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Glaser, Curt
Lukas Cranach — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.11573#0204
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mh| Mit solchen Pikanterien

■ mag Cranach ebenso sich
I selbst wie seinem Publikum

I Genüge getan haben. Es war
eines seiner beliebten The-
men, den lüsternen Alten zu
zeigen, der von der Dirne be-
I stöhlen wird. Auch damit

■ stand Cranach wieder in der
R Tradition der Vergangenheit,

SyM H setzte er die „Buhlschaften"
I fort, an denen schon das
I 15. Jahrhundert sich erfreut
H hatte, wie er die mytholo-
Efl^H gischen Stoffe im Sinne der
alten Zeit gestaltete. Und
3^^^^ zugleich stand er in seiner
Gegenwart, nahm die sitten-
Judith mit dem Haupte des Holofernes bildlichen Themen, wie die

Lukrezien- und Judith-Bilder
wieder auf, die er in den Niederlanden zu sehen bekommen hatte,
und wurde der Vorläufer der Laszivitäten, an denen der spätere Ma-
nierismus reich gewesen ist.

Cranach war ebensosehr ein Kenner und Liebhaber der weiblichen
Tracht seiner Zeit wie des nackten Körpers. Seine Judith, seine Kaiserin
Helena, seine heiligen Frauen und weltlichen Dirnen sind reich ge-
kleidet und mit schwerem Goldschmuck behangen. Sie tragen Hand-
schuhe mit zierlich geschlitzten Gelenken und gepuffte Ärmel und
perlengestickte Mieder, goldgewirkte Haarnetze und federbeladene Hüte.
Es ist oft schwer zu sagen, wo das Porträt aufhört, wo das Modell oder
der frei erfundene Studienkopf beginnt. Man tut gut, die verschie-
denen Haupttypen, wie den runderen Kopf mit dem starken Doppel-

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