F l o r e n z
Lodovico Cardi da Cigoli, dem späteren Repräsentanten der florentinischen Seicento-
schule; der Karton gelangt 1601 zur Ablieferung. Auf Domenico Passignano gehen
wahrscheinlich der Judaskuß (Abb. 400, die Wirkerkante trägt links als Signatur F.A.1-.
^ 1600) und die wenig glückliche Ecce - homo-Szene - die Juden verhöhnen den
von Bewaffneten begleiteten, auf einer Tribüne ausgestellten Heiland — zurück.
Die Bordüre zeigt in starkem Maße den Einfluß des Barocks, Rankenwerk schmiegt
sich um Knabengestalten mit Helm und Schild, auf die Passion bezügliche Embleme
— u. a. das Waschgefäß des Pilatus — füllen die Felder der breitgezeichneten Eck-
kartuschen, auf Girlanden treiben Putten ihr Spiel, die Schrifttafeln m den Mitten der
oberen und unteren Rahmung erläutern die Darstellungen. Die Vollendung der Reihe
erfolgt nicht vor 1609. Behänge aus Papini's Atelier, die den letzten Jahrzehnten des
16. Jahrhunderts angehören, finden sich verhältnismäßig häufig in den^ Sammlungen
und im Kunsthandel. Eine Portiere im Pariser Gobelinsmuseum (29) (H. 2,25 m, L. 1,38 m,
Abb. 402) zeigt in einer architektonischen von Säulen umrahmten Nische einen Papst
— das Haupt umstrahlt der Nimbus —, der dem knienden Sankt Dominikus den Segen
erteilt. Die schwarze Wirkerkante zeigt die Stadtmarke von Florenz F Lilie F, den
Buchstaben P (Papini) und ein Monogramm S-I, dessen Deutung sich mir zunächst ent-
zieht, das einen der in der Papini'schen Manufaktur tätigen Wirker bezeichnet, jeden-
falls mit Benedetto Squilli, dem Vorgänger Papini's, nichts zu tun hat. Die gleiche
Sammlung besitzt einen Behang (H. 4,10 m, L. 3,00 m) aus einer alttestamenthchen
Serie, nach einem Entwürfe Salviali's: Loth folgt mit seinen beiden löchtern, von
einem Engel geleitet, dem göttlichen Strahl, der aus den Wolken bricht Die Bordüre
verarbeitet den üblichen architektonischen Apparat: Hermen, Widderköpte, Draperien,
Putten, Kartuschen, Frucht- und Blumengehänge. Die braune Lisiere trägt keine
Signatur. Der Teppich stammt möglicherweise noch aus der Squilh sehen Manu-
faktur. Eine um 1600 entstandene, hervorragende Jahreszeitenserie nach Allesandro
Allori's Entwürfen ist mir in zwei Teppichen bekannt. Der eine — Herbst — eignet
dem Berliner Schloßmuseum (30), der andere — Sommer (Abb. 403) — befand sich
vor einigen Jahren im Besitze der Münchener Kunsthandlung L. Bernheimer. In beiden
Fällen beherrscht die malerisch gegen einen üppig belaubten Baum gestellte Götter-
figur - Bacchus mit Panther und Silenknaben, Ceres mit Füllhorn — die Vorder-
bühne, der Hintergrund ist der für die Jahreszeit typischen Beschäftigung — VVein-
ernte, Kornmahd und Fischfang — vorbehalten. Abgesehen von dem Symbol m
der Mitte der oberen Kartusche, einem Räuchergefäß, ist die Entwicklung der Bordüre
bei jeder Jahreszeit verschieden. Während die Fassung des Berliner Teppichs mit
seinem architektonischen Gerippe - Schilde mit Löwenmasken, Kartuschen mit
Camaieufiguren, verbrämt mit Fruchtgirlanden und Putten — sich noch stark an den
in erster Linie von Salviati geschaffenen Typ anlehnt, beschränkt die Rahmung des
Sommers das konstruktive Element auf ein Minimum. Der Vollständigkeit halber seien
vier im Dreieck disponierte Teppiche erwähnt, eine Geschichte Abigails die der
Katalog (No. 105-108) der R. Galleria degli Arazzi als florentm.sche Arbeiten des
16. Jahrhunderts bezeichnet, die möglicherweise dem Atelier des jüngeren Rost ent-
stammen, im übrigen aber stark an die Brüsseler Behänge der sechziger und siebziger
Jahre erinnern (Abb. 404). . , .. .
Das beginnende siebzehnte Säkulum bringt der med.ceischen Manufaktur mannig-
fache Hemmungen. Cosimo IL, der 1609 seinem Vater Ferdinand I auf dem 1 hrone
Toskanas folgt, zeigt nur ein bedingtes Interesse für reiche Bild Wirkereien Die rne-
dieeischen Wandteppichwerkstätten finden vornehmlich ihren Rückhalt bei dem wohl-
habenden ausländischen Klerus und dem Hochade]. Die Konkurrenz wird schwierig; die
altangesehenen Brüsseler und Oudenaarder Ateliers behaupten nach wie vor ihr Absatz-
gebiet, namentlich Rom ist ein zahlungsfähiger und williger Käufer. Die neugegründeten
flämischen Werkstätten in Paris unter van den Planken und de Comans gewinnen m
wenigen Jahren einen Weltruf. Die Großen Italiens liebäugeln mit eigenen Bildwirker-
manufakturen; Kardinal Barberini erfaßt zu Ende der zwanziger Jahre die Frage r
389
Lodovico Cardi da Cigoli, dem späteren Repräsentanten der florentinischen Seicento-
schule; der Karton gelangt 1601 zur Ablieferung. Auf Domenico Passignano gehen
wahrscheinlich der Judaskuß (Abb. 400, die Wirkerkante trägt links als Signatur F.A.1-.
^ 1600) und die wenig glückliche Ecce - homo-Szene - die Juden verhöhnen den
von Bewaffneten begleiteten, auf einer Tribüne ausgestellten Heiland — zurück.
Die Bordüre zeigt in starkem Maße den Einfluß des Barocks, Rankenwerk schmiegt
sich um Knabengestalten mit Helm und Schild, auf die Passion bezügliche Embleme
— u. a. das Waschgefäß des Pilatus — füllen die Felder der breitgezeichneten Eck-
kartuschen, auf Girlanden treiben Putten ihr Spiel, die Schrifttafeln m den Mitten der
oberen und unteren Rahmung erläutern die Darstellungen. Die Vollendung der Reihe
erfolgt nicht vor 1609. Behänge aus Papini's Atelier, die den letzten Jahrzehnten des
16. Jahrhunderts angehören, finden sich verhältnismäßig häufig in den^ Sammlungen
und im Kunsthandel. Eine Portiere im Pariser Gobelinsmuseum (29) (H. 2,25 m, L. 1,38 m,
Abb. 402) zeigt in einer architektonischen von Säulen umrahmten Nische einen Papst
— das Haupt umstrahlt der Nimbus —, der dem knienden Sankt Dominikus den Segen
erteilt. Die schwarze Wirkerkante zeigt die Stadtmarke von Florenz F Lilie F, den
Buchstaben P (Papini) und ein Monogramm S-I, dessen Deutung sich mir zunächst ent-
zieht, das einen der in der Papini'schen Manufaktur tätigen Wirker bezeichnet, jeden-
falls mit Benedetto Squilli, dem Vorgänger Papini's, nichts zu tun hat. Die gleiche
Sammlung besitzt einen Behang (H. 4,10 m, L. 3,00 m) aus einer alttestamenthchen
Serie, nach einem Entwürfe Salviali's: Loth folgt mit seinen beiden löchtern, von
einem Engel geleitet, dem göttlichen Strahl, der aus den Wolken bricht Die Bordüre
verarbeitet den üblichen architektonischen Apparat: Hermen, Widderköpte, Draperien,
Putten, Kartuschen, Frucht- und Blumengehänge. Die braune Lisiere trägt keine
Signatur. Der Teppich stammt möglicherweise noch aus der Squilh sehen Manu-
faktur. Eine um 1600 entstandene, hervorragende Jahreszeitenserie nach Allesandro
Allori's Entwürfen ist mir in zwei Teppichen bekannt. Der eine — Herbst — eignet
dem Berliner Schloßmuseum (30), der andere — Sommer (Abb. 403) — befand sich
vor einigen Jahren im Besitze der Münchener Kunsthandlung L. Bernheimer. In beiden
Fällen beherrscht die malerisch gegen einen üppig belaubten Baum gestellte Götter-
figur - Bacchus mit Panther und Silenknaben, Ceres mit Füllhorn — die Vorder-
bühne, der Hintergrund ist der für die Jahreszeit typischen Beschäftigung — VVein-
ernte, Kornmahd und Fischfang — vorbehalten. Abgesehen von dem Symbol m
der Mitte der oberen Kartusche, einem Räuchergefäß, ist die Entwicklung der Bordüre
bei jeder Jahreszeit verschieden. Während die Fassung des Berliner Teppichs mit
seinem architektonischen Gerippe - Schilde mit Löwenmasken, Kartuschen mit
Camaieufiguren, verbrämt mit Fruchtgirlanden und Putten — sich noch stark an den
in erster Linie von Salviati geschaffenen Typ anlehnt, beschränkt die Rahmung des
Sommers das konstruktive Element auf ein Minimum. Der Vollständigkeit halber seien
vier im Dreieck disponierte Teppiche erwähnt, eine Geschichte Abigails die der
Katalog (No. 105-108) der R. Galleria degli Arazzi als florentm.sche Arbeiten des
16. Jahrhunderts bezeichnet, die möglicherweise dem Atelier des jüngeren Rost ent-
stammen, im übrigen aber stark an die Brüsseler Behänge der sechziger und siebziger
Jahre erinnern (Abb. 404). . , .. .
Das beginnende siebzehnte Säkulum bringt der med.ceischen Manufaktur mannig-
fache Hemmungen. Cosimo IL, der 1609 seinem Vater Ferdinand I auf dem 1 hrone
Toskanas folgt, zeigt nur ein bedingtes Interesse für reiche Bild Wirkereien Die rne-
dieeischen Wandteppichwerkstätten finden vornehmlich ihren Rückhalt bei dem wohl-
habenden ausländischen Klerus und dem Hochade]. Die Konkurrenz wird schwierig; die
altangesehenen Brüsseler und Oudenaarder Ateliers behaupten nach wie vor ihr Absatz-
gebiet, namentlich Rom ist ein zahlungsfähiger und williger Käufer. Die neugegründeten
flämischen Werkstätten in Paris unter van den Planken und de Comans gewinnen m
wenigen Jahren einen Weltruf. Die Großen Italiens liebäugeln mit eigenen Bildwirker-
manufakturen; Kardinal Barberini erfaßt zu Ende der zwanziger Jahre die Frage r
389