daß manche Unbeholfenheiten und Ungeschicklichkeiten des Schnittes
im einzelnen darauf hinzudeuten scheinen, daß die Hand, die mit
dem Messer das Holz bearbeitete, nicht immer dem Schwung und
allen Feinheiten der Zeichnung zu folgen vermochte, denn dieser Zwie-
spalt ist auch dann nicht unerklärlich, wenn es dieselbe Hand ist, die
einmal den Stift, das andere Mal das Messer führte. Immerhin wird
es schwer fallen, Verballhornungen, wie die kleinfigurigen Nebenszenen
im landschaftlichen Hintergrunde des Georgsblattes, auf Cranachs eigene
Rechnung zu setzen.
So bleibt die Frage im einzelnen offen. Aber sicher ist es, daß
Cranach sich zum mindesten persönlich um den Schnitt seiner
Zeichnungen kümmerte und seine Holzschneider anleitete und er-
zog, um Leistungen von ihnen zu erzwingen, die technisch neben den
gleichzeitigen Holzschnitten Dürers bestehen können. Denn lassen
schon allgemeine Erwägungen darauf schließen, daß Cranach selbst
zum wenigsten den Schnitt seiner Zeichnungen sorgfältig über-
wachte, so wird es zur Gewißheit, daß er den technischen Dingen über-
haupt ein hohes Interesse zuwandte, da er als Erfinder auf dem Gebiete
des Farbendrucks auftrat. Schon in den achtziger Jahren des 15. Jahr-
hunderts waren in Deutschland die ersten Versuche gemacht worden,
Holzschnitte mit Farbplatten zu Überdrucken. Damals galt es, die bunt-
kolorierte Zeichnung im Druck nachzuahmen. Inzwischen war die Zeich-
nung zu einer selbständigen Kunstgattung erwachsen, und die reprodu-
zierenden Techniken folgten ihr. Der Holzschnitt findet im Schwarz-
Weiß Genüge und kann der Farbe entraten wie die Federzeichnung.
Aber es gab eine andere Art der Zeichnung, die auf farbigem Papier
mit schwarzer Tusche und weißer Deckfarbe arbeitete, also statt des
einfachen Gegensatzes von Schwarz und Weiß eine Skala von drei Tönen
zur Verfügung hatte, um reichere malerische Wirkungen zu erzielen.
Auch diese galt es nun, in die Holzschnitt-Technik zu übertragen.
Cranach war der erste, der einen Versuch in dieser Richtung anstellte.
Er druckte den Holzstock eines gepanzerten Reiters mit schwarzer Farbe
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im einzelnen darauf hinzudeuten scheinen, daß die Hand, die mit
dem Messer das Holz bearbeitete, nicht immer dem Schwung und
allen Feinheiten der Zeichnung zu folgen vermochte, denn dieser Zwie-
spalt ist auch dann nicht unerklärlich, wenn es dieselbe Hand ist, die
einmal den Stift, das andere Mal das Messer führte. Immerhin wird
es schwer fallen, Verballhornungen, wie die kleinfigurigen Nebenszenen
im landschaftlichen Hintergrunde des Georgsblattes, auf Cranachs eigene
Rechnung zu setzen.
So bleibt die Frage im einzelnen offen. Aber sicher ist es, daß
Cranach sich zum mindesten persönlich um den Schnitt seiner
Zeichnungen kümmerte und seine Holzschneider anleitete und er-
zog, um Leistungen von ihnen zu erzwingen, die technisch neben den
gleichzeitigen Holzschnitten Dürers bestehen können. Denn lassen
schon allgemeine Erwägungen darauf schließen, daß Cranach selbst
zum wenigsten den Schnitt seiner Zeichnungen sorgfältig über-
wachte, so wird es zur Gewißheit, daß er den technischen Dingen über-
haupt ein hohes Interesse zuwandte, da er als Erfinder auf dem Gebiete
des Farbendrucks auftrat. Schon in den achtziger Jahren des 15. Jahr-
hunderts waren in Deutschland die ersten Versuche gemacht worden,
Holzschnitte mit Farbplatten zu Überdrucken. Damals galt es, die bunt-
kolorierte Zeichnung im Druck nachzuahmen. Inzwischen war die Zeich-
nung zu einer selbständigen Kunstgattung erwachsen, und die reprodu-
zierenden Techniken folgten ihr. Der Holzschnitt findet im Schwarz-
Weiß Genüge und kann der Farbe entraten wie die Federzeichnung.
Aber es gab eine andere Art der Zeichnung, die auf farbigem Papier
mit schwarzer Tusche und weißer Deckfarbe arbeitete, also statt des
einfachen Gegensatzes von Schwarz und Weiß eine Skala von drei Tönen
zur Verfügung hatte, um reichere malerische Wirkungen zu erzielen.
Auch diese galt es nun, in die Holzschnitt-Technik zu übertragen.
Cranach war der erste, der einen Versuch in dieser Richtung anstellte.
Er druckte den Holzstock eines gepanzerten Reiters mit schwarzer Farbe
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