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Enzyklopädie zurück: Demandez ä un crapaud ce que c’est que
la beaute . . . il vous repondra que c’est sa crapaude avec
deux gros yeux ronds sortant de sa petite tete, une gueule
large et plate, un ventre jaune, un dos brun. Er führt noch
eine Reihe ähnlicher Beispiele an, vergleicht den chinesischen
Schönheitsbegriff mit dem europäischen und schließt den Artikel:
C’est encore une raison qui me determine a ne point faire un traite
du beau.
In der Satire Die Abderiten verspottet Wieland unter dem Zeichen
des lachenden Philosophen Demokritos das Wesen der Ästhetiker
und beschreibt die äthiopische Helena Gulluru, die den Äthiopiern
gewiß ebenso gut gefalle, wie Ledas Tochter den Griechen. Weil
diese äthiopische Helena der Gegenstand aller Wünsche war, so läßt
sich sicher schließen, daß sie der Idee von Schönheit glich, die jeder
dort in seiner Einbildung fand.
Überall redete, stritt, dachte man nach über den Begriff des Schönen.
Der Holländer Hemsterhuis macht die Bemerkung, das Schöne
schenke uns im kleinsten Augenblick die größte Anzahl von Ideen.
Auch er vergleicht die Seligkeit der Schönheitsempfindung mit der
Liebesseligkeit. Von diesem Gedankengang hingerissen, gründet
Friedrich Heinrich Jacobi den Sentimentalismus.
Der anspruchsloseste unter diesen Theoretikern ist Sulzer, der be-
scheidene und vernünftige Worte über die Schönheit sagt in seiner
bekannten Enzyklopädie der schönen Wissenschaften. In dem Artikel
schön steht unter anderem: Der Künstler kennt die wahre Schön-
heit nicht, dessen Werk, wie lieblich und einschmeichelnd es sein mag,
was den Sinnen und der Einbildung schmeichelt, nicht zugleich auch
Verstand und Herz einnimmt. Und ferner meint er im sentimenta-
lischen Stil seiner Zeit: Darum, o Jüngling, begnüge dich nicht,
eines Königs Lusiigmacher zu sein, wenn du sein Freund, Rat und
Minister sein könntest.
Diese vernünftige, aber moralisierende Richtung der Ästhetik hatte
das Verdienst, die neue Wissenschaft mit dem Leben verknüpfen
zu wollen.
Sie suchte auszudrücken, daß wir solche Dinge schön finden, die
das zu sein scheinen, was sie nach unserem Gefühl sein sollten, die
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