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Göbel, Heinrich
Wandteppiche (I. Teil, Band 1): Die Niederlande — Leipzig, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.12244#0606
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Haag

die Art der Darstellung wird nicht genannt — gelegentlich des Aufenthaltes der Kö-
nigin von England in Scheveninghen „op het vertreek van hare Mat. van Groot Bri-
tannien ten huyse van den shout van Schevinghe". (1643). Es handelt sich um um-
fangreiche Wirkereien; van Coppenol bezieht insgesamt 600 <£. Im darauffolgenden
Jahre wird David Ruffelaert, der Goudaer Meister, der im Haag zeitweilig eine Filiale
unterhält, als Lieferant von Kissenblättern, „12 tapytwapentgens", genannt; der ver-
traglich festgesetzte Einheitspreis beläuft sich auf 4 <£ 5 sch.

Die Anwesenheit des Statthalters und des ausgedehnten Verwaltungskörpers er-
klärt die zahlreichen Zweigniederlassungen Delfter, Goudaer und Amsterdamer
Firmen. Die Tätigkeit Abraham Goosensoons fand bereits bei Besprechung der
Goudaer Manufaktur Berücksichtigung. Er steht in engen geschäftlichen Beziehungen
zu dem Haager Wirker und Händler Hendrik Hillebrantsz van Conincxbrugge; der
wiederum gemeinsam mit Roelant Stomman und Bartholomeus van der Gucht, dem
Sohn des bekannten Delfter Meisters Maximilian, sämtlich „tappytsiers alhier in's Gra-
venhage", im Auftrage des Statthalters am 26. April 1668 ein Gutachten über eine
Antwerpener Jagd- und Landschaftsfolge abstattet. Das Haager Atelier des Bartholo-
meus van der Gucht ist von nicht unbeträchtlichem Umfange. Der Meister errichtet
1665 einen stattlichen Neubau „aen de Noortzijde van de Plantagie". Die Unkosten
belaufen sich auf rund 15000 Gulden. Maximilian, der Vater, und Pieter, der Bruder,
sind finanziell an dem Unternehmen beteiligt. Die notarielle Akte ist nicht ohne
Interesse (7). Bartholomeus stirbt um 1671, noch 1677 ist das Haus mit 12000 Gulden
belastet. Um die Mitte der achziger Jahre ist das Anwesen nicht mehr im Besitze
der Familie. Am 30. April 1688 mietet Maximilian van der Gucht das „Tapythuys
te's Gravenhage", einen ansehnlichen Komplex, den bislang der dänische Gesandte,
Baron Cragh, bewohnte, für eine jährliche Pacht von 875 Gulden. Es handelt sich
anscheinend nicht um den Neubau, sondern um ein altes Ateliergebäude, das bereits
1679 als Tapythuis Erwähnung findet. Die weiteren Einzelheiten des van der Gucht-
schen Werkstättenbetriebes berühren im wesentlichen die Manufaktur Delft, sie
scheiden für die vorliegende Betrachtung aus.

Einen mehr selbständigen Charakter trägt das Haager Atelier des Samuel Coppens.
Der Meister ist der Bruder des bekannten Delfter Wirkers Franz Coppens; er siedelt
einige Jahre (um 1686) nach dem Ableben des Vaters Cornelis Coppens (1680) nach
dem Haag über. Ein umfangreicher Auftrag fällt in das Jahr 1697. Samuel Coppens
„wonende in s'Gravenhage" und Francois Coppens „wonende binnen Delft" ver-
pflichten sich gegenüber dem Haager Händler Thomas Moony zur Anlieferung von
sieben „Camerbehangsels met tapijten ... tot behangen van verscheyden Camers soo
in 't Princen hoff, in t' Gemeenelandtshuys als de Stadts Doelen alhier (Delft) ten
dienste van H. Excellentien de Heeren Plenipotentiarissen van S. Con. Mayesteijt van
Vranchrijck ob de aenstaende Vredehandelinge". Die Vergütung beläuft sich auf nicht
weniger als 5165 Gulden 5 Stuivers; das Motiv der Teppiche wird leider nicht ge-
nannt. Am 14 Dezember 1701 erscheint Meister Samuel zum letzten Male mit einer dem
Prinzen von Oranien, dem „Stadthouder van Vrieslandt", gelieferten, nicht näher er-
läuterten Reihe, die mit 946 Gulden 5 Stuivers abgefunden wird.

Steven de Lange ist mit dem gleichnamigen Goudaer Wirker identisch; die Haager
Filiale scheint zeitweilig mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Meister Steven
„tapytsier in den Haag", gibt am 29. Mai 1676 für ein Darlehn von 394 Gulden
160 Quadratellen Wandteppiche in Pfand.

Der Betrieb des Jean Behourt — der Wirker mietet am 16. April 1664 ein Atelier —
bleibt zunächst im Dunkel. Die Haager Filiale Alexander Baerts fand bei Besprechung
der Manufaktur Amsterdam bereits Berücksichtigung.

Wenig geklärt ist die Frage hinsichtlich der für die Haager Werkstätten tätigen
Patronenmaler. Die Bücher der St. Lukasgilde lassen uns im Stiche. Der einzige mir
bislang bekannt gewordene Vermerk (24. Xn. 1697) bezieht sich auf einen Johann
de la Bignotte(8).

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