Vast and well veiled death, ■
Great deliveress!
Franciscus sucht die Schönheit im Unscheinbarsten, ja im Ekelvollen
mit dem Eifer eines gläubigen Forschers.
Zauber der Liebe umkleidet für ihn die hagere, boshaft drohende
Armut mit einem freundlichen Schein und der Heilige hält Zwie-
sprache mit ihr, als wäre sie eine schöne, erstrebenswerte Geliebte.
Mit Willen verschließt er sein Auge vor ihren Lumpen und sieht
nur die Geduld, die Opferwilligkeit, den Fleiß und alle Wunder,
die sie in Menschenherzen vollbringen kann.
Vor dem Blick des frommen Dichters erhebt sich ihre Majestät
erhabener als andere irdische Majestäten.
Ähnliche dichterische Veranlagung wie der Heilige von Assisi hatten
nach ihm alle geborenen Krankenpfleger und -pflegerinnen, alle weisen
Ärzte und eine Reihe von Dichtern, die edler Mysticismus belebte.
Solche Schönheitssucher wenden sich nicht ab von dem, was anderen
Grauen und Abscheu einflößt. Sie üben im tiefsten Sinn ästhetische
Tugend und sind berauscht von der Entdeckung, daß sie mitten im
elenden Siechtum ein dankbar getrösteter Augenaufschlag trifft, daß
in äußerster Verkommenheit ein Zucken um die Mundwinkel das
Wiedererwachen menschlichen Gefühls beweist. Sie sind feierlich
ausgesöhnt mit Not und Tod.
Wie die schwarze Magie aus allerlei schauerlichen Dingen Heil-
tränke zu brauen und Schätze zu bilden trachtet, so weiß die
heiligende Magie der dichtenden Empfindung aus dem scheinbar
ungeeignetsten Stoff Schönheit zu zeugen.
Diese weiße Magie, deren stärkster Adept Franciskus war, hat immer-
fort Jünger, die mehr oder weniger unbewußt dem Meister nach-
streben. Zuweilen geht bei ihnen allerdings das Gefühl zu krank-
hafter Überspanntheit über oder zur Manier, wenn die Gesinnung-
nicht stark genug ist, das Gefühl nur ein Gefühlchen war.
Von ernsten modernen Schönheitssuchern dieser Weltanschauung
möchte ich Baudelaire, Verlaine, Dostojewski und Tolstoi nennen;
in bezug auf bildende Kunst an Meuniers gewaltiges Lebenswerk
erinnern.
64
Great deliveress!
Franciscus sucht die Schönheit im Unscheinbarsten, ja im Ekelvollen
mit dem Eifer eines gläubigen Forschers.
Zauber der Liebe umkleidet für ihn die hagere, boshaft drohende
Armut mit einem freundlichen Schein und der Heilige hält Zwie-
sprache mit ihr, als wäre sie eine schöne, erstrebenswerte Geliebte.
Mit Willen verschließt er sein Auge vor ihren Lumpen und sieht
nur die Geduld, die Opferwilligkeit, den Fleiß und alle Wunder,
die sie in Menschenherzen vollbringen kann.
Vor dem Blick des frommen Dichters erhebt sich ihre Majestät
erhabener als andere irdische Majestäten.
Ähnliche dichterische Veranlagung wie der Heilige von Assisi hatten
nach ihm alle geborenen Krankenpfleger und -pflegerinnen, alle weisen
Ärzte und eine Reihe von Dichtern, die edler Mysticismus belebte.
Solche Schönheitssucher wenden sich nicht ab von dem, was anderen
Grauen und Abscheu einflößt. Sie üben im tiefsten Sinn ästhetische
Tugend und sind berauscht von der Entdeckung, daß sie mitten im
elenden Siechtum ein dankbar getrösteter Augenaufschlag trifft, daß
in äußerster Verkommenheit ein Zucken um die Mundwinkel das
Wiedererwachen menschlichen Gefühls beweist. Sie sind feierlich
ausgesöhnt mit Not und Tod.
Wie die schwarze Magie aus allerlei schauerlichen Dingen Heil-
tränke zu brauen und Schätze zu bilden trachtet, so weiß die
heiligende Magie der dichtenden Empfindung aus dem scheinbar
ungeeignetsten Stoff Schönheit zu zeugen.
Diese weiße Magie, deren stärkster Adept Franciskus war, hat immer-
fort Jünger, die mehr oder weniger unbewußt dem Meister nach-
streben. Zuweilen geht bei ihnen allerdings das Gefühl zu krank-
hafter Überspanntheit über oder zur Manier, wenn die Gesinnung-
nicht stark genug ist, das Gefühl nur ein Gefühlchen war.
Von ernsten modernen Schönheitssuchern dieser Weltanschauung
möchte ich Baudelaire, Verlaine, Dostojewski und Tolstoi nennen;
in bezug auf bildende Kunst an Meuniers gewaltiges Lebenswerk
erinnern.
64