren« 2
aus. Allerdings -- man hatte diesen Träumer und Trotzer immer als eine künstlerische Ano-
malie, alles, was er schuf, als außerhalb eines Vergleiches mit allem Sonstigen stehend empfunden,
aber man hatte ihm die Bewunderung aus der Ferne nicht versagt. Wohl nannte man seine Stoff-
weit unzeitgemäß, kritisierte seine Art zu zeichnen als manieriert, seine plastischen Motive als
gewaltsam, warf ihm vor, er könne nicht malen — bis Genelli das Gegenteil bewies! — aber man
gab doch das Zwingende, Überzeugende seines Stiles zu und verschloß sich nicht vor der Gewalt

1 Das Biographische siehe bei Max Jordan in der Zeitschrift für bildende Kunst, V (1870), I — 19.

2 Mas Schasler in den »Dioskuren«, 1865, pag. 275.

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