das eine Mal vier, das andere Mal drei Mädchen sich um den gezähm-
ten Riesen bemühen, daß, bei aller Ähnlichkeit im ganzen, im ein-
zelnen doch fast jeder Teil abgeändert ist, darf ebenfalls nicht wunder-
nehmen, da eben in dieser Mannigfaltigkeit im kleinen bei anscheinen-
der Übereinstimmung im großen die besondere Erfindungsgabe des
Lukas Cranach sich zu äußern pflegt.
So führt auch dieses unantastbare Zeugnis von der Kunst des Hans
Cranach im Grunde zu keinem anderen Ergebnis als die Untersuchungen
Flechsigs an den Werken des sogenannten Pseudo-Grünewald, nämlich
in die gleiche Sackgasse, in die bisher noch alle Versuche einer Auftei-
lung der Werkstattarbeiten, die unter dem Namen des Lukas Cranach
gehen, gemündet sind. Und gerade das Bild des Hans Cranach ist der
beste Beweis dafür, eine wie starke Persönlichkeit der alte Lukas gewesen
sein muß, wenn er selbst seinem begabten Sohne so sehr den Stempel
seines eigenen Wesens aufzudrücken vermochte, daß es nicht gelingen
will, dessen Werk von dem des Vaters zu scheiden. Nicht umsonst wird
auch Stigel in dem Lobgedicht auf den verstorbenen Freund das Zuge-
ständnis gemacht haben, der alte Lukas sei dem Sohne an Kunstfertig-
keit überlegen gewesen. —
Die Werke, die den eigentlichen Anlaß zur Konstruktion des vielbe-
rufenen Pseudo-Grünewald gegeben haben, gruppieren sich um eine
Reihe gemalter Altarflügel, die auf Bestellungen des Kardinals Albrecht
von Brandenburg für seine Stiftskirche in Halle zurückgehen. Im Jahre
1520 hatte Markgraf Albrecht, der 1513 Erzbischof von Magdeburg
geworden war, den langgehegten Plan der Gründung eines Kollegiat-
stiftes in seiner Residenzstadt Halle verwirklicht. Sehr bald ging er nun
daran, für einen würdigen Kirchenbau Sorge zu tragen. Er ließ sich zu
dem Zweck die Dominikanerkirche Zum heiligen Kreuz abtreten, und
der Umbau ging so rasch vonstatten, daß schon im September des Jahres
1521 der kostbare Reliquienschatz aus der kleinen Schloßkapelle, die
bisher als Stiftskirche hatte dienen müssen, in das neue Gotteshaus über-
tragen werden konnte. Bis zur Einweihung und endgültigen Ubergabe
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ten Riesen bemühen, daß, bei aller Ähnlichkeit im ganzen, im ein-
zelnen doch fast jeder Teil abgeändert ist, darf ebenfalls nicht wunder-
nehmen, da eben in dieser Mannigfaltigkeit im kleinen bei anscheinen-
der Übereinstimmung im großen die besondere Erfindungsgabe des
Lukas Cranach sich zu äußern pflegt.
So führt auch dieses unantastbare Zeugnis von der Kunst des Hans
Cranach im Grunde zu keinem anderen Ergebnis als die Untersuchungen
Flechsigs an den Werken des sogenannten Pseudo-Grünewald, nämlich
in die gleiche Sackgasse, in die bisher noch alle Versuche einer Auftei-
lung der Werkstattarbeiten, die unter dem Namen des Lukas Cranach
gehen, gemündet sind. Und gerade das Bild des Hans Cranach ist der
beste Beweis dafür, eine wie starke Persönlichkeit der alte Lukas gewesen
sein muß, wenn er selbst seinem begabten Sohne so sehr den Stempel
seines eigenen Wesens aufzudrücken vermochte, daß es nicht gelingen
will, dessen Werk von dem des Vaters zu scheiden. Nicht umsonst wird
auch Stigel in dem Lobgedicht auf den verstorbenen Freund das Zuge-
ständnis gemacht haben, der alte Lukas sei dem Sohne an Kunstfertig-
keit überlegen gewesen. —
Die Werke, die den eigentlichen Anlaß zur Konstruktion des vielbe-
rufenen Pseudo-Grünewald gegeben haben, gruppieren sich um eine
Reihe gemalter Altarflügel, die auf Bestellungen des Kardinals Albrecht
von Brandenburg für seine Stiftskirche in Halle zurückgehen. Im Jahre
1520 hatte Markgraf Albrecht, der 1513 Erzbischof von Magdeburg
geworden war, den langgehegten Plan der Gründung eines Kollegiat-
stiftes in seiner Residenzstadt Halle verwirklicht. Sehr bald ging er nun
daran, für einen würdigen Kirchenbau Sorge zu tragen. Er ließ sich zu
dem Zweck die Dominikanerkirche Zum heiligen Kreuz abtreten, und
der Umbau ging so rasch vonstatten, daß schon im September des Jahres
1521 der kostbare Reliquienschatz aus der kleinen Schloßkapelle, die
bisher als Stiftskirche hatte dienen müssen, in das neue Gotteshaus über-
tragen werden konnte. Bis zur Einweihung und endgültigen Ubergabe
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