6. Die Bradshaw-Manufaktur.
Noch manche Unsicherheit besteht hinsichtlich der Manufaktur Bradshaws, eines Lon-
doner Wirkers (Fulham) von ungewöhnlichem Können. Der Meister scheint in erster Linie
die Möbelwirkerei bevorzugt zu haben. U. a. birgt Beiton House eine bemerkenswerte Garni-
tur. Die Rücklehne des Sofas zeigt auf graubraunem Grunde im Mittelmedaillon den sieg-
haften Hahn — der Gegner liegt am Boden —, Blumenkörbe flankieren das Motiv; Ranken-
werk, in dem Papageien spazieren, dient als Rahmung. Der Sitz gruppiert Blumenbunt um
eine Mittelkartusche (Venus und Amoretten); die Signatur des Sitzblattes meldet (rechts
vorn) Stranoyer
Bradshaw186).
Die Dekoration der Stuhlrückblätter beschränkt sich auf üppige Blumensträuße und
Rocaillen. Zu verwandten Garnituren gehören zwei Wandschirme, der eine in der Samm-
lung Frank Green, der zweite im Besitz des Lieut. Col. Groft Lyons167).
Eine weitere Quelle (die 1773 veröffentlichte Geschichte von Holkham) spricht von zwei
Supraporten — Venus, Vulkan und Kupido — von der Hand „des verstorbenen Mr. Brad-
shaw".
Des Meisters Signatur — Bradshaw-Londoner-Wappen-Stranover — erscheint auf einer
vorzüglich durchgeführten Jagdszene, die ihre Anlehnung an die Oudryschen „Jagden Lud-
wigs XV." deutlich verrät: ein berittener Jäger stößt ins Horn; der Knecht lagert auf moo-
siger Böschung; die Hunde springen am Pikör hoch; das Stück zählte zu der Sammlung
Martin van Straaten. DieWiederholung eines Teiles der Venus-und-Adonis-Folge nach Albani
(in Holkham), die nach der Überlieferung von George Smith Bradshaw in Fulham durch-
geführt wurde, fand bei der Besprechung der Manufaktur Vanderbanks (Soho) bereits
Erwähnung168).
Weitaus die bedeutungsvollste Serie, die mit Bradshaws Namen verknüpft ist, sind die
vier prächtigen Behänge im Besitze des Lord Dysart auf Ham House169) (Surrey). Der
unbekannte Kartonzeichner arbeitet nach Gemälden und Stichen Watteaus, Paters und
anderer führender französischer Meister des 18. Säkulums. Die Folge beginnt mit der
„Fruchternte". Außer dem Exemplar von Ham House ist mir eine Version, links durch eine
Brunnengruppe erweitert, im Besitze der New Yorker Kunsthandlung P. W. French bzw.
der Kent Gallery (London), bekannt170) (Abb. 155b). Eine dritte Kopie befindet sich im
französischen Kunsthandel. Es folgen „das Schaukelspiel" (Ham House, P. W. French &
Co. (Abb. 156), Kent Gallery, London), „der Tanz" mit der Signatur BRADSHAW in der
rechten unteren Ecke der Bilddarstellung — in der Mitte das Paar; rechts lagernde Zu-
schauer und der Flötenspieler; links ein Kavalier mit seiner Dame, die auf ein zerfallenes
Denkmal zuschreiten — und die „Quelle" (eine Wiederholung in der Kent Gallery, Lon-
don) . Die technische Durchführung überragt die Arbeiten der anderen gleichzeitigen engli-
schen Ateliers; bemerkenswert ist die virtuose Wiedergabe der schwarzen Gewänder. In
Holkham hängen weitere elf Wirkereien nach Watteau, zum Teil (8) Bruchstücke der erst-
erwähnten Folge, zum Teil (3) neue Motive: 1. Gitarrespieler mit tanzendem Paar,
2. Gitarrespieler an der Fontaine, 3. Figuren aus der „Fruchternte" und der „Schaukel",
erweitert durch Frauengruppen mit Blumen. Vier schmale Behänge in Drakelowe wieder -
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Noch manche Unsicherheit besteht hinsichtlich der Manufaktur Bradshaws, eines Lon-
doner Wirkers (Fulham) von ungewöhnlichem Können. Der Meister scheint in erster Linie
die Möbelwirkerei bevorzugt zu haben. U. a. birgt Beiton House eine bemerkenswerte Garni-
tur. Die Rücklehne des Sofas zeigt auf graubraunem Grunde im Mittelmedaillon den sieg-
haften Hahn — der Gegner liegt am Boden —, Blumenkörbe flankieren das Motiv; Ranken-
werk, in dem Papageien spazieren, dient als Rahmung. Der Sitz gruppiert Blumenbunt um
eine Mittelkartusche (Venus und Amoretten); die Signatur des Sitzblattes meldet (rechts
vorn) Stranoyer
Bradshaw186).
Die Dekoration der Stuhlrückblätter beschränkt sich auf üppige Blumensträuße und
Rocaillen. Zu verwandten Garnituren gehören zwei Wandschirme, der eine in der Samm-
lung Frank Green, der zweite im Besitz des Lieut. Col. Groft Lyons167).
Eine weitere Quelle (die 1773 veröffentlichte Geschichte von Holkham) spricht von zwei
Supraporten — Venus, Vulkan und Kupido — von der Hand „des verstorbenen Mr. Brad-
shaw".
Des Meisters Signatur — Bradshaw-Londoner-Wappen-Stranover — erscheint auf einer
vorzüglich durchgeführten Jagdszene, die ihre Anlehnung an die Oudryschen „Jagden Lud-
wigs XV." deutlich verrät: ein berittener Jäger stößt ins Horn; der Knecht lagert auf moo-
siger Böschung; die Hunde springen am Pikör hoch; das Stück zählte zu der Sammlung
Martin van Straaten. DieWiederholung eines Teiles der Venus-und-Adonis-Folge nach Albani
(in Holkham), die nach der Überlieferung von George Smith Bradshaw in Fulham durch-
geführt wurde, fand bei der Besprechung der Manufaktur Vanderbanks (Soho) bereits
Erwähnung168).
Weitaus die bedeutungsvollste Serie, die mit Bradshaws Namen verknüpft ist, sind die
vier prächtigen Behänge im Besitze des Lord Dysart auf Ham House169) (Surrey). Der
unbekannte Kartonzeichner arbeitet nach Gemälden und Stichen Watteaus, Paters und
anderer führender französischer Meister des 18. Säkulums. Die Folge beginnt mit der
„Fruchternte". Außer dem Exemplar von Ham House ist mir eine Version, links durch eine
Brunnengruppe erweitert, im Besitze der New Yorker Kunsthandlung P. W. French bzw.
der Kent Gallery (London), bekannt170) (Abb. 155b). Eine dritte Kopie befindet sich im
französischen Kunsthandel. Es folgen „das Schaukelspiel" (Ham House, P. W. French &
Co. (Abb. 156), Kent Gallery, London), „der Tanz" mit der Signatur BRADSHAW in der
rechten unteren Ecke der Bilddarstellung — in der Mitte das Paar; rechts lagernde Zu-
schauer und der Flötenspieler; links ein Kavalier mit seiner Dame, die auf ein zerfallenes
Denkmal zuschreiten — und die „Quelle" (eine Wiederholung in der Kent Gallery, Lon-
don) . Die technische Durchführung überragt die Arbeiten der anderen gleichzeitigen engli-
schen Ateliers; bemerkenswert ist die virtuose Wiedergabe der schwarzen Gewänder. In
Holkham hängen weitere elf Wirkereien nach Watteau, zum Teil (8) Bruchstücke der erst-
erwähnten Folge, zum Teil (3) neue Motive: 1. Gitarrespieler mit tanzendem Paar,
2. Gitarrespieler an der Fontaine, 3. Figuren aus der „Fruchternte" und der „Schaukel",
erweitert durch Frauengruppen mit Blumen. Vier schmale Behänge in Drakelowe wieder -
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