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L. H. Jungnickel, Tiger.

Getönte Kreidezeichnung.

die Kunst Gustav Klimts, des einst so leidenschaftlieh Umstrittenen, zum mindesten nicht mehr
zeitgemäß sei. Tatsächlich wirkten all die wohlbekannten Bilder, an deren jedes sich einmal eine
kleine aufregende Geschichte geknüpft hatte, wie eine fremde, längst versunkene Welt. Der ganze
lodernde Streit um sie ist verloschen, sie sind historisch geworden, bleiben aber bestehen als echte,
ganze Leistungen eines außerordentlich geschmack- und phantasievollen Malers, eines großen
Könners, einer starken, eigenartigen Persönlichkeit. Die dekorative Art dieser Kunstwerke ist die
Zeitmode, die ihnen anhaftet. DaKlimt hierbei uns inWien der hervorragendste, bedeutendste Vertreter
jener Epoche war, so haben wir uns angewöhnt, alles, was ihre Livree trägt, klimtisch zu nennen.

Aus dieser Klimt-Zeit stammt auch zur Gänze Freund Jungnickel. Er wird mir diese Fest-
stellung gewiß nicht übelnehmen, ist er doch nach wie vor ein treuer und begeisterter Verehrer
nicht nur des Künstlers, sondern auch des Menschen Klimt.

Klimthat schon auch Tiere dargestellt, aber nur nebenher, er hat ja auch Landschaften gemalt,
aber im Mittelpunkt seines künstlerischen Interesses stand doch allezeit der Mensch. Jungnickel
dagegen hat sich zwar immer wieder auch um die menschliche Gestalt bemüht, wie er ja auch
stets ein wenig zu landschaftern pflegt, sein ganzes künstlerisches wie menschliches Interesse
aber kreist doch fast ausschließlich um das Tier. Das Tier liebt er, das Tier versteht er, seine
künstlerische Begabung und sein rastloser, zäher Fleiß, mit dem er das ruhende oder bewegte
ununterbrochen nach der Natur studiert, befähigen ihn, es verblüffend lebendig wiederzugeben. Fußt

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