mit der Ansicht, sie gewähre nur Lust und Wohlgefallen. Unbewußt
arbeiteten die Romantiker weiter an dem Wort Kants über die Kunst:
Um unseres Leides willen ist sie da. Was sie vor allem offenbaren
in Werk und Leben, ist dies:
Unzertrennlich ist die Schönheit vom Schmerz, sie veredelt und ver-
klärt ihn. Anstatt unser kleines Ich zu erwürgen, umfaßt der
Schmerz durch ihren Zauber die ganze Welt und erhöht uns, statt
uns herabzudrücken.
Weltmärchen und Weltschmerz ist der hohe Sinn der Romantik.
Sie sträubt sich mit ungestümer, oft ungeschickter Geberde dagegen,
die Welt entgöttert zu sehen, und will mit neuem Mythos die er-
kaltende Erde erglühen machen. So kamen ihre Verkünder zu der
Auffassung, daß alle heiligen Spiele der Kunst nur ferne Nach-
bildungen des unendlichen Spieles der Welt seien. In diesem Sinn
schrieb der ältere Schlegel an Schleiermacher: Es ist einmal Zeit,
daß Luft Feuer, Wasser, Erde wieder einmal poetisch werden.
Schelling, der Philosoph des romantischen Glaubens, spricht dieses
Bestreben am deutlichsten aus. Nach seiner Meinung bevölkert die
ästhetische Kraft Alles, ohne sie ist der Bau der Naturphilosophie
undenkbar. In der Schönheit allein ist Uneigennützigkeit zu finden,
sie ist für ihn das Unendliche endlich dargestellt. Dazu öffnet die
Kunst dem Denker das Allerheiligste, wo in ewiger ursprünglicher
Vereinigung in einer Flamme brennt, was in Natur und Geschichte
gesondert ist und was im Leben und Handeln, ebenso wie im Denken
sich fliehen muß.
Die Ideen nennt Schelling Götter und findet Schönheit ohne Mythos
unmöglich.
Platons Mißtrauen gegen das Kunstschöne begegnet er mit neu-
artiger Antwort und erklärt die Abwehr des griechischen Philosophen
damit, daß die Schönheit der olympischen Mythologie so vollendet
gewesen sei, daß sie zu endlich, zu fertig in Erscheinung getreten.
Die christliche Mythologie sei aber unendlich, voll unerschöpflicher
Möglichkeiten, ein ganz neuer Quell von Schönheitsoffenbarung.
Von diesem Geist ergriffen, wenden sich einige der bedeutendsten
Romantiker voll ästhetischer Sehnsucht der katholischen Kirche zu.
Rom ist noch nicht die Hauptstadt eines prosaisch streberischen
202
arbeiteten die Romantiker weiter an dem Wort Kants über die Kunst:
Um unseres Leides willen ist sie da. Was sie vor allem offenbaren
in Werk und Leben, ist dies:
Unzertrennlich ist die Schönheit vom Schmerz, sie veredelt und ver-
klärt ihn. Anstatt unser kleines Ich zu erwürgen, umfaßt der
Schmerz durch ihren Zauber die ganze Welt und erhöht uns, statt
uns herabzudrücken.
Weltmärchen und Weltschmerz ist der hohe Sinn der Romantik.
Sie sträubt sich mit ungestümer, oft ungeschickter Geberde dagegen,
die Welt entgöttert zu sehen, und will mit neuem Mythos die er-
kaltende Erde erglühen machen. So kamen ihre Verkünder zu der
Auffassung, daß alle heiligen Spiele der Kunst nur ferne Nach-
bildungen des unendlichen Spieles der Welt seien. In diesem Sinn
schrieb der ältere Schlegel an Schleiermacher: Es ist einmal Zeit,
daß Luft Feuer, Wasser, Erde wieder einmal poetisch werden.
Schelling, der Philosoph des romantischen Glaubens, spricht dieses
Bestreben am deutlichsten aus. Nach seiner Meinung bevölkert die
ästhetische Kraft Alles, ohne sie ist der Bau der Naturphilosophie
undenkbar. In der Schönheit allein ist Uneigennützigkeit zu finden,
sie ist für ihn das Unendliche endlich dargestellt. Dazu öffnet die
Kunst dem Denker das Allerheiligste, wo in ewiger ursprünglicher
Vereinigung in einer Flamme brennt, was in Natur und Geschichte
gesondert ist und was im Leben und Handeln, ebenso wie im Denken
sich fliehen muß.
Die Ideen nennt Schelling Götter und findet Schönheit ohne Mythos
unmöglich.
Platons Mißtrauen gegen das Kunstschöne begegnet er mit neu-
artiger Antwort und erklärt die Abwehr des griechischen Philosophen
damit, daß die Schönheit der olympischen Mythologie so vollendet
gewesen sei, daß sie zu endlich, zu fertig in Erscheinung getreten.
Die christliche Mythologie sei aber unendlich, voll unerschöpflicher
Möglichkeiten, ein ganz neuer Quell von Schönheitsoffenbarung.
Von diesem Geist ergriffen, wenden sich einige der bedeutendsten
Romantiker voll ästhetischer Sehnsucht der katholischen Kirche zu.
Rom ist noch nicht die Hauptstadt eines prosaisch streberischen
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