Wie aber das Zölibat trotzdem als idealer Zustand betrachtet
wurde, erreichte in den Augen manch zünftiger Denker auch nur
der Freund reiner Wissenschaft ohne Kunst und Schönheit die
höhere Weihe der wahren Erkenntnis.
Seltsamerweise sind Spuren dieser Auffassung bis heute in mancher
Disziplin erhalten, obwohl man sich im Lauf der Jahrhunderte oft
davon überzeugen konnte, daß Philosophie und Dichtung, bei den
Philosophen und Dichtern, die einen Fortschritt verkörpern, stets
einander unzertrennlich vermählt waren.
Einige Scholastiker versuchten spitzfindige Erklärungen, die in
späteren ästhetischen Spekulationen bedeutungsvoll von neuem auf-
tauchten. So unterscheidet Duns Scotus eine besondere Schönheits-
empfindung, nennt ihre Eindrucks- und Ausdrucksfähigkeit conceptio
confusa und bezeichnet die Einbildungkraft (imaginatio) als Be-
wahrerin dieser undeutlichen Eindrücke.
Hier erscheinen auch zum erstenmal die namentlichen Bestimmungen
verschiedener Empfindungsstadien, wie deutlich, undeutlich, ver-
wirrt, die in unserer Zeit für moderne psychologisch-ästhetische
Forderungen einen Ausgangspunkt bilden.
Zu fremdgewordenem Gedankenkreis gehörig, verwirrt uns heute
jene Fülle von Allegorien, die nicht nur das Schöne selbst sondern
auch jede Sehnsucht nach Schönheit verkleiden mußten. Scharf
beleuchtet zeigt sich hier der Abstand zwischen den geistigen
Disziplinen der Vergangenheit und der geistigen Disziplin der
Neuzeit.
Deuten und bedeuten, Allegorisieren und Personificieren blieb
während langer Jahrhunderte eine tiefgehende Gewohnheit des
menschlichen Denkvermögens, die von der Religion ausging und
auf die freien Künste herüberstrahlte.
Bekannt ist das erste primitive Symbolisieren im kindlichen Spiel.
Wie in kindlicher Phantasie ein Möbel einen Baum bedeuten muß,
so werden diese oder jene mystisch beleuchteten Gegenstände zu
Symbolen umgedichtet oder abstrakte Ideen müssen sich in einen
allegorischen Körper bequemen.
Traditionell geworden, bleiben diese Deutungen heilig und un-
umstößlich.
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wurde, erreichte in den Augen manch zünftiger Denker auch nur
der Freund reiner Wissenschaft ohne Kunst und Schönheit die
höhere Weihe der wahren Erkenntnis.
Seltsamerweise sind Spuren dieser Auffassung bis heute in mancher
Disziplin erhalten, obwohl man sich im Lauf der Jahrhunderte oft
davon überzeugen konnte, daß Philosophie und Dichtung, bei den
Philosophen und Dichtern, die einen Fortschritt verkörpern, stets
einander unzertrennlich vermählt waren.
Einige Scholastiker versuchten spitzfindige Erklärungen, die in
späteren ästhetischen Spekulationen bedeutungsvoll von neuem auf-
tauchten. So unterscheidet Duns Scotus eine besondere Schönheits-
empfindung, nennt ihre Eindrucks- und Ausdrucksfähigkeit conceptio
confusa und bezeichnet die Einbildungkraft (imaginatio) als Be-
wahrerin dieser undeutlichen Eindrücke.
Hier erscheinen auch zum erstenmal die namentlichen Bestimmungen
verschiedener Empfindungsstadien, wie deutlich, undeutlich, ver-
wirrt, die in unserer Zeit für moderne psychologisch-ästhetische
Forderungen einen Ausgangspunkt bilden.
Zu fremdgewordenem Gedankenkreis gehörig, verwirrt uns heute
jene Fülle von Allegorien, die nicht nur das Schöne selbst sondern
auch jede Sehnsucht nach Schönheit verkleiden mußten. Scharf
beleuchtet zeigt sich hier der Abstand zwischen den geistigen
Disziplinen der Vergangenheit und der geistigen Disziplin der
Neuzeit.
Deuten und bedeuten, Allegorisieren und Personificieren blieb
während langer Jahrhunderte eine tiefgehende Gewohnheit des
menschlichen Denkvermögens, die von der Religion ausging und
auf die freien Künste herüberstrahlte.
Bekannt ist das erste primitive Symbolisieren im kindlichen Spiel.
Wie in kindlicher Phantasie ein Möbel einen Baum bedeuten muß,
so werden diese oder jene mystisch beleuchteten Gegenstände zu
Symbolen umgedichtet oder abstrakte Ideen müssen sich in einen
allegorischen Körper bequemen.
Traditionell geworden, bleiben diese Deutungen heilig und un-
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