Diese steigert ernoch
dadurch, daß er nur
eine Platte verwen-
det, denn durch den
Aufdruck der zweiten
Platte würde nur das
Bild der ersten ver-
quetscht. Auch bleibt
so die Eigenart des
radierten Striches
weit mehr gewahrt,
weil durch das Auf-
einanderdrucken ver-
schiedener Platten
leicht der Eindruck
einer Lithographie
entsteht. Die farbige
Wirkung erhöht er
ferner noch durch
verschiedene Grade
der Ätzung. Je zarter
die Farbe, um so
leichter und präziser
wird geätzt.
Der Fund eines
alten englischen
Schabeisensbei einem
Trödler veranlaßte Stössel schon in den Jahren seines ersten Wiener Aufenthaltes, sich auch in der
»schwarzen Kunst« zu versuchen. Im Gegensatz zur althergebrachten Art, die ganze Platte gleich-
mäßig aufzurauhen, »zeichnet« er sozusagen schon mit dem Wiegeisen vor, wodurch sich wieder
neue Ausdrucksmöglichkeiten für Tonstimmungen ergeben. Meist verbindet Stössel die Schab-
technik mit der Nadelarbeit, so zum Beispiel auf dem Bildnis des Regierungsrates Dr. K. Hassack.
Stössel hat sich schon früh große Aufgaben gestellt und war nie gewohnt, Schwierigkeiten
aus dem Wege zu gehen.
Wie wenigen Künstlern gelingt ein Monotypie-Bildnis! Das rasche Eintrocknen der Farben
erfordert schnelle Arbeit. Stössel hat sich dreimal darin schon mit ausgezeichneten Erfolgen versucht.
Wertvollen Anregungen gegenüber zeigt sich der Künstler auch sehr anschmiegsam. Er wird
diese aber immer in seiner Art verarbeiten. So ist »Erstes und letztes Blühen« ein Versuch, nicht
nur die Form, sondern auch den Ausdruckswillen der Japaner in einer persönlichen Art wiederzugeben.
Stössel gehört aber nicht zu jenen Glücklichen, die ihre Kunst schon in der Wiege erhalten
haben. Er mußte sich die Vielseitigkeit seines Könnens, den künstlerischen Blick ebenso durch
Fleiß erarbeiten wie seine vielbewunderte technische Geläufigkeit. Die stetig wachsende Kraft
seiner Kunst ist aber gerade für ihn, der zu den stärksten Talenten Österreichs gezählt werden
kann, so bezeichnend.
Oskar Stüssel. Ruinen.
Nach de! Radierung.
104
dadurch, daß er nur
eine Platte verwen-
det, denn durch den
Aufdruck der zweiten
Platte würde nur das
Bild der ersten ver-
quetscht. Auch bleibt
so die Eigenart des
radierten Striches
weit mehr gewahrt,
weil durch das Auf-
einanderdrucken ver-
schiedener Platten
leicht der Eindruck
einer Lithographie
entsteht. Die farbige
Wirkung erhöht er
ferner noch durch
verschiedene Grade
der Ätzung. Je zarter
die Farbe, um so
leichter und präziser
wird geätzt.
Der Fund eines
alten englischen
Schabeisensbei einem
Trödler veranlaßte Stössel schon in den Jahren seines ersten Wiener Aufenthaltes, sich auch in der
»schwarzen Kunst« zu versuchen. Im Gegensatz zur althergebrachten Art, die ganze Platte gleich-
mäßig aufzurauhen, »zeichnet« er sozusagen schon mit dem Wiegeisen vor, wodurch sich wieder
neue Ausdrucksmöglichkeiten für Tonstimmungen ergeben. Meist verbindet Stössel die Schab-
technik mit der Nadelarbeit, so zum Beispiel auf dem Bildnis des Regierungsrates Dr. K. Hassack.
Stössel hat sich schon früh große Aufgaben gestellt und war nie gewohnt, Schwierigkeiten
aus dem Wege zu gehen.
Wie wenigen Künstlern gelingt ein Monotypie-Bildnis! Das rasche Eintrocknen der Farben
erfordert schnelle Arbeit. Stössel hat sich dreimal darin schon mit ausgezeichneten Erfolgen versucht.
Wertvollen Anregungen gegenüber zeigt sich der Künstler auch sehr anschmiegsam. Er wird
diese aber immer in seiner Art verarbeiten. So ist »Erstes und letztes Blühen« ein Versuch, nicht
nur die Form, sondern auch den Ausdruckswillen der Japaner in einer persönlichen Art wiederzugeben.
Stössel gehört aber nicht zu jenen Glücklichen, die ihre Kunst schon in der Wiege erhalten
haben. Er mußte sich die Vielseitigkeit seines Könnens, den künstlerischen Blick ebenso durch
Fleiß erarbeiten wie seine vielbewunderte technische Geläufigkeit. Die stetig wachsende Kraft
seiner Kunst ist aber gerade für ihn, der zu den stärksten Talenten Österreichs gezählt werden
kann, so bezeichnend.
Oskar Stüssel. Ruinen.
Nach de! Radierung.
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