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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — N.F. 6.1941

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Weixlgärtner, Arpad: Weitergezeichnete Holzschnitte
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Evers, Hans Gerhard: Ein Rubensstich aus der italienischen Zeit?
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https://doi.org/10.11588/diglit.7023#0027
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(Nr. 18). — Die kegelförmige Mütze mit dem herabhängenden Tuch-
streifen. Hs.: Der 1. der beiden Pharisäer rechts auf der Auferweckung Lazari bei Nau-
seas, fol. VI v. (M. 96). Der äußerste Mann auf der linken Hälfte des Holzschnittes, 1. c,
fol. XII v. (M. 101). Rz.: Der neu gezeichnete Mann rechts, der die Linke erhebt, auf dem
Ecce homo (Nr. 14). — Die schwer herabhängenden Schließbänder
unten an den Pumphosen. Hs.: Am schleifenden Philister auf B. 2. An den zwei
kartenspielenden Landsknechten auf B. 10. Am Mohrenkönig auf der rechten Hälfte des
Holzschnittes bei Nauseas, fol. XII v. (M. 101). Rz.: Am neu gezeichneten Häscher links
hinten auf dem Ölberg (Nr. 6). Am ergänzten Kriegsknecht, der Christus links führt, auf dem
Blatt Christus vor Kaiphas (Nr. 9). Am neu gezeichneten Mann mit der Keule rechts auf
dem Fall unterm Kreuz (Nr. 16). — Die Knöpfelspangen aufder Brust. Hs.:
Am 1. der beiden Pharisäer rechts aufder Auferweckung Lazari bei Nauseas, fol. VI v. (M. 96).
Am 2. Mann links auf der Darbringung im Tempel bei Nauseas, fol. XXVI v. (M. 108). Rz.:
Am neu gezeichneten Häscher links hinten auf dem Ölberg (Nr. 6). Am neu gezeichneten
Mann rechts auf der Kreuzigung (Nr. 18). —

Zu diesen Vergleichen konnten von Woensam nur Holzschnitte und keine Zeichnungen
herangezogen werden, weil es solche, scheint es, nicht mehr gibt. Merlo wenigstens kennt
keine, in der Albertina gibt es keine, ebenso wenig in Berlin, Dresden, Erlangen, Köln und
München. Umso stärkere Beachtung dürften daher unsere Wiener Bandzeichnungen zu den
Passionsholzschnitten Schäufeleins verdienen, als bisher einzig bekannte Arbeiten dieser Art
von Anton Woensam von Worms, dem ausgezeichneten Kölner Meister, den ein zeitgenössi-
scher Humanist, Caspar Colb, ,,hominem Daedaleo propemodum ingenio", einen Mann von
nahezu dädalischem Geist genannt hat.

HANS GERHARD EVERS / EIN RUBENSSTICH AUS DER

ITALIENISCHEN ZEIT?

Anfang Juli 1602 traf Peter Paul Rubens in Verona mit seinem Bruder Philipp und dessen
Freunde Joannes Woverius zusammen. Er gab diesem ein Versprechen, dessen er sich später
in einer Widmungsunterschrift (zur sogenannten „Großen Judith") erinnerte: „Clarissimo et
amicissimo viro D. Joanni Woverio paginam hanc auspicalem primumque suorum operum
typis aeneis expressum Petrus Paulus Bubenius promissi jam olim Veronae a se facti me-
mor dat dicat." Diese Widmung läßt zwei Deutungen zu. Entweder hatte Rubens das erste
nach seinen Werken erscheinende Blatt dem Freunde zu widmen versprochen. Oder er hatte
ihm einen Stich nach der „Großen Judith" versprochen. Für die Datierung der Judith ist
diese Doppeldeutigkeit bedauerlich. In jedem Falle aber hat Rubens schon 1602, schon in
Verona, davon gesprochen, ein Werk von sich im Kupferstich herauszugeben.

Wann ist es zum ersten Male dazu gekommen ? Die Forschung ist augenblicklich der An-
sicht, es sei zuerst um 1610 der Fall gewesen und die Große Judith sei wirklich das erste
Blatt.1 Dann wäre auch für die Entstehung der Druckkunst im Umkreis von Rubens die Rück-
kehr aus Italien ein entscheidendes Ereignis: erst in der Heimat hätte er sich zu dieser neuen
Auswirkung seiner Schöpferkraft entschlossen.

Aber ganz wörtlich ist die Inschrift auf keinen Fall, denn schon die Abbildungen in den
1608 erschienenen „Electorum libri duo" des Bruders Philipp Rubens waren nach Zeich-

1 Frank van den Wijngaert, Inventaris der Rubeniaansche Prentkunst, Antwerpen 1940, S. 6.

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