berührten, darunter, um nur ein Beispiel zu nennen, Maria von Medici, die Kö-
niginmutter von Frankreich (S. 316), die mit ihrem Sohn Gaston von Orleans
(S.429) im Herbst 1631 als Gast der Regentin in Antwerpen weilte.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die neuerliche Übersiedlung Van Dycks
mit einer Empfehlung Maria von Medicis (deren Bildnisse nach Van Dyck, zu-
meist in Halbfigur, in englischen Schlössern auffallend häufig vorkommen) an
ihre Tochter Königin Henrietta Maria zusammenhängt. Wenigstens ist im
März 1632 davon die Rede, daß Verhandlungen zwischen der Königinmutter
von Frankreich und der Infantin stattgefunden haben und daß Van Dyck mit
den Bildnissen dieser beiden fürstlichen Frauen in ihrem Auftrag nach England
reisen sollte. Allein Karl I., der kunstsinnigste unter allen Monarchen, die je
gelebt haben, war ohne Zweifel schon vorher auf Van Dycks Kunst aufmerksam
geworden. Nicolas Lanier, als Musiker am englischen Hofe tätig und zugleich
auch als Agent bei dem Ankauf von Kunstwerken verwendet, hatte dem König
sein eigenes, von Van Dyck gemaltes Porträt gezeigt, das diesem so sehr ge-
fallen haben muß, daß er es für seine Galerie erwarb, und Karl I. selbst war
durch Vermittlung des später mit Van Dyck eng befreundeten Hofmanns En-
dymion Porter (S. 440) in den Besitz eines der schönsten Historienbilder des
Künstlers gelangt, der gegen Ende 1629 gemalten Darstellung von Rinaldo und
Armida (S.265), die neuerdings aus Clumber, dem Landsitze des Herzogs von
Newcastle, in die Sammlung von Mr. Jacob Epstein in Baltimore gekommen
ist. Auch ältere englische Freunde Van Dycks, wie vor allem Lord Arundel, der
nach der Ermordung des Herzogs von Buckingham seinen vollen Einfluß wieder-
gewonnen hatte, und Sir Kenelm Digby (S. 398 und 449), der als Gesandter der
Königin von England am Hofe des Papstes Urban VIII. in Rom Van Dyck kennen
gelernt hatte, werden wohl für die Berufung des von ihnen hochgeschätzten
Künstlers Stimmung gemacht haben.
Ende März oder Anfang April 1632 ist Van Dyck in London und wohnt zu-
nächst mit seinem Gesinde bei Edward Norgate, einem Günstling Arundels und
späterem Sekretär des königlichen Siegels, auf Kosten des Hofes. Der König sorgte
sodann selbst für eine würdige Wohnung und befahl einem seiner Beamten,
deshalb mit dem berühmten Architekten Inigo Jones (S. 443) zu sprechen. Ein
passendes Haus wurde in Blackfriars an der Themse gefunden, einer der Haupt-
straßen des damaligen London, die für fremde Künstler den Vorteil hatte, daß
sie außerhalb des Bereichs der Gesetzgebung der Malergilde lag. Eine Sommer-
wohnung wurde Van Dyck in dem königlichen Schlosse Eltham in Kent, wenige
Meilen von London entfernt, angewiesen. Schon die ersten Bildnisse der könig-
lichen Familie, die Van Dyck malte, ließen den sicheren Geschmack Karls I.
leicht erkennen, welcher Unterschied zwischen den Arbeiten seines bisherigen
Hofmalers Daniel Mytens und denen des neuen bestand. Man braucht nur
eines der besten Porträte Karls I. von Mytens, wie etwa das in ganzer Figur beim
Herzog von Devonshire in Chatsworth, mit Werken desselben Gegenstandes von
Van Dyck zu vergleichen, um dem Urteil des Königs recht zu geben und zu
erkennen, welche Befreiung von altertümlicher und fast pedantischer Steifheit
XXIII
niginmutter von Frankreich (S. 316), die mit ihrem Sohn Gaston von Orleans
(S.429) im Herbst 1631 als Gast der Regentin in Antwerpen weilte.
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die neuerliche Übersiedlung Van Dycks
mit einer Empfehlung Maria von Medicis (deren Bildnisse nach Van Dyck, zu-
meist in Halbfigur, in englischen Schlössern auffallend häufig vorkommen) an
ihre Tochter Königin Henrietta Maria zusammenhängt. Wenigstens ist im
März 1632 davon die Rede, daß Verhandlungen zwischen der Königinmutter
von Frankreich und der Infantin stattgefunden haben und daß Van Dyck mit
den Bildnissen dieser beiden fürstlichen Frauen in ihrem Auftrag nach England
reisen sollte. Allein Karl I., der kunstsinnigste unter allen Monarchen, die je
gelebt haben, war ohne Zweifel schon vorher auf Van Dycks Kunst aufmerksam
geworden. Nicolas Lanier, als Musiker am englischen Hofe tätig und zugleich
auch als Agent bei dem Ankauf von Kunstwerken verwendet, hatte dem König
sein eigenes, von Van Dyck gemaltes Porträt gezeigt, das diesem so sehr ge-
fallen haben muß, daß er es für seine Galerie erwarb, und Karl I. selbst war
durch Vermittlung des später mit Van Dyck eng befreundeten Hofmanns En-
dymion Porter (S. 440) in den Besitz eines der schönsten Historienbilder des
Künstlers gelangt, der gegen Ende 1629 gemalten Darstellung von Rinaldo und
Armida (S.265), die neuerdings aus Clumber, dem Landsitze des Herzogs von
Newcastle, in die Sammlung von Mr. Jacob Epstein in Baltimore gekommen
ist. Auch ältere englische Freunde Van Dycks, wie vor allem Lord Arundel, der
nach der Ermordung des Herzogs von Buckingham seinen vollen Einfluß wieder-
gewonnen hatte, und Sir Kenelm Digby (S. 398 und 449), der als Gesandter der
Königin von England am Hofe des Papstes Urban VIII. in Rom Van Dyck kennen
gelernt hatte, werden wohl für die Berufung des von ihnen hochgeschätzten
Künstlers Stimmung gemacht haben.
Ende März oder Anfang April 1632 ist Van Dyck in London und wohnt zu-
nächst mit seinem Gesinde bei Edward Norgate, einem Günstling Arundels und
späterem Sekretär des königlichen Siegels, auf Kosten des Hofes. Der König sorgte
sodann selbst für eine würdige Wohnung und befahl einem seiner Beamten,
deshalb mit dem berühmten Architekten Inigo Jones (S. 443) zu sprechen. Ein
passendes Haus wurde in Blackfriars an der Themse gefunden, einer der Haupt-
straßen des damaligen London, die für fremde Künstler den Vorteil hatte, daß
sie außerhalb des Bereichs der Gesetzgebung der Malergilde lag. Eine Sommer-
wohnung wurde Van Dyck in dem königlichen Schlosse Eltham in Kent, wenige
Meilen von London entfernt, angewiesen. Schon die ersten Bildnisse der könig-
lichen Familie, die Van Dyck malte, ließen den sicheren Geschmack Karls I.
leicht erkennen, welcher Unterschied zwischen den Arbeiten seines bisherigen
Hofmalers Daniel Mytens und denen des neuen bestand. Man braucht nur
eines der besten Porträte Karls I. von Mytens, wie etwa das in ganzer Figur beim
Herzog von Devonshire in Chatsworth, mit Werken desselben Gegenstandes von
Van Dyck zu vergleichen, um dem Urteil des Königs recht zu geben und zu
erkennen, welche Befreiung von altertümlicher und fast pedantischer Steifheit
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