berichten begegnen alle die Darstellungsstoffe, die aus vielen Beispielen
der Spätzeit Cranachs bekannt sind, wie das Parisurteil, eine Venus, die
Caritas, Herkules bei Omphale, Adam und Eva, Judith. Weiter wird
ein Bild mit Diana und Aktäon und ein Meerwunder, das ein Weib
entführt, genannt. Auch kirchliche Darstellungen fehlen nicht, wie
Christus mit den Kindlein, ein Ölberg, eine Auferstehung, eine Himmel-
fahrt, ein Marienbild. Und endlich werden Bildnisse namhaft gemacht.
Diese Rechnungsberichte bestätigen, was Cranachs Schwiegersohn
Dr. Christian Brück an den Kurfürsten geschrieben hatte, von dem ihm
der Auftrag geworden war, den alten Meister zur Reise nach Augsburg
zu bewegen. Johann Friedrich hatte sich nicht an Cranach selbst ge-
wandt, weil er nicht wußte, ob er noch rüstig genug sei, die Un-
bequemlichkeiten der Fahrt und des Aufenthaltes in der Fremde
zu ertragen. Dr. Brück antwortete auf die Frage mit folgenden Worten:
„Daß ich erstlich genannten meinen Schweher frisch und gesund gott-
lob gefunden und wiewohl er an seinem Alter und mit ziemlich vielen
Jahren zugenommen, so habe ich doch an seinem Leibe und Gemüt
kein Abnehmen gespürt, sondern Selbsten von ihm gesehen, daß er jetziger
Zeit nicht weniger als zuvor keine Stunde ledig oder müßig sitzen kann,
welches mich denn sehr verwundert." Und zum Schluß kündigt er die
Ubersendung eines kleinen Gemäldes an, das der Kurfürst „gegen die
niederländischen Gemälde werde können anschauen und urteilen lassen".
Durch solche gut verbürgte Nachrichten werden alle Hypothesen,
die Cranachs eigene künstlerische Tätigkeit mit einer früheren Jahreszahl
begrenzen wollen, aufs schlagendste widerlegt. Denn hier in Augsburg
kann es sich nicht wohl um einen unpersönlichen Werkstattbetrieb ge-
handelt haben. Hier war der Meister auf die Hilfe höchstens einiger
weniger Gesellen angewiesen, und die eigentliche Ausführung der Ar-
beiten muß in seiner Hand gelegen haben.
Eine denkwürdige Begegnung hat damals in Augsburg stattgefunden.
Mit Karl V. weilte Tizian dort, der den Kaiser gemalt hatte, wie er am
Morgen von Mühlberg in goldgezierter Rüstung in die Schlacht geritten
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der Spätzeit Cranachs bekannt sind, wie das Parisurteil, eine Venus, die
Caritas, Herkules bei Omphale, Adam und Eva, Judith. Weiter wird
ein Bild mit Diana und Aktäon und ein Meerwunder, das ein Weib
entführt, genannt. Auch kirchliche Darstellungen fehlen nicht, wie
Christus mit den Kindlein, ein Ölberg, eine Auferstehung, eine Himmel-
fahrt, ein Marienbild. Und endlich werden Bildnisse namhaft gemacht.
Diese Rechnungsberichte bestätigen, was Cranachs Schwiegersohn
Dr. Christian Brück an den Kurfürsten geschrieben hatte, von dem ihm
der Auftrag geworden war, den alten Meister zur Reise nach Augsburg
zu bewegen. Johann Friedrich hatte sich nicht an Cranach selbst ge-
wandt, weil er nicht wußte, ob er noch rüstig genug sei, die Un-
bequemlichkeiten der Fahrt und des Aufenthaltes in der Fremde
zu ertragen. Dr. Brück antwortete auf die Frage mit folgenden Worten:
„Daß ich erstlich genannten meinen Schweher frisch und gesund gott-
lob gefunden und wiewohl er an seinem Alter und mit ziemlich vielen
Jahren zugenommen, so habe ich doch an seinem Leibe und Gemüt
kein Abnehmen gespürt, sondern Selbsten von ihm gesehen, daß er jetziger
Zeit nicht weniger als zuvor keine Stunde ledig oder müßig sitzen kann,
welches mich denn sehr verwundert." Und zum Schluß kündigt er die
Ubersendung eines kleinen Gemäldes an, das der Kurfürst „gegen die
niederländischen Gemälde werde können anschauen und urteilen lassen".
Durch solche gut verbürgte Nachrichten werden alle Hypothesen,
die Cranachs eigene künstlerische Tätigkeit mit einer früheren Jahreszahl
begrenzen wollen, aufs schlagendste widerlegt. Denn hier in Augsburg
kann es sich nicht wohl um einen unpersönlichen Werkstattbetrieb ge-
handelt haben. Hier war der Meister auf die Hilfe höchstens einiger
weniger Gesellen angewiesen, und die eigentliche Ausführung der Ar-
beiten muß in seiner Hand gelegen haben.
Eine denkwürdige Begegnung hat damals in Augsburg stattgefunden.
Mit Karl V. weilte Tizian dort, der den Kaiser gemalt hatte, wie er am
Morgen von Mühlberg in goldgezierter Rüstung in die Schlacht geritten
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