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funden ist der vom
Scheitel bis zur Zehe
in machtvoller Ein-
heitlichkeit geführte
Schwung der leiden-
schaftlich bewegten
Gestalt des Evan-
gelisten Johannes.
Cranach mildertedie
Motive, als er nicht
lange darauf ein
neues Kanonblatt zu
zeichnen hatte. Der
Sturm legt sich. Die
Menschen sind stil-
ler geworden, aber
sie stehen fester auf
dem Boden. Mit dem
Stephan zusammen
war diese Kreuzi-
gung zum Schmuck
des Passauer Missale
bestimmt, das im

Dr. Stephan Reuß. 1503 Nürnberg, Germanisches Museum

Jahre 1503 erschien.

Cranach muß damals schon ein wohlgeachteter Maler gewesen sein.
Denn ganz gewiß vertraute keinem Namenlosen der Verleger Winter-
burger in Wien den Schmuck eines wichtigen Werkes an. Und ebenso
gewiß ließ nicht von dem ersten besten der Rektor der Wiener Uni-
versität, der Doktor Stephan Reuß, sein und seiner Frau Bildnis malen. Er
war gut beraten, als er Cranach wählte. Denn kein anderer zu jener Zeit,
selbst Dürer nicht, hätte seine Züge so lebenswahr und so sprechend der
Nachwelt überliefert. Die schlankfingerigen nervösen Hände, die denen

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