Deshalb muß auch das klassische Ideal zu wirken aufhören und darf
nur mehr historisch bewundert werden. Ähnlich müssen auch die
anderen Kunstformen als gebraucht und dem Ende verfallen aus dem
Fortschrittsgebiet verschwinden und Neuem Platz machen.
Dies Neue ist für Hegels Zeitalter die Wissenschaft.
Seine Freude an der Wissenschaftlichkeit des Jahrhunderts, eine
Freude, die in den Bekenntnissen mancher zeitgenössischer Gelehrter
begeistert zum Ausdruck kommt, erinnert leicht an Wagners Wort
im Faust:
Es ist ein groß Ergötzen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen,
Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht,
Und wie wir’s dann zuletzt so herrlich weit gebracht.
Hegel hat am eindringlichsten den Glauben an die Wissenschaft
verkündet und sie als überragend hingestellt, so daß die Wertung
der Kunst, der noch soeben von den Romantikern zu höchst ge-
priesenen Kunst, tief erschüttert wurde.
Stolz blähte sich der Philister, denn nichts konnte seiner feierlichen
Torheit willkommener sein als diese Thronerhebung. Sie beruhigte,
sie schmeichelte, sie hieß alles gut, was er dachte und wollte.
Wichtige Entdeckungen, ungeheure technische Fortschritte recht-
fertigen die Vorzugsstellung der Wissenschaft, und es schien
selbstverständlich, gesetzlich, sich ihr unterzuordnen, nur dem so-
genannt Nützlichen zu dienen. Das Maschinenzeitalter brach an,
allüberall mit den Natur- und Kunstschönheiten aufräumend. Der
Wasserfall wurde zur Wasserkraft, die Fabrik erzeugte mechanisch
alles und der Mensch wurde überraschend schnell das Werkzeug
seiner eigenen Werkzeuge.
Bedeutende Gelehrte (wie etwa Herbert Spencer) erklärten seinen
Mechanismus. Er war wirklich l’homme-machine. Der alte Scherz
schien wahr.
Wie der einzelne Mensch verlor auch der Staat an Leben, wurde
eine Maschine, die man gläubig anstaunte, speiste, heizte, ölte, die
mit ungeheurem Lärm und ungeheuren Kosten großartig in Betrieb
stand und in deren Nähe zu kommen man sich gemeiniglich nicht
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nur mehr historisch bewundert werden. Ähnlich müssen auch die
anderen Kunstformen als gebraucht und dem Ende verfallen aus dem
Fortschrittsgebiet verschwinden und Neuem Platz machen.
Dies Neue ist für Hegels Zeitalter die Wissenschaft.
Seine Freude an der Wissenschaftlichkeit des Jahrhunderts, eine
Freude, die in den Bekenntnissen mancher zeitgenössischer Gelehrter
begeistert zum Ausdruck kommt, erinnert leicht an Wagners Wort
im Faust:
Es ist ein groß Ergötzen,
Sich in den Geist der Zeiten zu versetzen,
Zu schauen, wie vor uns ein weiser Mann gedacht,
Und wie wir’s dann zuletzt so herrlich weit gebracht.
Hegel hat am eindringlichsten den Glauben an die Wissenschaft
verkündet und sie als überragend hingestellt, so daß die Wertung
der Kunst, der noch soeben von den Romantikern zu höchst ge-
priesenen Kunst, tief erschüttert wurde.
Stolz blähte sich der Philister, denn nichts konnte seiner feierlichen
Torheit willkommener sein als diese Thronerhebung. Sie beruhigte,
sie schmeichelte, sie hieß alles gut, was er dachte und wollte.
Wichtige Entdeckungen, ungeheure technische Fortschritte recht-
fertigen die Vorzugsstellung der Wissenschaft, und es schien
selbstverständlich, gesetzlich, sich ihr unterzuordnen, nur dem so-
genannt Nützlichen zu dienen. Das Maschinenzeitalter brach an,
allüberall mit den Natur- und Kunstschönheiten aufräumend. Der
Wasserfall wurde zur Wasserkraft, die Fabrik erzeugte mechanisch
alles und der Mensch wurde überraschend schnell das Werkzeug
seiner eigenen Werkzeuge.
Bedeutende Gelehrte (wie etwa Herbert Spencer) erklärten seinen
Mechanismus. Er war wirklich l’homme-machine. Der alte Scherz
schien wahr.
Wie der einzelne Mensch verlor auch der Staat an Leben, wurde
eine Maschine, die man gläubig anstaunte, speiste, heizte, ölte, die
mit ungeheurem Lärm und ungeheuren Kosten großartig in Betrieb
stand und in deren Nähe zu kommen man sich gemeiniglich nicht
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