van den Planken und Com ans
Pariser Tapisseriehändlers de la Taille Courstureau (77). Die Firma besaß übrigens
noch verschiedene Folgen, die gleichfalls aus der Manufaktur der Comans und van den
Planken stammten. Wir finden eine golddurchwirkte Artomisiaserie von 15 Behängen
— 4 Pariser Ellen hoch —, eine einfache Wiederholung ohne Metallfäden — der Quadrat-
ellenpreis wird mit 25 Scudi (Livres) berechnet —; vier Dianenfolgen, von denen die
besonders reich mit Gold durchwirkte einen Einheitssatz von 90 Scudi bedingt, eine
weniger üppig mit Metallfäden bedachte Reihe stellt sich auf 60 Scudi, die mit Wolle
und Seide durchwirkten Serien kosten 25 bzw. 22 Scudi, schließlich eine Pastor-Fido-
Folge, die Geschichte des Orlando und die „de Paesi" Teppiche, wohl mit der Monats-
serie identisch. „Le tapezerie di Raphael d'Urbino", eine Todsündenfolge, die der
Händler in zwei verschiedenen Ausführungen zum Verkaufe stellt, dürfte wohl kaum
in den Pariser Ateliers entstanden sein, wahrscheinlich handelt es sich um Brüsseler
Behänge in der Art der bekannten Serien der van Orley-Schule (78).
Aus der Frühzeit der Pariser flämischen Ateliers stammen vier Behänge im Mus6e
des Gobelins, in den oberen Ecken der Bordüre das Wappen des Claude de Bellievre,
1604—1612 Erzbischof von Lyon, in der Mitte das Schild Frankreichs; die gelbe Lilie
in der Lisiere läßt über die Entstehung keinen Zweifel: 1) das Martyrium des Stepha-
nus (H. 4,20 m, L. 3,95 m); 2) die Bekehrung des Paulus (H. 4,65 m, L. 5,— m); 3) die
Predigt des Paulus (H. 4,40 m, L. 4,30 m); 3) Elymas wird mit Blindheit geschlagen
(H. 4,75 m, L. 4,55 m). Die Motive erscheinen im Sinne der Raphaelschen Kartons; die
Tatsache spricht nicht ohne weiteres für eine Hautelissewerkstatt, da mehr als einmal
Basselisse (Spiegelbild)-Folgen der „Taten der Apostel" wiederum tieflitzigen Serien
als Vorbild dienten.
Recht wenig geklärt ist die Frage der massenweise in den van den Planken-Comans-
schen Werkstätten erzeugten Verdüren und Waldteppiche. Das Nachlaßinventar
(1627) Meisters Franz spricht von „tapisseries de menues verdures, paisages", von „Ten-
tures de bouequets de fleurs", von „tentures de crotesques", von zahlreichen „pieces
de verdures et pai'sages". Bei der Schwierigkeit der Einordnung gerade dieser Reihen
in die Epochen vor und nach dem Ableben Franz van den Plankens dürfte eine spätere
einheitliche Zusammenfassung aller Pariser Grünteppiche zweckmäßig erscheinen.
Abgesehen von den Landschaftsteppichen finden wir vereinzelt auch billige, rein
dekorativ gelöste Folgen, heraldische Wirkereien mit Lilien übersätem Grunde, die in
den besseren Serien das Landeswappen als Haupt- und Mittelmotiv zeigen. Wahr-
scheinlich diente der Karton mit den von Genien getragenen Hoheitszeichen von Frank-
reich und Navarra, die sich malerisch von dem zeltartigen Hintergrunde — „sous un
pavillon royal" — abheben, diesem Zwecke. Als typisches Beispiel fand sich in den
Jahren vor dem Krieg im Münchener Kunsthandel ein ausgesprochen Pariser heraldi-
scher Teppich: geflügelte Frauengestalten tragen den Lorbeerkranz, der die geteilten
Schilder von Frankreich und Spanien rahmt. Die Bordüre — die übrigens bis auf
die Adler mit der Fassung des Ächillesteppichs im Louvre-Museum übereinstimmt —
zeigt die A L Ludwigs XIII. und Annas von Spanien (seit 1615 vermählt).
Das oft erwähnte Nachlaßinventar äußert sich mit erfreulicher Klarheit über die meisten
der von Comans und van den Planken beschäftigten Wirker und Atelierleiter. Die Art
der Abrechnung läßt dar auf schließen, daß die Meister keineswegs lediglich Lohnange-
stellte der beiden Unternehmer waren, sondern vielmehr als Unterunternehmer arbeiteten,
die ihre Rohmaterialien und Kartons unter bestimmten Bedingungen bezogen, die fertigen
Erzeugnisse ablieferten und für deren Güte in weitestgehendem Maße verantwortlich
waren. Die Werkstätteneinrichtungen sind Eigentum der Comans und van den
Planken. Pierre Brimard haust in einem Atelier (boutieque) des Hotel des Canaye,
sein zwölfjähriger Sohn Robert tritt 1626 in die väterliche Werkstatt als Lehrling
ein; Jehan de la Croix (Jan van der Cruysen) wohnt am Ende der Gobelinsstraße
dicht bei dem Hotel des Canaye, das gleiche gilt von Adriaen de Weide (van Wel-
deme), Robert Alleaume (Allemant) und Josse de la Hoecque (van den Hocke, de la
Haye) aus Oudenaarde und Pierre Sitard; Claude de la Pierre, der spätere Begründer
C Göbel, Wandteppiche II.
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Pariser Tapisseriehändlers de la Taille Courstureau (77). Die Firma besaß übrigens
noch verschiedene Folgen, die gleichfalls aus der Manufaktur der Comans und van den
Planken stammten. Wir finden eine golddurchwirkte Artomisiaserie von 15 Behängen
— 4 Pariser Ellen hoch —, eine einfache Wiederholung ohne Metallfäden — der Quadrat-
ellenpreis wird mit 25 Scudi (Livres) berechnet —; vier Dianenfolgen, von denen die
besonders reich mit Gold durchwirkte einen Einheitssatz von 90 Scudi bedingt, eine
weniger üppig mit Metallfäden bedachte Reihe stellt sich auf 60 Scudi, die mit Wolle
und Seide durchwirkten Serien kosten 25 bzw. 22 Scudi, schließlich eine Pastor-Fido-
Folge, die Geschichte des Orlando und die „de Paesi" Teppiche, wohl mit der Monats-
serie identisch. „Le tapezerie di Raphael d'Urbino", eine Todsündenfolge, die der
Händler in zwei verschiedenen Ausführungen zum Verkaufe stellt, dürfte wohl kaum
in den Pariser Ateliers entstanden sein, wahrscheinlich handelt es sich um Brüsseler
Behänge in der Art der bekannten Serien der van Orley-Schule (78).
Aus der Frühzeit der Pariser flämischen Ateliers stammen vier Behänge im Mus6e
des Gobelins, in den oberen Ecken der Bordüre das Wappen des Claude de Bellievre,
1604—1612 Erzbischof von Lyon, in der Mitte das Schild Frankreichs; die gelbe Lilie
in der Lisiere läßt über die Entstehung keinen Zweifel: 1) das Martyrium des Stepha-
nus (H. 4,20 m, L. 3,95 m); 2) die Bekehrung des Paulus (H. 4,65 m, L. 5,— m); 3) die
Predigt des Paulus (H. 4,40 m, L. 4,30 m); 3) Elymas wird mit Blindheit geschlagen
(H. 4,75 m, L. 4,55 m). Die Motive erscheinen im Sinne der Raphaelschen Kartons; die
Tatsache spricht nicht ohne weiteres für eine Hautelissewerkstatt, da mehr als einmal
Basselisse (Spiegelbild)-Folgen der „Taten der Apostel" wiederum tieflitzigen Serien
als Vorbild dienten.
Recht wenig geklärt ist die Frage der massenweise in den van den Planken-Comans-
schen Werkstätten erzeugten Verdüren und Waldteppiche. Das Nachlaßinventar
(1627) Meisters Franz spricht von „tapisseries de menues verdures, paisages", von „Ten-
tures de bouequets de fleurs", von „tentures de crotesques", von zahlreichen „pieces
de verdures et pai'sages". Bei der Schwierigkeit der Einordnung gerade dieser Reihen
in die Epochen vor und nach dem Ableben Franz van den Plankens dürfte eine spätere
einheitliche Zusammenfassung aller Pariser Grünteppiche zweckmäßig erscheinen.
Abgesehen von den Landschaftsteppichen finden wir vereinzelt auch billige, rein
dekorativ gelöste Folgen, heraldische Wirkereien mit Lilien übersätem Grunde, die in
den besseren Serien das Landeswappen als Haupt- und Mittelmotiv zeigen. Wahr-
scheinlich diente der Karton mit den von Genien getragenen Hoheitszeichen von Frank-
reich und Navarra, die sich malerisch von dem zeltartigen Hintergrunde — „sous un
pavillon royal" — abheben, diesem Zwecke. Als typisches Beispiel fand sich in den
Jahren vor dem Krieg im Münchener Kunsthandel ein ausgesprochen Pariser heraldi-
scher Teppich: geflügelte Frauengestalten tragen den Lorbeerkranz, der die geteilten
Schilder von Frankreich und Spanien rahmt. Die Bordüre — die übrigens bis auf
die Adler mit der Fassung des Ächillesteppichs im Louvre-Museum übereinstimmt —
zeigt die A L Ludwigs XIII. und Annas von Spanien (seit 1615 vermählt).
Das oft erwähnte Nachlaßinventar äußert sich mit erfreulicher Klarheit über die meisten
der von Comans und van den Planken beschäftigten Wirker und Atelierleiter. Die Art
der Abrechnung läßt dar auf schließen, daß die Meister keineswegs lediglich Lohnange-
stellte der beiden Unternehmer waren, sondern vielmehr als Unterunternehmer arbeiteten,
die ihre Rohmaterialien und Kartons unter bestimmten Bedingungen bezogen, die fertigen
Erzeugnisse ablieferten und für deren Güte in weitestgehendem Maße verantwortlich
waren. Die Werkstätteneinrichtungen sind Eigentum der Comans und van den
Planken. Pierre Brimard haust in einem Atelier (boutieque) des Hotel des Canaye,
sein zwölfjähriger Sohn Robert tritt 1626 in die väterliche Werkstatt als Lehrling
ein; Jehan de la Croix (Jan van der Cruysen) wohnt am Ende der Gobelinsstraße
dicht bei dem Hotel des Canaye, das gleiche gilt von Adriaen de Weide (van Wel-
deme), Robert Alleaume (Allemant) und Josse de la Hoecque (van den Hocke, de la
Haye) aus Oudenaarde und Pierre Sitard; Claude de la Pierre, der spätere Begründer
C Göbel, Wandteppiche II.
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