die im traite des passions über die verschiedenen Leidenschaften
stehen und deren physiologische Symptome enthalten.
Was sollte mir eine Philosophie, die meine Leidenschaften beschreibt!
Ich brauche eine solche, die mir zeigt, wie ich sie zügeln und be-
herrschen kann! Die richtige Beschreibung meiner Krankheit heilt
mich nicht, wenn der Arzt kein Mittel dagegen verordnet!
Shaftesbury meint, die Gemütsverfassung sei das Einzige, was nicht
regiert werde, während sie selbst alles andere regiere. Aber wo-
durch ließe sich die Gemütsverfassung bestimmen, denn zu große
Strenge, wie zu große Schwäche sind bei diesem Regiment zu
meiden ?
Sie läßt sich einzig und allein durch das ästhetische Gefühl richtig
leiten, durch einen geläuterten Geschmack — right taste in life and
manners.
Einzig die Philosophie, die solches lehrt, ist würdig des schönen
Ausrufs Ciceros: Vitae dux, virtutis indigatrix, tu juventrix legum,
tu magistra morum et disciplinae!
Ein Wort, das Shaftesburys Werk immer wieder mit Andacht um-
schreibt.
Sogenannt philosophische Lehren, die dem Menschen keine Erkenntnis
seiner selbst und keine Mittel zur Selbstbeherrschung bieten, machen
ihn nur zum eingebildeten Toren. Um als Herr der Affekte —
the fancies — aufzutreten, ist ein pedantisches, ein für allemal auf-
gestelltes System nicht nötig, sondern nur eine vollendete Wohl-
erzogenheit des Gemüts, denn dieses weiß dann in jeder Lage das
Richtige, nämlich das Vornehme zu tun und ist gegen das Unvor-
nehme mit natürlichem Abscheu erfüllt.
Zum Zweck der Selbsterziehung schlägt Shaftesbury eine drama-
tische Methode vor. Man läßt die Affekte zu Wort kommen, unter-
hält sich gleichsam mit ihnen, weist sie aber mit überlegener Ironie,
wenn es not tut, zurück. Anmutig nennt er die also in Mitspieler
eines Stückes verwandelten Affekte Weltdamen — lady fancies —,
die bald verschleiert, bald ihre Reize neckisch entblößend, launisch
oder prüde auftreten und mit dem Selbst kokettieren.
Der Weise betrachtet sie, vergleicht sie, unterhält sich über ihre
Mienen und Mätzchen, bleibt aber ungerührt. Solche und andere
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stehen und deren physiologische Symptome enthalten.
Was sollte mir eine Philosophie, die meine Leidenschaften beschreibt!
Ich brauche eine solche, die mir zeigt, wie ich sie zügeln und be-
herrschen kann! Die richtige Beschreibung meiner Krankheit heilt
mich nicht, wenn der Arzt kein Mittel dagegen verordnet!
Shaftesbury meint, die Gemütsverfassung sei das Einzige, was nicht
regiert werde, während sie selbst alles andere regiere. Aber wo-
durch ließe sich die Gemütsverfassung bestimmen, denn zu große
Strenge, wie zu große Schwäche sind bei diesem Regiment zu
meiden ?
Sie läßt sich einzig und allein durch das ästhetische Gefühl richtig
leiten, durch einen geläuterten Geschmack — right taste in life and
manners.
Einzig die Philosophie, die solches lehrt, ist würdig des schönen
Ausrufs Ciceros: Vitae dux, virtutis indigatrix, tu juventrix legum,
tu magistra morum et disciplinae!
Ein Wort, das Shaftesburys Werk immer wieder mit Andacht um-
schreibt.
Sogenannt philosophische Lehren, die dem Menschen keine Erkenntnis
seiner selbst und keine Mittel zur Selbstbeherrschung bieten, machen
ihn nur zum eingebildeten Toren. Um als Herr der Affekte —
the fancies — aufzutreten, ist ein pedantisches, ein für allemal auf-
gestelltes System nicht nötig, sondern nur eine vollendete Wohl-
erzogenheit des Gemüts, denn dieses weiß dann in jeder Lage das
Richtige, nämlich das Vornehme zu tun und ist gegen das Unvor-
nehme mit natürlichem Abscheu erfüllt.
Zum Zweck der Selbsterziehung schlägt Shaftesbury eine drama-
tische Methode vor. Man läßt die Affekte zu Wort kommen, unter-
hält sich gleichsam mit ihnen, weist sie aber mit überlegener Ironie,
wenn es not tut, zurück. Anmutig nennt er die also in Mitspieler
eines Stückes verwandelten Affekte Weltdamen — lady fancies —,
die bald verschleiert, bald ihre Reize neckisch entblößend, launisch
oder prüde auftreten und mit dem Selbst kokettieren.
Der Weise betrachtet sie, vergleicht sie, unterhält sich über ihre
Mienen und Mätzchen, bleibt aber ungerührt. Solche und andere
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