Utrecht
Utrecht.
Die Utrechter Wirkereimanufakturen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts be-
schränken sich in der Hauptsache auf die Herstellung von Kissenblättern. Wir finden
Gerardt Hosse (Horse) zum er-sten Male im Jahre 1608. Er liefert an den Utrechter Rat zwölf
gewirkte Kissenbezüge mit dem Stadtwappen zum Gesamtpreise von 45 <£. Ein ähn-
licher Auftrag erfolgt 1612/13. Es handelt sich diesmal um 18 Kissen. Der Meister be-
zieht für die gewirkten Blätter (Stadtwappen) einschließlich Rückenfütterung und Daunen-
füllung 163 <£ 11 sch. 1618/19 erscheint ein Tapytwerker Gerrit Janss Oste als Kissen-
lieferant. Möglicherweise ist Meister Oste identisch mit dem schon bekannten Hosse.
Derartige Entstellungen sind in Rechnungsbelegen durchaus nicht selten. Es sei nur
an den ständig wechselnden Namen des Amsterdamer Wirkers und Händlers Simay
erinnert. 1647/48 wird Meister Jacob van Osten genannt. Er fertigt acht «wapentgens
van Sayet (feine Wolle) op Cussens" zum Einheitspreise von 20 st. und 15 «wapent-
gens van Syde" für je 42 sch. Es handelt sich um die üblichen auf Leinenkissen auf-
genähten kleinen Stadtwappen. Die Methode ist charakteristisch für den sparsamen
Sinn der Stadtverwaltung, sie sucht die teuren, gewirkten Blätter nach dem Verschleiße
der Kissen der Weiterbenutzung zu erhalten.
Eine führende Utrechter Wirkei familie sind die Hoboken. Jan Harmanss vanHoboken
wird in den Stadtrechnungen 1626 zum ersten Male erwähnt. Er liefert nicht weniger
als 36 Kissenblätter zum Einheitspreise von 12 J?. Der Vergütung nach muß es sich
um reiche Arbeiten gehandelt haben, die zweifellos über das übliche Stadtwappen-
motiv hinausgingen. Als entwerfender Künstler tritt der bekannte Historien- und
Glasmaler Jan Gerritsz van Bronckhorst in Erscheinung. Er bezieht 1626 «voor ver-
scheyden teyckeningen daer naer den Tapytwerker de voors. cussen heeft gemaeckt"
42 <£. Wahrscheinlich handelt es sich um figürlich allegorische Darstellungen. Im
gleichen Jahre wirkt Meister Jan Harmanss sechs einfachere Kissenblätter — Einheits-
preis: 9 Pfund —, die der Rat zu Geschenkzwecken erwirbt. Bis etwa 1650 erscheint
ein Jan van Hoboken, augenscheinlich mit unserem Meister identisch. Jan van Hoboken
fungiert 1629 in Haarlem als Sachverständiger gelegentlich der Abnahme des von
Willem Tybout für das Ratszimmer gewirkten Behanges «voorstellende het Schip van
Damiate". 1642 fertigt Meister Jan sechs einfachere Kissenblätter mit dem Stadt-
wappen zum Einheitspreise von 5 Gulden. Vier Jahre später kommen 41 reicher ge-
wirkte Bezüge zur Ablieferung. Sie sind für das „nieuw getimmer daer onder een
voor den Drost op de Vaert" bestimmt und werden mit 408 Gulden vergütet. Der
Wirker'wird zum letzten Male 1649/50 mit weiteren 14 Kissenbezügen mit dem Utrechter
Wappen erwähnt.
Außer den beiden führenden Familien Horse (Oste) und Hoboken nennen die Stadt-
rechnungen noch verschiedene Kleinwirker, so 1628/29 einen Jacob Joosten, der sechs
Kissenblätter zum Einheitspreise von 9 anliefert, ferner im gleichen Jahre einen
Gerrit Ruys, der ebenfalls Kissenblätter, diesmal für das Zimmer des Stadtalmoseniers
wirkt. Meister Gerrit tritt 1629/30 nochmals in Erscheinung. Er arbeitet 18 „groene
cussens mette Stadtwappens van root ende with fluweeP (1).
Umfangreiche Folgen scheinen von den Utrechter Manufakturen nicht gefertigt zu
sein. Die Stadtverwaltung ist genötigt, in Bedarfsfällen sich an auswärtige Betriebe zu
wenden. Der Amsterdamer Wirker Joris Nauwinck leiht die Wandbehänge zur Ein-
weihung der Utrechter Hohen Schule. 1643 wird der Delfter Meister Maximilian van der
Gucht mit einer größeren Folge für die Ratskammer beauftragt. Es handelt sich um neun
Behänge. Die Bezahlung erfolgt nach dem Quadratellenpreise von 10 Gulden, sie beläuft
sich insgesamt auf 3450 Gulden. Die Wirkereien stellen Jagd- und Reiterszenen dar.
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Utrecht.
Die Utrechter Wirkereimanufakturen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts be-
schränken sich in der Hauptsache auf die Herstellung von Kissenblättern. Wir finden
Gerardt Hosse (Horse) zum er-sten Male im Jahre 1608. Er liefert an den Utrechter Rat zwölf
gewirkte Kissenbezüge mit dem Stadtwappen zum Gesamtpreise von 45 <£. Ein ähn-
licher Auftrag erfolgt 1612/13. Es handelt sich diesmal um 18 Kissen. Der Meister be-
zieht für die gewirkten Blätter (Stadtwappen) einschließlich Rückenfütterung und Daunen-
füllung 163 <£ 11 sch. 1618/19 erscheint ein Tapytwerker Gerrit Janss Oste als Kissen-
lieferant. Möglicherweise ist Meister Oste identisch mit dem schon bekannten Hosse.
Derartige Entstellungen sind in Rechnungsbelegen durchaus nicht selten. Es sei nur
an den ständig wechselnden Namen des Amsterdamer Wirkers und Händlers Simay
erinnert. 1647/48 wird Meister Jacob van Osten genannt. Er fertigt acht «wapentgens
van Sayet (feine Wolle) op Cussens" zum Einheitspreise von 20 st. und 15 «wapent-
gens van Syde" für je 42 sch. Es handelt sich um die üblichen auf Leinenkissen auf-
genähten kleinen Stadtwappen. Die Methode ist charakteristisch für den sparsamen
Sinn der Stadtverwaltung, sie sucht die teuren, gewirkten Blätter nach dem Verschleiße
der Kissen der Weiterbenutzung zu erhalten.
Eine führende Utrechter Wirkei familie sind die Hoboken. Jan Harmanss vanHoboken
wird in den Stadtrechnungen 1626 zum ersten Male erwähnt. Er liefert nicht weniger
als 36 Kissenblätter zum Einheitspreise von 12 J?. Der Vergütung nach muß es sich
um reiche Arbeiten gehandelt haben, die zweifellos über das übliche Stadtwappen-
motiv hinausgingen. Als entwerfender Künstler tritt der bekannte Historien- und
Glasmaler Jan Gerritsz van Bronckhorst in Erscheinung. Er bezieht 1626 «voor ver-
scheyden teyckeningen daer naer den Tapytwerker de voors. cussen heeft gemaeckt"
42 <£. Wahrscheinlich handelt es sich um figürlich allegorische Darstellungen. Im
gleichen Jahre wirkt Meister Jan Harmanss sechs einfachere Kissenblätter — Einheits-
preis: 9 Pfund —, die der Rat zu Geschenkzwecken erwirbt. Bis etwa 1650 erscheint
ein Jan van Hoboken, augenscheinlich mit unserem Meister identisch. Jan van Hoboken
fungiert 1629 in Haarlem als Sachverständiger gelegentlich der Abnahme des von
Willem Tybout für das Ratszimmer gewirkten Behanges «voorstellende het Schip van
Damiate". 1642 fertigt Meister Jan sechs einfachere Kissenblätter mit dem Stadt-
wappen zum Einheitspreise von 5 Gulden. Vier Jahre später kommen 41 reicher ge-
wirkte Bezüge zur Ablieferung. Sie sind für das „nieuw getimmer daer onder een
voor den Drost op de Vaert" bestimmt und werden mit 408 Gulden vergütet. Der
Wirker'wird zum letzten Male 1649/50 mit weiteren 14 Kissenbezügen mit dem Utrechter
Wappen erwähnt.
Außer den beiden führenden Familien Horse (Oste) und Hoboken nennen die Stadt-
rechnungen noch verschiedene Kleinwirker, so 1628/29 einen Jacob Joosten, der sechs
Kissenblätter zum Einheitspreise von 9 anliefert, ferner im gleichen Jahre einen
Gerrit Ruys, der ebenfalls Kissenblätter, diesmal für das Zimmer des Stadtalmoseniers
wirkt. Meister Gerrit tritt 1629/30 nochmals in Erscheinung. Er arbeitet 18 „groene
cussens mette Stadtwappens van root ende with fluweeP (1).
Umfangreiche Folgen scheinen von den Utrechter Manufakturen nicht gefertigt zu
sein. Die Stadtverwaltung ist genötigt, in Bedarfsfällen sich an auswärtige Betriebe zu
wenden. Der Amsterdamer Wirker Joris Nauwinck leiht die Wandbehänge zur Ein-
weihung der Utrechter Hohen Schule. 1643 wird der Delfter Meister Maximilian van der
Gucht mit einer größeren Folge für die Ratskammer beauftragt. Es handelt sich um neun
Behänge. Die Bezahlung erfolgt nach dem Quadratellenpreise von 10 Gulden, sie beläuft
sich insgesamt auf 3450 Gulden. Die Wirkereien stellen Jagd- und Reiterszenen dar.
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