neu hervorgeschaffen werden mögen? Das frage dich, gehe vom
Häuslichen aus und verbreite dich, so du kannst, in alle Welt.
Das Deutscheste an Goethe ist, daß er die Schönheit des Häus-
lichen ganz besonders anerkennt, preist und als Nährboden für alles
Schätzbare hält.
Die moderne Flucht vor der Häuslichkeit hätte ihn wahrscheinlich
schwer gekränkt und aus ihr hätte er vielleicht die moderne Un-
treue der Schönheit gegenüber erklärt. Audi der Künstler soll die
Häuslichkeit nicht verachten, sondern von ihr ausgehend seine Kunst
üben.
Was hat dies Wort zu bedeuten?
Er soll nicht vom Egoismus ausgehen, sondern von der Liebe aus
seinen Weg nehmen. Sein Traum soll zuerst stille Stunden ver-
schönen, bescheidene Wände schmücken, einen kleinen Kreis glück-
lich, heiter und weise zusammenführen und fest aneinanderschließen.
Er soll nichts verschmähen und nichts versäumen, dem Gesang der
Mädchen am Brunnen lauschen, den Schattenriß des Freundes bei
traulichem Licht studieren, im Hausgärtchen die Pflanzenwunder
entdecken und von jeder Wanderung beglückt heimkehren, die
Augen voll von Himmelsfarben und dem antwortenden Farbenspiel
der Erde.
So vom Häuslichen ausgehend ist die Kunst Glück und nicht ver-
zehrende Qual, der Beifall der Welt kein notwendiger Lohn, son-
dern nur ein überraschendes Geschenk, auf das nicht gerechnet wird.
Der wahre Lohn ist längst vorweggenommen, die Schönheit selbst,
die in allen Dingen wohnt, hat sich dem Suchenden offenbart im
Kleinen und Kleinsten und ihn eben dadurch des Großen und
Größten fähig gemacht.
Pflicht ist es auch für den Liebhaber schöner Künste, dessen
Wichtigkeit Goethe immer wieder betont und für den seine Zeit
interessante Typen lieferte, dem Künstler entgegenzukommen, in-
dem er die Empfänglichkeit des Herzens für das Schöne mit ge-
duldiger Weisheit pflegt. Dazu gibt Goethe folgende Anweisung:
Der echte Liebhaber fühlt nicht nur die Wahrheit des Nachgeahmten,
sondern auch die Vorzüge des Ausgewählten, das Geistreiche der
Zusammenstellung, das Überirdische der kleinen Kunstwelt. Er fühlt,
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Häuslichen aus und verbreite dich, so du kannst, in alle Welt.
Das Deutscheste an Goethe ist, daß er die Schönheit des Häus-
lichen ganz besonders anerkennt, preist und als Nährboden für alles
Schätzbare hält.
Die moderne Flucht vor der Häuslichkeit hätte ihn wahrscheinlich
schwer gekränkt und aus ihr hätte er vielleicht die moderne Un-
treue der Schönheit gegenüber erklärt. Audi der Künstler soll die
Häuslichkeit nicht verachten, sondern von ihr ausgehend seine Kunst
üben.
Was hat dies Wort zu bedeuten?
Er soll nicht vom Egoismus ausgehen, sondern von der Liebe aus
seinen Weg nehmen. Sein Traum soll zuerst stille Stunden ver-
schönen, bescheidene Wände schmücken, einen kleinen Kreis glück-
lich, heiter und weise zusammenführen und fest aneinanderschließen.
Er soll nichts verschmähen und nichts versäumen, dem Gesang der
Mädchen am Brunnen lauschen, den Schattenriß des Freundes bei
traulichem Licht studieren, im Hausgärtchen die Pflanzenwunder
entdecken und von jeder Wanderung beglückt heimkehren, die
Augen voll von Himmelsfarben und dem antwortenden Farbenspiel
der Erde.
So vom Häuslichen ausgehend ist die Kunst Glück und nicht ver-
zehrende Qual, der Beifall der Welt kein notwendiger Lohn, son-
dern nur ein überraschendes Geschenk, auf das nicht gerechnet wird.
Der wahre Lohn ist längst vorweggenommen, die Schönheit selbst,
die in allen Dingen wohnt, hat sich dem Suchenden offenbart im
Kleinen und Kleinsten und ihn eben dadurch des Großen und
Größten fähig gemacht.
Pflicht ist es auch für den Liebhaber schöner Künste, dessen
Wichtigkeit Goethe immer wieder betont und für den seine Zeit
interessante Typen lieferte, dem Künstler entgegenzukommen, in-
dem er die Empfänglichkeit des Herzens für das Schöne mit ge-
duldiger Weisheit pflegt. Dazu gibt Goethe folgende Anweisung:
Der echte Liebhaber fühlt nicht nur die Wahrheit des Nachgeahmten,
sondern auch die Vorzüge des Ausgewählten, das Geistreiche der
Zusammenstellung, das Überirdische der kleinen Kunstwelt. Er fühlt,
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