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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 40.1917

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Meder, Joseph: Ludwig Michalek als Porträtzeichner
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https://doi.org/10.11588/diglit.3628#0078
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LUDWIG MICHALEK ALS PORTRÄTZEICHNER.

Die Porträtkunst geht heute
einen vielfach anderen Weg, als sie
ehemals getan. Sie ist modern gewor-
den wie jeder andere Berufszweig,
modern im Sinne der Konkurrenz
und damit auch der uneingeschränk-
ten Ausnützung aller technischen
Behelfe, um auf den mit Neuig-
keiten verblüffenden Ausstellungen
bestehen zu können. Heute ist ja
Dreiviertel der Kunst Dreiviertel
Technik, und erst ein kleinerer Teil
fällt auf selbstherrliches unbefan-
genes Schaffen. Man spricht viel zu
viel technisch zur Welt, ohne daß
man sich Rechenschaft gegeben, ob
man überhaupt etwas zu sagen hat.
Leonardo und Dürer schöpften bei
ihren Bildnissen aus ihrem durch
rastloses Studium vertieften, reichen
Kunstverstand, Tizian, Velasquez
und Rembrandt aus der Kraft ihrer
göttlichen Begabung, und was aus
^ ihrer Hand hervorging, das entstand

-"'<<•"-'* ' *J in stiller Werkstattbeschaulichkeit

Ludwig Michalek, Franz Pulszky. KoUenzaiotaung. durch ehrliche Arbeit, bestimmt für

wenige Auserlesene. Sie bedurften
nicht der Markttrompeten, auch nicht der Heranziehung neuester optischer Werkzeuge und
maschineller Einrichtungen, die heute so manches Atelier höchst eigenartig ausgestalten.

Behelfe gab es allezeit, aber in bescheidenster Weise und von allen Freizeichnern gemieden.
Heute aber liefert die hochgesteigerte Leistungsfähigkeit der Industrie nicht nur für ihre berufenen
Abnehmer, sondern auch für die Porträtkunst, also gerade für jenen Kunstzweig, zu dem sich, weil
er von allen der rentabelste geworden, immer neue Bewerber herandrängen. Glänzende äußere
Erfolge verheißen goldenen Lohn, und wir kennen Meister, die sich im Laufe eines Jahres dank

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