Schwabach (17.—18. Jahrhundert)
Peijre, tapissier, sa femme et un Enfant, qui est aller travailler a Erlang manquand
d'ouvrage."
Das von Markgraf Johann Friedrich gegründete Unternehmen ist erloschen. Meissonier
und Dumonthel fristen ihr Dasein als Hofwirker, d. h. sie sind als Rentraieurs und Tape-
ziere (im heutigen Sinne) tätig. Die wüste Wirtschaft des Markgrafen Wilhelm Friedrich
(gest. 1723) und die auf andere Interessen eingestellten Bestrebungen seines Nachfolgers
Karl Wilhelm Friedrich boten naturgemäß einer Bildteppichmanufaktur, die in erster Linie
auf fürstlichen Luxus, auf ein verständnisvolles Entgegenkommen angewiesen war, keiner-
lei Nährboden.
b) Erhaltene Arbeiten.
Die einzigen signierten Schwabacher Behänge entstammen dem Atelier des Jean Peux.
Die beiden Teppiche gehören zu der Elementenfolge, die Kartons sind wahrscheinlich die
gleichen, nach denen Marie Magdeleine Claravaux arbeiten ließ, sie schmücken das Trep-
penhaus der Feste Koburg. Die Signatur „PEUX. A. SGHWOBAC" läßt über das Atelier kei-
nen Zweifel. Die Höhe beträgt 3,35 m (3,36 m), das größere Stück (Abb. 230) ist 4,65 m, das
kleinere 2,60 m lang (Abb. 231). Die einst lebhafte Farbenstimmung — es herrschen gelbe,
rote und blaue Töne vor — ist durch das Alter getrübt. Die Technik ist mittelfein, auf einen
Zentimeter kommen fünf Kettfäden. Als Vorbild dienten Stichvorlagen im Stile Berains.
Die Wirker der lothringischen Manufaktur von La Malgrange, Bacor und Mangin, verwer-
teten im übrigen das gleiche Motiv, allerdings in wesentlich edlerer Auffassung und in voll-
endeterer heimischer Durchführung. Zu der Folge gehört ein Zwischenfensterteppich
(H. 3,20 m, L. 1,20 m) in der gleichen Rahmung — unter dem Mittelbaldachin des Innenbil-
des steht eine allegorische Figur mit Turban, ober- und unterhalb finden sich die bekannten
Ranken —, der 1931 (20./21. Oktober, Nr. 207) mit der Sammlung Jakob Doppler bei Hei-
ning in München unter den Hammer kam.
In engster Verbindung mit den beiden Behängen der Feste Koburg steht eine Folge im
Besitze der Berliner Kunsthandlung Margraf & Co. Sowohl die typische, etwas schwere
Farbengebung (brauner Grund), wie die Technik stimmen vollkommen mit den erwähnten
Wirkereien überein. Neu ist die Bordürenlösung: Akanthusblätter um einen Stab gewunden,
Agraffen in den Ecken und den Mitten der Leisten. Das größte Stück der Folge (Abb. 232,
H. 3,20 m, L. 4,60 m) — Diana mit Putto im Muschelsitz — zeigt nur geringfügige Abwei-
chungen von dem Koburger Exemplar. Die rahmenden seitlichen Groteskenstreifen sind bis
auf einige Details — die Vögel und Affen sind zum Fortfall gekommen — identisch.
Entsprechende Vereinfachungen haben bei dem Rahmen der Mittelpartie stattgefunden:
anstatt der Blumenkörbe auf der oberen Querleiste erscheinen Adler, die seitlichen dünnen
stützenden Hermen sind sinngemäß durch Architekturkonstruktionen ersetzt. Völlig ge-
ändert ist der Sockel der ruhenden Göttergruppe. Die Wasserspiele sind verschwunden;
unter dem Muschelthron breitet sich ein buntfarbiger Teppich, ein Knabe und ein Mädchen,
die leicht an die Figuren der italienischen Komödie anklingen, bringen huldigend Blumen;
den Abschluß bildet ein mit dem bekannten Rautenmuster belegter Sockel; ausschwingende
Ranken erhöhen den Eindruck des Leichten und Graziösen. Die Technik ist um einen Grad
gewandter als das Verfahren in den Koburger Behängen. Eine Signatur ist nicht vorhan-
den. An der Schwabacher Provenienz besteht kein Zweifel; als Meister kommen entweder
einer der Peux, vielleicht auch die Gebrüder Demonteils in Frage.
Die schmäleren Stücke halten sich ziemlich streng an den, durch den großen Behang be-
stimmten Aufbau (Ceresteppich, Abb. 233a, H. 3,23 m, L. 2,24 m), nach ähnlichem Schema
arbeitet ein Zwischenfensterstück (Mars, Abb. 234a, H. 3,20 m, L. 1,65 m). Eine Variante in
dem rahmenden Aufbau bringt der Artemisteppich (sitzende Göttin mit dem Wurfpfeil,
33 Göbel, Wandteppiche III.
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Peijre, tapissier, sa femme et un Enfant, qui est aller travailler a Erlang manquand
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Das von Markgraf Johann Friedrich gegründete Unternehmen ist erloschen. Meissonier
und Dumonthel fristen ihr Dasein als Hofwirker, d. h. sie sind als Rentraieurs und Tape-
ziere (im heutigen Sinne) tätig. Die wüste Wirtschaft des Markgrafen Wilhelm Friedrich
(gest. 1723) und die auf andere Interessen eingestellten Bestrebungen seines Nachfolgers
Karl Wilhelm Friedrich boten naturgemäß einer Bildteppichmanufaktur, die in erster Linie
auf fürstlichen Luxus, auf ein verständnisvolles Entgegenkommen angewiesen war, keiner-
lei Nährboden.
b) Erhaltene Arbeiten.
Die einzigen signierten Schwabacher Behänge entstammen dem Atelier des Jean Peux.
Die beiden Teppiche gehören zu der Elementenfolge, die Kartons sind wahrscheinlich die
gleichen, nach denen Marie Magdeleine Claravaux arbeiten ließ, sie schmücken das Trep-
penhaus der Feste Koburg. Die Signatur „PEUX. A. SGHWOBAC" läßt über das Atelier kei-
nen Zweifel. Die Höhe beträgt 3,35 m (3,36 m), das größere Stück (Abb. 230) ist 4,65 m, das
kleinere 2,60 m lang (Abb. 231). Die einst lebhafte Farbenstimmung — es herrschen gelbe,
rote und blaue Töne vor — ist durch das Alter getrübt. Die Technik ist mittelfein, auf einen
Zentimeter kommen fünf Kettfäden. Als Vorbild dienten Stichvorlagen im Stile Berains.
Die Wirker der lothringischen Manufaktur von La Malgrange, Bacor und Mangin, verwer-
teten im übrigen das gleiche Motiv, allerdings in wesentlich edlerer Auffassung und in voll-
endeterer heimischer Durchführung. Zu der Folge gehört ein Zwischenfensterteppich
(H. 3,20 m, L. 1,20 m) in der gleichen Rahmung — unter dem Mittelbaldachin des Innenbil-
des steht eine allegorische Figur mit Turban, ober- und unterhalb finden sich die bekannten
Ranken —, der 1931 (20./21. Oktober, Nr. 207) mit der Sammlung Jakob Doppler bei Hei-
ning in München unter den Hammer kam.
In engster Verbindung mit den beiden Behängen der Feste Koburg steht eine Folge im
Besitze der Berliner Kunsthandlung Margraf & Co. Sowohl die typische, etwas schwere
Farbengebung (brauner Grund), wie die Technik stimmen vollkommen mit den erwähnten
Wirkereien überein. Neu ist die Bordürenlösung: Akanthusblätter um einen Stab gewunden,
Agraffen in den Ecken und den Mitten der Leisten. Das größte Stück der Folge (Abb. 232,
H. 3,20 m, L. 4,60 m) — Diana mit Putto im Muschelsitz — zeigt nur geringfügige Abwei-
chungen von dem Koburger Exemplar. Die rahmenden seitlichen Groteskenstreifen sind bis
auf einige Details — die Vögel und Affen sind zum Fortfall gekommen — identisch.
Entsprechende Vereinfachungen haben bei dem Rahmen der Mittelpartie stattgefunden:
anstatt der Blumenkörbe auf der oberen Querleiste erscheinen Adler, die seitlichen dünnen
stützenden Hermen sind sinngemäß durch Architekturkonstruktionen ersetzt. Völlig ge-
ändert ist der Sockel der ruhenden Göttergruppe. Die Wasserspiele sind verschwunden;
unter dem Muschelthron breitet sich ein buntfarbiger Teppich, ein Knabe und ein Mädchen,
die leicht an die Figuren der italienischen Komödie anklingen, bringen huldigend Blumen;
den Abschluß bildet ein mit dem bekannten Rautenmuster belegter Sockel; ausschwingende
Ranken erhöhen den Eindruck des Leichten und Graziösen. Die Technik ist um einen Grad
gewandter als das Verfahren in den Koburger Behängen. Eine Signatur ist nicht vorhan-
den. An der Schwabacher Provenienz besteht kein Zweifel; als Meister kommen entweder
einer der Peux, vielleicht auch die Gebrüder Demonteils in Frage.
Die schmäleren Stücke halten sich ziemlich streng an den, durch den großen Behang be-
stimmten Aufbau (Ceresteppich, Abb. 233a, H. 3,23 m, L. 2,24 m), nach ähnlichem Schema
arbeitet ein Zwischenfensterstück (Mars, Abb. 234a, H. 3,20 m, L. 1,65 m). Eine Variante in
dem rahmenden Aufbau bringt der Artemisteppich (sitzende Göttin mit dem Wurfpfeil,
33 Göbel, Wandteppiche III.
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