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der Liebe widerstanden. Shelley bildet im entfesselten Prometheus
ein wunderbares Utopien, bewohnt und bevölkert von idealen
Wesen, die den reinen Ideen des Platon nicht unähnlich sind. Ihr
Schutzgeist ist Prometheus. Sinnend ruht er in seiner Wunderhöhle,
leise webt und waltet und spinnt er an dem feinen Netz erlesener
Seligkeiten, in das die Erde nun eingesponnen erscheint:
Ein Wandel kam, als ob die zart und sanft gewordne Luft,
Als ob auch allumfassend nun das Sonnenlicht
Von einem Liebenmüssen ihre Schwingung hätten
Und mit Liebkosung um das All sich schmiegten. . . .
Und sieh! Die Throne blieben königslos und alle Menschen,
Sie wandelten in Frieden, seligen Geistern gleich.
Kein niedrig Schmeicheln und kein Unterdrücken,
Kein Zittern und kein fürchterlich Stirnrunzeln mehr
Und keiner, der mit bitterm Lächeln
Zerstampft in eigner Brust der Liebe und der Hoffnung Funken,
Bis diese trauervolle Asche übrig bleibt
Des Seelenwesens, das im eignen Qualm erstickt ward.
So sang Shelley, und die guten Götter hatten ihn lieb und bewiesen
es, da sie ihm einen frühen Tod schenkten und gönnten, in Schön-
heit zu sterben.

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