Gobelins
Ablieferung: Bacchus, den Thyrsosstab in der Rechten, findet die von Theseus ver-
lassene Ariadne auf der Insel Naxos; Leda steigt ins Bad und wird von Jupiter als
Schwan überrascht; Apollo wandelt Clytia zur Sonnenblume. Das vierte Belle'sche
Motiv (1783/84), „Juno entleiht den Gürtel der Venus", wird nicht in die Bildwirkerei
übertragen. Die drei Entwürfe werden mit der Taraval'schen Amphitrite zuerst
(1779/80) von Ncilson für einen Privatauftrag verwertet.
Als letztes Motiv der Götterliebschaften erscheint das Bacchusfest — Herbst — von
Lagrenöo d. J. im Salon 1788.
Die erste, für den Marquis de Marigny bestimmte Serie, 1758 begonnen, wird den
Hautelissiers Pierre-Francois Cozette, Michel Audran und dem Basselissier Jacques
Neilson, der zum ersten Male den von Vaucanson verbesserten tieflitzigen Stuhl be-
nutzt, anvertraut. Die Arbeiten ziehen sich bis zum 1. Juli 1762 hin; zur Ausführung
kommen neun Behänge: Raub der Europa (Cozette), Venus und Vulkan (Audran),
Neptun und Amymone (Neilson), Raub der Proserpina (Neilson), Puttenspiele von
Pierre (Cozette), ßoucher (Audran), Vanloo (Neilson) und Vien (Neilson), sowie eine
zweite Wiederholung von „Venus und Vulkan" (1760/62, Audran). Bekannt ist heute
lediglich die im Magazin zurückgebliebene erste Kopie „Venus und Vulkan" (H. 3,60 m,
L. 3,05 m, AVDRAN 1759) in der französischen Gesandtschaft zu Rom.
Eine zweite Serie wird 1761—1764 für die Marquise de Pompadour auf die Ge-
zeuge gelegt — Kinderspiele von Boucher, Vanloo und Vien, die Genien der Wissen-
schaften von Halle, die Huldigung der Künste von Boucher —; die Teppiche kommen
erst nach dem Ableben der Marquise (15. IV. 1764) zur Ablieferung. Die Ausführung
erfolgte in den Privatwerkstätten Cozettes und Audrans; die beiden Genienbehänge
sind in tieflitziger Technik gewirkt. Der Verbleib der Folge ist unbekannt, sofern
das Exemplar der Kunsthandlung Haberstock-Berlin nicht mit der Serie in Verbindung
zu bringen ist, was den Größenabmessungen nach zweifelhaft erscheint.
Die dritte für den Duc de La Vrilliere bestimmte Reihe beschränkt sich auf zwei
(1762—1768) von Audran und Cozette durchgeführte Hautelisseteppiche: „Raub der
Proserpina", „Entführung der Europa".
Die vierte Serie mit drei Behängen aus Cozettes Atelier (1772—1775) wird der
Gräfin Dubarry anläßlich ihres Besuches in den Gobelins (1772) auf Befehl des Königs
überwiesen. Die drei Behänge wandern in der Revolutionszeit im Wege der Kon-
fiskation in die Magazine des Staates zurück. „Venus und Vulkan" — ohne Bordüre
— befindet sich im Musee des Gobelins (Abb. 173), „Pluto und Proserpina", nach-
träglich in eine Beauvaisleiste gefaßt, im Pariser Garde-Meuble national; der „Raub
der Europa", gleichfalls mit einer A. C. C. Beauvais signierten Bordüre, in der fran-
zösischen Botschaft zu Rom. Wenig geklärt sind verschiedene Privatanfträge aus den
Jahren von 1776—1781. Es handelt sich um die verhältnismäßig seltenen Motive
„Silen", „Atalante", „Ariadne und Bacchus", „Leda und Jupiter", „Apollo und Clytia".
Die 1781—1784 für den König von Cozette durchgeführte 5. Reihe — drei Behänge:
Raub der Proserpina und der Europa, Silen, 1787/91 durch Lagrenees Bacchusfest er-
weitert — befindet sich in der Revolutionszeit in den Magazinen der Gobelins. Im
Jahre V werden vier den Motiven entsprechende, aus vereshiedenen Folgen zusammen-
gestellte Behänge als diplomatisches Geschenk an die Ministor von Parma überwiesen;
die Teppiche zählen heute zu dem Bestände der Pariser Sammlung Edmond de
Rothschild.
Die sechste Serie (1785—1787, Cozette, Raub der Proserpina, Entführung der
Europa, Silen) dient wiederum diplomatischen Zwecken; der Raub der Proserpina
ging gleichfalls in die Rothschildsche Sammlung über.
Die siebente Reihe (1787—1791, Cozette) umfaßt das bereits erwähnte Bacchusfest
(im Besitze des Barons Rothschild), sowie Wiederholungen des Raubes der Proserpina
und der Entführung der Europa; die beiden letztgenannten Teppiche zählen zu der
Masse der dem Citoyen Chapeau-Rouge in Hamburg abgetretenen Gobelins, sie be-
finden sich zur Zeit im Buckingham Palace zu London (104). Eine bordürenlose Wieder-
186
Ablieferung: Bacchus, den Thyrsosstab in der Rechten, findet die von Theseus ver-
lassene Ariadne auf der Insel Naxos; Leda steigt ins Bad und wird von Jupiter als
Schwan überrascht; Apollo wandelt Clytia zur Sonnenblume. Das vierte Belle'sche
Motiv (1783/84), „Juno entleiht den Gürtel der Venus", wird nicht in die Bildwirkerei
übertragen. Die drei Entwürfe werden mit der Taraval'schen Amphitrite zuerst
(1779/80) von Ncilson für einen Privatauftrag verwertet.
Als letztes Motiv der Götterliebschaften erscheint das Bacchusfest — Herbst — von
Lagrenöo d. J. im Salon 1788.
Die erste, für den Marquis de Marigny bestimmte Serie, 1758 begonnen, wird den
Hautelissiers Pierre-Francois Cozette, Michel Audran und dem Basselissier Jacques
Neilson, der zum ersten Male den von Vaucanson verbesserten tieflitzigen Stuhl be-
nutzt, anvertraut. Die Arbeiten ziehen sich bis zum 1. Juli 1762 hin; zur Ausführung
kommen neun Behänge: Raub der Europa (Cozette), Venus und Vulkan (Audran),
Neptun und Amymone (Neilson), Raub der Proserpina (Neilson), Puttenspiele von
Pierre (Cozette), ßoucher (Audran), Vanloo (Neilson) und Vien (Neilson), sowie eine
zweite Wiederholung von „Venus und Vulkan" (1760/62, Audran). Bekannt ist heute
lediglich die im Magazin zurückgebliebene erste Kopie „Venus und Vulkan" (H. 3,60 m,
L. 3,05 m, AVDRAN 1759) in der französischen Gesandtschaft zu Rom.
Eine zweite Serie wird 1761—1764 für die Marquise de Pompadour auf die Ge-
zeuge gelegt — Kinderspiele von Boucher, Vanloo und Vien, die Genien der Wissen-
schaften von Halle, die Huldigung der Künste von Boucher —; die Teppiche kommen
erst nach dem Ableben der Marquise (15. IV. 1764) zur Ablieferung. Die Ausführung
erfolgte in den Privatwerkstätten Cozettes und Audrans; die beiden Genienbehänge
sind in tieflitziger Technik gewirkt. Der Verbleib der Folge ist unbekannt, sofern
das Exemplar der Kunsthandlung Haberstock-Berlin nicht mit der Serie in Verbindung
zu bringen ist, was den Größenabmessungen nach zweifelhaft erscheint.
Die dritte für den Duc de La Vrilliere bestimmte Reihe beschränkt sich auf zwei
(1762—1768) von Audran und Cozette durchgeführte Hautelisseteppiche: „Raub der
Proserpina", „Entführung der Europa".
Die vierte Serie mit drei Behängen aus Cozettes Atelier (1772—1775) wird der
Gräfin Dubarry anläßlich ihres Besuches in den Gobelins (1772) auf Befehl des Königs
überwiesen. Die drei Behänge wandern in der Revolutionszeit im Wege der Kon-
fiskation in die Magazine des Staates zurück. „Venus und Vulkan" — ohne Bordüre
— befindet sich im Musee des Gobelins (Abb. 173), „Pluto und Proserpina", nach-
träglich in eine Beauvaisleiste gefaßt, im Pariser Garde-Meuble national; der „Raub
der Europa", gleichfalls mit einer A. C. C. Beauvais signierten Bordüre, in der fran-
zösischen Botschaft zu Rom. Wenig geklärt sind verschiedene Privatanfträge aus den
Jahren von 1776—1781. Es handelt sich um die verhältnismäßig seltenen Motive
„Silen", „Atalante", „Ariadne und Bacchus", „Leda und Jupiter", „Apollo und Clytia".
Die 1781—1784 für den König von Cozette durchgeführte 5. Reihe — drei Behänge:
Raub der Proserpina und der Europa, Silen, 1787/91 durch Lagrenees Bacchusfest er-
weitert — befindet sich in der Revolutionszeit in den Magazinen der Gobelins. Im
Jahre V werden vier den Motiven entsprechende, aus vereshiedenen Folgen zusammen-
gestellte Behänge als diplomatisches Geschenk an die Ministor von Parma überwiesen;
die Teppiche zählen heute zu dem Bestände der Pariser Sammlung Edmond de
Rothschild.
Die sechste Serie (1785—1787, Cozette, Raub der Proserpina, Entführung der
Europa, Silen) dient wiederum diplomatischen Zwecken; der Raub der Proserpina
ging gleichfalls in die Rothschildsche Sammlung über.
Die siebente Reihe (1787—1791, Cozette) umfaßt das bereits erwähnte Bacchusfest
(im Besitze des Barons Rothschild), sowie Wiederholungen des Raubes der Proserpina
und der Entführung der Europa; die beiden letztgenannten Teppiche zählen zu der
Masse der dem Citoyen Chapeau-Rouge in Hamburg abgetretenen Gobelins, sie be-
finden sich zur Zeit im Buckingham Palace zu London (104). Eine bordürenlose Wieder-
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