Nancy, La Malgrange
Ein zweites Memoire befaßt sich mit der Monatsfolge „apelldie les Grotesques de
Raphael". Die Höhe der sechs Teppiche (je zwei Monate) beläuft sich durchgehend
auf 27s Ellen, die Längen messen 38/o 3, \&U, 3 72, 3 und 4 Ellen; insgesamt werden
492/a Quadratellen nach einem Einheitspreise von 150 Livres vergütet.
Eine zweite Serie der „Siege Karls V." beginnt 1710. Durch Verfügung vom 25. April
1713 bezieht Mite einen Betrag von 3000 Livres für Wandteppiche, „qu'il a faittes par nos
ordres sur les tableaux de Martin et Guyon, peintres des victoires remportees sur les
Turcs par S. A. S. Charle Cinq," verschiedene Zahlungen gingen vorauf (26). Schein-
bar als neues Motiv finden wir die „Entsetzung Wiens" — 518/ie Ellen lang, 378 Ellen
hoch —; die Vergütung beläuft sich bei einem Einheitspreise von 325 Livres auf
9059 1. 7 s. 6 d. „Die Unterwerfung Siebenbürgens" erreicht mit den gleichen Ab-
messungen dieselbe Summe, „le Siege et la Bataille de Barcan" (die Eroberung des
Schlosses Bärkäny) wird mit 8389 1. 1 s. 3 d. bezahlt (2818/u aunes). Die Höhe be-
trägt dur chgängig bei den drei Behängen 37s Ellen. Der Höhenunterschied und die
drei bislang unbekannten Motive beweisen unzweideutig, daß es sich nicht mehr um
die ursprünglichen Entwürfe, sondern um eine neue Serie handelt. Irreführend ist
die Bezeichnung der Rechnungsbelege „sur les tableaux des Sra Martin et Guyon."
Die Lösung dürfte vielleicht darin zu suchen sein, daß die beiden Maler die be-
reits 1701/2 von Charles Herbei ausgearbeiteten Entwürfe in Naturgröße übertrugen.
Meister Mite bestätigt mehrfach den Empfang von Kartons (27). Der scharfe Gegen-
satz zwischen der Schlacht von Mohäcs in der ersten Fassung und der zweiten glück-
licheren Lösung mit Herzog Karl V. und seinem Stabe — das Totenfeld ist in den
Hintergrund gerückt — fällt ohne weiteres ins Auge.
Am 27. Juli 1717 erhält Mite eine weitere Anweisung (14096 1. 17 s. 6 d.) für die
zwei Behänge „Übergang über die Donau" — 2178 Quadratellen, 71091. 7 s. 6 d.—,
und „une piece reprösentant Strigonie" — 217a Quadratellen, 6987 1. 10 s. —. Es folgen
die Schlacht von Mohäcs — 207a Quadratellen, 6662 I. 10 s. —, die „Einnahme der
Festung Eszek („passage du pont Desseque") — 237* Quadratellen, 7556 1. 5 s. —;
ferner 1718: die „Niederlage des zum Entsätze von Ofen anrückenden türkischen
Heeres bei Hanzsabek (Erd) — 2672 ■/« Quadratellen, 8653 1. 2 s. —, „la piece
representant le Leopoldstadt" — 2274 Quadratellen, 7393 1. 15 s — und „la prise de
Vaccia" (die Plünderung des befestigten türkischen Lagers bei Mohäcs oder die Er-
oberung von Szegedin?). Zu welchem Zeitpunkte das Ausscheiden unseres Meisters
aus den herzoglichen Diensten erfolgte, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen; mit
starker Wahrscheinlichkeit dürfte das Jahr 1719 in Frage kommen. Am 16. Januar
1720 fertigt Herzog Leopold das Dekret aus, das sich zum ersten Male eingehender
mit den Wirkern Josse Bacor und Sigisbert Mengin befaßt, die in Lune>ille eine Bild-
teppichmanufaktur unterhallen. Die beiden Teilhaber befürchten, daß das Mite unter
dem 15. Februar 1715 gewährte zwanzigjährige ausschließliche Privileg ihren Betrieb
lahm legen und sie zur völligen Untätigkeit verdammen könnte. Der Herzog erklärt
das alleinige Vorrecht Mite's für hinfällig, „puisque ledit Mite n'a par trouv6 ä
propos d'etablir cette manufacture de tapisserie qu'il avait projettee" (in Nancy),
die Gerechtsame sollen Mite, Bacor und Mengin gemeinsam zustehen. Die Belege
hinsichtlich der privaten Manufaktur Lunöville sind äußerst spärlich. Lepage erwähnt
zwei Tapisserieporträts (Herzog Leopold), die Bacor 1717 seinem Landesherrn über-
reichte (28). Das Atelier von Luneville scheint sich im übrigen nicht gerade eines
Überschusses an Aufträgen erfreut zu haben. Bacor tritt 1719 (1723) in die Dienste
der herzoglichen Manufaktur, die unter der Leitung des neuen Direktors Alexandre
Germain ihren Sitz nach La Malgr ange (bei Nancy) verlegt. Die Staatskasse ist durch
anderweitige Unternehmungen slark beansprucht, die Zahlungen an Germain, Bacor
und den Meisterwirker Pinot fließen nur stockend; Bacor klagt der herzoglichen
Finanzkammer „qu'il meurt de faim et tous ses garcons", wenn nicht baldige Re-
gelung erfolgt. Nur langsam geht die Ergänzung bzw. Wiederholung der sattsam
bekannten Feldzugsfolge vonstatten. Am 8. November 1724 bezieht Germain als Rest-
363
Ein zweites Memoire befaßt sich mit der Monatsfolge „apelldie les Grotesques de
Raphael". Die Höhe der sechs Teppiche (je zwei Monate) beläuft sich durchgehend
auf 27s Ellen, die Längen messen 38/o 3, \&U, 3 72, 3 und 4 Ellen; insgesamt werden
492/a Quadratellen nach einem Einheitspreise von 150 Livres vergütet.
Eine zweite Serie der „Siege Karls V." beginnt 1710. Durch Verfügung vom 25. April
1713 bezieht Mite einen Betrag von 3000 Livres für Wandteppiche, „qu'il a faittes par nos
ordres sur les tableaux de Martin et Guyon, peintres des victoires remportees sur les
Turcs par S. A. S. Charle Cinq," verschiedene Zahlungen gingen vorauf (26). Schein-
bar als neues Motiv finden wir die „Entsetzung Wiens" — 518/ie Ellen lang, 378 Ellen
hoch —; die Vergütung beläuft sich bei einem Einheitspreise von 325 Livres auf
9059 1. 7 s. 6 d. „Die Unterwerfung Siebenbürgens" erreicht mit den gleichen Ab-
messungen dieselbe Summe, „le Siege et la Bataille de Barcan" (die Eroberung des
Schlosses Bärkäny) wird mit 8389 1. 1 s. 3 d. bezahlt (2818/u aunes). Die Höhe be-
trägt dur chgängig bei den drei Behängen 37s Ellen. Der Höhenunterschied und die
drei bislang unbekannten Motive beweisen unzweideutig, daß es sich nicht mehr um
die ursprünglichen Entwürfe, sondern um eine neue Serie handelt. Irreführend ist
die Bezeichnung der Rechnungsbelege „sur les tableaux des Sra Martin et Guyon."
Die Lösung dürfte vielleicht darin zu suchen sein, daß die beiden Maler die be-
reits 1701/2 von Charles Herbei ausgearbeiteten Entwürfe in Naturgröße übertrugen.
Meister Mite bestätigt mehrfach den Empfang von Kartons (27). Der scharfe Gegen-
satz zwischen der Schlacht von Mohäcs in der ersten Fassung und der zweiten glück-
licheren Lösung mit Herzog Karl V. und seinem Stabe — das Totenfeld ist in den
Hintergrund gerückt — fällt ohne weiteres ins Auge.
Am 27. Juli 1717 erhält Mite eine weitere Anweisung (14096 1. 17 s. 6 d.) für die
zwei Behänge „Übergang über die Donau" — 2178 Quadratellen, 71091. 7 s. 6 d.—,
und „une piece reprösentant Strigonie" — 217a Quadratellen, 6987 1. 10 s. —. Es folgen
die Schlacht von Mohäcs — 207a Quadratellen, 6662 I. 10 s. —, die „Einnahme der
Festung Eszek („passage du pont Desseque") — 237* Quadratellen, 7556 1. 5 s. —;
ferner 1718: die „Niederlage des zum Entsätze von Ofen anrückenden türkischen
Heeres bei Hanzsabek (Erd) — 2672 ■/« Quadratellen, 8653 1. 2 s. —, „la piece
representant le Leopoldstadt" — 2274 Quadratellen, 7393 1. 15 s — und „la prise de
Vaccia" (die Plünderung des befestigten türkischen Lagers bei Mohäcs oder die Er-
oberung von Szegedin?). Zu welchem Zeitpunkte das Ausscheiden unseres Meisters
aus den herzoglichen Diensten erfolgte, läßt sich mit Sicherheit nicht feststellen; mit
starker Wahrscheinlichkeit dürfte das Jahr 1719 in Frage kommen. Am 16. Januar
1720 fertigt Herzog Leopold das Dekret aus, das sich zum ersten Male eingehender
mit den Wirkern Josse Bacor und Sigisbert Mengin befaßt, die in Lune>ille eine Bild-
teppichmanufaktur unterhallen. Die beiden Teilhaber befürchten, daß das Mite unter
dem 15. Februar 1715 gewährte zwanzigjährige ausschließliche Privileg ihren Betrieb
lahm legen und sie zur völligen Untätigkeit verdammen könnte. Der Herzog erklärt
das alleinige Vorrecht Mite's für hinfällig, „puisque ledit Mite n'a par trouv6 ä
propos d'etablir cette manufacture de tapisserie qu'il avait projettee" (in Nancy),
die Gerechtsame sollen Mite, Bacor und Mengin gemeinsam zustehen. Die Belege
hinsichtlich der privaten Manufaktur Lunöville sind äußerst spärlich. Lepage erwähnt
zwei Tapisserieporträts (Herzog Leopold), die Bacor 1717 seinem Landesherrn über-
reichte (28). Das Atelier von Luneville scheint sich im übrigen nicht gerade eines
Überschusses an Aufträgen erfreut zu haben. Bacor tritt 1719 (1723) in die Dienste
der herzoglichen Manufaktur, die unter der Leitung des neuen Direktors Alexandre
Germain ihren Sitz nach La Malgr ange (bei Nancy) verlegt. Die Staatskasse ist durch
anderweitige Unternehmungen slark beansprucht, die Zahlungen an Germain, Bacor
und den Meisterwirker Pinot fließen nur stockend; Bacor klagt der herzoglichen
Finanzkammer „qu'il meurt de faim et tous ses garcons", wenn nicht baldige Re-
gelung erfolgt. Nur langsam geht die Ergänzung bzw. Wiederholung der sattsam
bekannten Feldzugsfolge vonstatten. Am 8. November 1724 bezieht Germain als Rest-
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