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Haus mit seinen Bewohnern wurde zum Thema einer Lithographienfolge,
in der der Künstler sein intimstes Ich zu geben meinte, da er zeichnerisch
verewigte, was ihm menschlich nahestand.
Der illustrative Charakter von Larssons Kunst verschärft sich in seinen
Farbenlithographien zu der äußerlichen Grellheit des Bilderbogens. Wie seine
Radierungen Federzeichnungen, so reproduzieren diese Lithographien Aqua-
relle. Eine Reihe verschiedener Farbplatten dient dazu, die festen Konturen
der Strichzeichnung gleichmäßig zu kolorieren. Larsson glaubte in solchen
Drucken den Wirkungen japanischer Farbenholzschnitte, die er aufs höchste
bewunderte, nahezukommen, aber in der linearen Abstraktheit seiner Zeichnung
blieb er von dem eleganten Fluß des Konturs ebenso wie in der harten Farbe
von dem geschmackvollen Kolorismus der Japaner weit entfernt.
Am spätesten von den skandinavischen Ländern entwickelte Norwegen
eine bodenständige Kunst. Von den Meistern, die hier in der zweiten Hälfte
des ip. Jahrhunderts eine eigene Malerschule begründeten, fand kaum einer
Gelegenheit, sich in den graphischen Techniken zu versuchen. Allein Erik
Werenskiold, der in seinen späteren Jahren entschlossen die Wendung zur
Freilichtmalerei nahm, hat im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts eine
Reihe schöner und klarer Radierungen geschaffen. Er hat die einfachen
Motive nordischer Landschaft mit einem freien und leichten Strich in ein
malerisch empfundenes Schwarz-Weiß übersetzt und seinen lichten Gemälden
in der Radierung selbständig ein überzeugendes Gleichnis gefunden. Die
Formen seiner Landschaft sind in einheitliche Luftschicht gebettet, und in
Darstellungen nordischen Winters hat Werenskiold in einer fast schattenlosen
Helligkeit den Ausdruck der eisklar kristallenen Kälte durchsichtiger Höhen-
luft gegeben.
Werenskiold entstammt künstlerisch dem weiteren Kreise des französischen
Impressionismus, obwohl er in seinen späteren Jahren ganz in der nordischen
Heimat untertauchte. Aber Norwegen war das einzige der drei skandinavischen
Reiche, das — in Edvard Munch — der weiteren Welt einen Künstler zu
schenken hatte, der, ganz aus heimatlichem Boden erwachsen, nicht wie die
übrigen als ein Empfangender allein, sondern zugleich als ein Gebender in
den Kreis der europäischen Kunst eintreten sollte.

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